Frage: Beginn bei BLW

Hallo, ab welchem Altern beginnt man mit dem BLW, wenn man möglichst komplett auf Breimahlzeiten verzichten möchte? Ich hatte vor 6 Monate voll zu stillen und dann damit zu beginnen (bzw. wenn die Beikost-Kriterien erreicht sind, also halbwegs selbstständig sitzen können, usw.). Wäre das zu früh? Fängst man mit den gleichen Nahhrungsmitteln an, wie bei den Breimahlzeiten (Möhre, Pastinake, Kartoffel, Banane,...) oder kann er auch auf einem Stück Vollkornbrot rumkauen, sofern er dies möchte... Kann man wirklich ohne Brei auskommen? Vielen Dank im Voraus!

von Friederike1 am 13.11.2016, 21:56



Antwort auf: Beginn bei BLW

Hallo Friederike baby-led-weaning ist eine Methode, die die Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys sanft und langsam einleitet. Der Sinn ist das Fördern der Selbständigkeit. Es entsteht eine Eigendynamik, die im individuellen Prozess für den Verlauf nicht vorhersehbar ist. BLW ermöglicht dem Baby einen eher spielerischen Zugang zu fester Nahrung. Es ermöglicht eine ganzheitliche Vorgehensweise durch Berühren und Betasten der Lebensmittel. Dies geschieht mit den Händen und dem Mund. Babys können bei dieser Art der Beikost in ihrem Tempo lernen und die Menge der Beikost komplett frei bestimmen. Es gibt keine Angaben über idealerweise zuzuführende Mengen, sondern konkrete Empfehlungen zur Beschaffenheit und/oder Zubereitungsweisen der angebotenen Lebensmittel. Gerade zu Beginn ist der Spaß und die Freude am Tun wichtig. Satt werden ist zunächst kein definiertes Ziel. Babys, die sich durch BLW satt essen (können), gibt es. Es ist allerdings eher die Ausnahme und auch erst ab etwa dem 8. Lm prinzipiell möglich. Die Basis bei BLW ist vorrangig und weiterhin das Sattwerden durch Mumi - durch Stillen nach Bedarf. BLW geeignete Lebensmittel sollten weich und salzfrei sein. BLW-geeignete Speisen sollten, vor allem am Afang, sehr basically sein: Gekochte Gemüsesticks, gekochte Kartoffel, ggf weiches (rohes) Obst. Ab etwa dem 8. Lm können erste Probierhappen wie bspw Brot oder Familienkost (gewürzt) häppchenweise in klitzekleinen Mengen zum Probieren angeboten werden. Am besten direkt von deinem/Papa's Löffel oder Teller. Als Mutter hast du bei diesem Konzept keinen Einfluss auf die Kalorienmenge, die dein Baby essen wird. BLW ist eine sanfte Methode, die viel Raum für Individualität lässt. Für dich als Mama ist BLW eher passiv und eher ein Zusehen, bspw dabei wie sich dein Baby mit der Nahrung auseinander setzt. Für BLW sollte ein Baby auf jeden Fall 100% beikostreif sein und gut und selbständig und aufrecht sitzen können. Die dabei leicht nach vorne gebeugte Sitzhaltung ist hilfreich, um das Verschlucken weitestgehend zu vermeiden. Als Eltern sollte man sein Baby gut beobachten und den Zeitpunkt für Fingerfood individuell in Abhängigkeit der Reife, der motorischen Entwicklung und der Neugier des Babys wählen. Manche Babys kommen schon früh und gut mit Fingerfood zurecht, fordern diese regelrecht ein. Und manche Babys brauchen etwas länger, bis Fingerfood gut funktioniert. Das Verschlucken ist ein Schreckmoment für Mama und Baby. Das Verschlucken kommt aber durchaus vor. Bei BLW-geeigneten Speisen gilt es als nicht wirklich gefährlich, doch zu Vorsicht wird immer - auch beim Breiessen und später im Kleinkinderalter - geraten. Sicherheit geht immer vor! Das Verschlucken passiert, wenn die Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht. Das kann passieren, bspw bei nicht angemessener Sitzhaltung, bei Müdigkeit oder Ablenkung, und weil das Kauen (Kaubewegungen machen) und Zerdrücken der Nahrung und das Schlucken kleiner Partikel bspw noch besser gelernt (koordiniert) werden muss. Wenn Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht, wird ein Hust- oder Würgereiz ausgelöst, um die Nahrung wieder hochzuwürgen, um anschließend am besten von dir (Mama, Papa, andere) aus dem Mund geholt zu werden. Wenn das Hochwürgen nicht ganz reibungslos funktioniert, musst du natürlich sofort eingreifen. BLW sollte nur angewendet werden, wenn dein Baby deutlich reif dafür ist und Spaß dabei hat. Dein Baby muss selbständig das weiche Stückchen greifen und zum Mund befördern. Wenn sich dein Baby häufiger verschluckt, bei manchen Babys kommt es häufiger vor als bei anderen, dann solltest du erst später wieder Versuche starten. Babys erste Fingerkost sollte aus weich gedünsteten Obst/Kartoffel/Gemüsestücken bestehen. So kann dein Baby das Essen auf - wörtlich genommen - eigene Faust erkunden. Zubereitungshinweise für babygerechte Gemüsesticks: Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse (Kartoffel oder Obst) gut mit der Faust umschliessen und festhalten. Die Kleinsten lutschen das Stückchen vorsichtig ab und erspüren und erschmecken das "Ding". Ziel ist es, deinem Baby jetzt nur, ihm zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke, neuen Geschmack, Aromen etc zu geben. Der individuelle Weg zur Beikost, d.h. zu einer erweiterten Kostpalette kann bei jedem Baby anders verlaufen. Gut und wichtig ist bei nach Bedarf gestillten Babys zunächst vor allem das Anbieten von Beikost, bspw durch Brei oder Fingerfood und später ggf Familienkost. Was das Baby damit anstellt, kann sehr verschieden sein. Mit Beginn des 7. Lm sind die meisten Babys soweit, und wollen gerne Beikost. Manche Babys kommen schnell mit dem Löffeln zurecht, manche brauchen dafür etwas mehr Zeit - andere Babys - inzwischen immer mehr - wollen lieber alleine essen. - sie wollen keinen Löffel und sie möchten keinen Brei. Bei dieser Art Beikost geht es nicht wirklich um das Essen, sondern die angebotene Nahrung kann spielerisch erkundet werden, mit einem nachhaltig hohen Lern- und Gewöhnungseffekt. Der Sättigungsaspekt ist dabei unerheblich. Beikost, d.h. mehr zu essen als nur Milch, ist im Gesamten betrachtet ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Und darum ist Beikost aus vielen Gründen wichtig - nicht nur zum Sattwerden. Es geht auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc., Wichtig ist und bleibt vorerst, dass dein Kind ausreichend Gelegenheiten erhält, um neues Essen kennen zu lernen. Auch wenn es nur Minimengen sind. Was zählt ist zunächst einzig die Tatsache, dass dein Baby Beikost bekommt und diese isst. Beikost gibt es zusätzlich zum Stillen nach Bedarf. Es geht dabei sowohl um das Erlernen einer neuen Esstechnik (egal ob Löffel oder Finger) als auch an die langsame Gewöhnung von neuen Lebensmitteln. Dein Baby sollte erste kulinarische Erfahrungen machen und den Verdauungstrakt daran gewöhnen. Beim Gefüttert-werden sitzt das Baby meist im Hochstuhl - ist das bei euch auch so? Sitzt dein Baby gegenüber von dir ? Dann iss auch du selbst, denn dein Sohn imitiert dein Verhalten. Machst du den Mund auf, tut es auch dein Baby. Die angebotenen Speisen (Brei oder Fingerfood) sollten immer sehr weich und basically sein, d.h. auf Zusätze wie Salz oder Zucker etc sollte bis zum ca 10. Lm verzichtet werden. Die Kost sollte auch immer so aufbereitet sein, dass sie dein Baby ohne "Gefahr" essen kann. Auf diese spielerische und zwanglose Weise kann sich euer Sohn langsam an Beikost gewöhnen. Sieh BLW als eine Möglichkeit. Du kannst jederzeit auch (zusätzlich)Versuche mit Breiessen starten, wenn du den Eindruck hast, dass dir/euch alles zu lange dauert.... Viel Spaß Grüße Birgit S.

von Birgit Neumann am 15.11.2016