Liebe Frau Neumann,
seit Samstag bekommt unsere Tochter (5,5 Monate) mittags frischen Pastinaken-Brei und liebt es. Ich habe mich sehr viel mit dem Thema Beikost beschäftigt und sogar einen Kurs gemacht, aber es sind noch viele Fragen offen bzw gibt es bei vielen Punkten so konträre Aussagen. Von daher brauche ich bitte Ihre Hilfe! Ich bin einfach stark verunsichert!
1. Unsere Hebamme hat empfohlen einmal die Woche ein halbes gekochtes Eigelb zu geben. Andere sagen wieder auf Ei verzichten.
2. Ab wann gibt man nun wirklich Nudeln und Reis und Bztter statt Öl??
3. Gibt man Wasser und Tee zum Start der Beikost oder erst zum dritten Brei?
4. Rührt man den abendlichen Brei mit Kuhmilch oder unserer HA-Pre-Milch an?
5. Wie oft muss es Fleisch geben? Ich wollte pro Woche je 1x Fleisch, Fisch und Haferflocken geben. Ich lebe vegetarisch und möchte nicht so oft Fleisch geben, ist sowieso schon eine Herausforderung für mich.
6. Welches Öl nimmt man nun? Ich hatte ein Bio-Raosöl gekauft; ist aver kaktgepresst. Nun habe ich aks schnelle Lösung das Hipp Beikostöl, ist aver keine dauerhafte Lösung.
7. Worauf muss ich bei dem Saft zum Mittagsbrei achten? Was genau kaufe ich da? Einfach Saft aus dem Bio-Supermarkt? Welche Sorten? Kann ich als Obstmus auch Alnatura-Obstmark nehmen? Oder schon geriebenen Apfel?
Also entweder Saft oder Obstmus, um das Eisen besser aufnehmen zu können?
8. Ab wann kann ich mittags das Gemüse mixen? Also z.B. Kürbis-Pastinaken-Kartoffel-Brei?
9. Kann ich für Gemüse, Pellkartoffeln und Fleisch und Fisch auch ein Dampfgargerät benutzen und dann alles mit abgekochtem Wasser pürieren?
Es sind so viele Fragen und wahrscheinlich sollte ich mich eine Runde locker machen, aber ich möchte halt alles richtig machen :-(
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
DamenZimmer
von
DamenZimmer
am 21.09.2015, 10:02
Antwort auf:
Beikosteinführung - völlig verwirrt!
Hallo DamenZimmer
das Thema Beikost ist wirklich nicht unbedingt einfach zu durchblicken. Es gibt unzählige Empfehlungen, Bücher, Kurse, Berater und Meinungen. Das kann alles sehr verwirrend sein.
Der Einfachheit halber, gehe ich deine Fragen chronologisch durch:
1.Vor ca 15-20 Jahren gab es die Empfehlung einmal wöchentlich ein gekochtes Eigelb (statt Fleisch) in den Mittagsbrei zu geben. Diese Empfehlung gilt heute in dieser Form nicht mehr. Eier in der Familienkost (ab 10. Lm) oder im Kuchen bzw im Zwieback sind okay. Ein Extra Ei(gelb) fürs Kind ist nicht notwendig. Es sollte als eisenreicher Fleischersatz dienen.
2. Kleine Nudeln (oder weich gekochte Reiskörner) können ab dem 8. Lm, wenn die Kost stückiger werden darf, gegeben werden. Die veränderte, krümelige Konsistenz soll zum Kauen anregen. Nudeln und Reis enthalten viel weniger Vitamine und Mineralstoffe als Kartoffeln, weshalb sie kaum Erwähnung in Standard-Breirezepten finden. Im stückigen Brei haben sie die Funktion, dem Baby einen neuen "Eindruck" zu vermitteln. Die neue Konsistenz soll helfen, langfristig von breiig zu stückig wechseln.
(Gekaufte) Babybreie (für Babys unter 8 M) mit Nudeln und Co sind möglich, aber nicht notwendig. Hier hat sich die Produktpalette stark am Geschmack der Erwachsenen orientiert.
Nudeln in italienischen Babyprodukten haben zugesetzte Vitamine.
Butter kann ab dem 8.Lm zum milchfreien GOB dazu kommen. Butter harmoniert geschmacklich gut dazu. Beim Öl geht es neben der Sättigung auch um die Fettzusammensetzung. Die Fettsäurenzusammensetzung der Beikostöle* (bzw auch bei Rapsöl oder Sonnenblumenöl, auch Maiskeimöl) gilt als besonders ideal für die Gehirnentwicklung für Babys. Butter hat eine andere Fettsäurenzusammensetzung, die zwar auch gut, aber nicht die 1. Wahl für den GFK-Brei ist.
3. Wasser kannst du dann anbieten, wenn die Milchflasche durch die Breimahlzeit ersetzt wurde. Nach dem Brei mögen viele Babys an der Gewohnheit festhalten, noch etwas zu nuckeln. Manche Babys möchten anschliessend nichts trinken. Probiers also aus. Wenn dein Baby trinkt, ist das gut. Wenn nicht, dann ist das auch okay.
4. Du kannst den Milchbrei mit Folgemilch anrühren.
Als Breizutat ist Kuhmilch im Milchbrei möglich, denn als Breizutat (zusammen mit Getreide) ergänzen sich anderen Nährstoffe sehr gut.
Bei sehr jungen Babys ist es dennoch empfehlenswert, den Brei zuerst nur mit der sog. Halbmilch zuzubereiten. Das bedeutet 50% Wasser und 50% Kuhmilch und erst später 100% Kuhmilch als Zutat zu verwenden.
Da Kuhmilch aber häufiger Allergien auslöst, ist sie in der Beikost durchaus umstritten. Manche Experten befürworten die Gabe von Kuhmilch als Breizutat, andere Experten raten von Kuhmilch im 1. Lj komplett ab. Besteht ein erhöhtes Allergierisiko beim Baby, sollte die Gabe von Kuhmilch vorerst (bis zu 1. Geb.) auf jeden Fall hintanstehen, ggf mit dem KiA besprechen.
Evtl kannst du ab dem 7. Lm von der HA-Milch zu einer anderen Folgemilchsorte wechseln. Besprich dich dabei mit dem KiA oder frage ggf Frau Dr. Reibel im Nachbarforum nach ihrer Einschätzung.
5.Fleisch sollte, wenn du nicht stillst, durchaus bis zu 100 g in der Woche hinzu kommen. Das bedeutet etwa 20 g pro Tag, an 5 Tagen die Woche. Mit steigendem Alter werden bis 150g in der Woche empfohlen, d.h. ca 30g am Tag.
Fleischersatz (Haferflocken) musst du an den fleischfreien Tagen nicht geben. Haferflocken im Mittagsbrei sind nur notwendig, wenn du auf Fleisch komplett verzichtest. Ab dem 8.Lm kannst du einmal die Woche Fisch in den Brei geben.
6. kaufe ein handelsübliches Rapsöl, das nicht kaltgepresst ist. Wahlweise ein Sonnenblumenöl oder Maiskeimöl.
7. Saftzugabe
kurze Antwort:
wenn du selbst kochst und Fleisch in den Brei gibst, brauchst du dir darüber keine weiteren Gedanken machen.
lange Antwort:
die Sache mit dem Saft... ja, also, die Saftzugabe (Vit-C-haltig) soll im Brei, durch das enthaltene Vit C, die bessere Verwertbarkeit von Eisen bewirken. Handelsüblicher Obstsaft enthält davon allerdings leider kaum nenneswerte Mengen. Deine Idee, frischen, ganz fein geriebenen Apfel (Glasreibe) dazu zu geben, ist deswegen sehr gut. Wenn dein Baby (wie alt?, am besten schon mind. 6 M+) ) den frisch geriebenen Apfel (roh) gut verträgt, ist das eine ausgezeichnete Möglichkeit, um den GKF-Brei hinsichtlich der dadurch verbesserten Eisenresorption, zu ergänzen Bei sehr jungen Babys ( 6 M -) kann es sinnvoll sein, einen Apfelsaft mit Vit C - Zusatz - aus dem Sortiment der Babykost - zu nehmen.
Früher galt die Empfehlung frischen Orangensaft hinzuzufügen. Orangensaft ist in der Regel säurereicher als bspw Apfelsaft. Weil aber manche Babys O-saft (Südfrucht) weniger gut vertragen, gilt als Empfehlung heutzutage eben: Apfelsaft. Den gibt es mit einem Vit C-Zusatz und säurearm im Sortiment der Babykost. Gewöhnlicher A-Saft hat nicht so üppige Mengen Vitamin C. Der Saft sollte jedoch möglichst viel Vitamin C enthalten. Mit dem Saft aus dem Sortiment der Babykosthersteller wärest du auf der sicheren Seite.
Wenn du O-Saft selbst pressen möchtest (ab 8 M +, wenn es dein Baby verträgt), dann nimm dafür aber unbedingt unbehandelte/ungespritzte Orangen.
Und noch was: wenn du ganz frisch kochst, ist im Brei auch noch Vit C enthalten. Und wenn du stillst, bekommt dein Baby durch die Mumi gut resorbierbares Eisen. Nur unerlässlich ist der Vit C-Zusatz im GK-Brei auf jeden Fall bei der vegetarischen Variante, wenn Haferflocken statt Fleisch enthalten sind.
8. wenn dein Baby eine Sorte GK(F)-Brei gut und verlässlich isst, kannst du beginnen, neue Gemüsesorten zu verwenden.
9. ja, perfekt! Das Garwasser solltest du zum Pürieren verwenden. Fehlendes Wasser, das du zum Pürieren benötigst, kannst du abgekocht dazu geben.
Also dann
ich hoffe, du bist jetzt ein bisschen informierter und kannst alsbald mit dem Abenteuer Beikost beginnen.
Bis bald
Grüße
B.Neumann
*Der Vorteil von Beikostöl ist die besonders gute Qualität: es handelt sich um schadstoffarme, kaltgepresste Öle, die schonend und hygienisch einwandfrei produziert werden. Viele kaltgepresste Öle gelten ansonsten für Beikost als nur bedingt empfehlenswert. Denn kaltgepresste Öle können aufgrund der Produktion Veruneinigungen haben, Trübstoffe enthalten, sie sind sozusagen "roh" und können u.U. Stoffe enthalten, die von Babies noch nicht optimal verstoffwechselt werden können. Auch bspw sind u.a. Geruchs-, Geschmacks- und Bitterstoffe zu nennen.
Beikostöl ist trotz Kaltpressung für die Beikost geeignet, da es besonders sorgfälitig hergestellt und kontrolliert wird.
Beikost-Ölmischungen sind verfeinerte Kompositionen im Hinblick auf die Fettsäurenzusammensetzung.
Das Mischungsverhältnis von Omega 3-und 6 Fettsäuren ist hier besonders ausgewogen.
Manche Beikostöle erfahren eine spezielle Nachbehandlung und unterscheiden sich von herkömmlichen kaltgepressten Ölen in Geschmack und Farbe. Bpsw kann es eine Nachbehandlung mit heissem Wasserdampf (bis 180 °C) geben, wodurch die Inhaltsstoffe (bspw Vitamine) gut erhalten bleiben. Der Geschmack wird mild, die Farbe heller. Durch das spezielle Verfahren wird das Öl besser haltbarer und verdirbt nicht so schnell, d.h es wird weniger schnell ranzig.
von
Birgit Neumann
am 22.09.2015
Antwort auf:
Beikosteinführung - völlig verwirrt!
Herzlichen Dank für die ausführliche Rückmeldung. Das hilft sehr!!!!
von
DamenZimmer
am 22.09.2015, 16:18