Liebe Frau Neumann,
unser Kind ist jetzt fast 5 Monate (war 6 Wochen zu früh auf der Welt) und der Kinderarzt hat uns empfohlen mit der Beikost ab Anfang 5. Monat zu beginnen. Das haben wir auch gemacht. Ich stille voll und habe die Mittagsmahlzeit mit Brei ergänzt. Leider findet der meist keinen Anklang. Mal ist es ein Teelöffel, mal 2 aber oft wird auch alles ausgespuckt.
In einem Buch für Kinderernährung habe ich gelesen, dass man Babys auch mit Saft an andere Geschmäcker heranführen kann.
Ich habe es einmal mit Bio-Möhrensaft (ohne Honig) probiert, das war ein voller Erfolg. Ich habe allerdings zum Test nur 40 ml gegeben.
Kann ich Saft auch frisch auspressen und geben oder sollte dieser immer abgekocht sein? Bzw. was halten Sie überhaupt davon?
Wenn Gemüsebrei nicht gut ankommt, kann ich dann auch jetzt schon einen Getreidebrei probieren?
Ganz herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und dass Sie hier in dem Forum immer ein offenes Ohr haben
Liebe Gruesse Lea
von
LeaHinsch
am 02.02.2016, 07:40
Antwort auf:
Beginn Beikost
Hallo Lea
dein Baby ist noch sehr jung und Beikost wäre, da du auch nach Bedarf stillst, nicht unbedingt erforderlich. Beikost wäre sinnvoll wenn dir dein Baby deutlich seine sog. Beikostreife zeigt.
Das wäre bspw der Fall, wenn dein Kleiner seine Händchen vermehrt in den Mund steckt, jedem Löffel und jeder Gabel den du isst, neugierig zuschaut und mit der Mumi (trotz häufigem Anlegen) einfach nicht mehr zufrieden wäre. Auch sinnvoll ist ein früher Beginn der Beikost, wenn ein Baby nicht gut zunimmt. Hat dir der KiA aus diesem oder einem anderen, bestimmten Grund zur Beikost geraten?
Oder hat er euch einfach "nur" grünes Licht für den Beginn der Beikost gegeben?
Du als Mama kannst und solltest (wenn die Beikost laut KiA nicht zwingend erforderlich ist) mitbestimmen, wann der richtige Zeitpunkt für die erste Beikost ist. Beikost kann frühestens nach dem 4. Lm, d..h. ab dem 5, Lm gegeben werden.
Erste Beikost kann auch erst im 6. oder gar 7. Lm gegeben werden. Nach dem 6. Monat sollten alle Babys schliesslich erste Kontakte mit anderen LM machen. Seit einiger Zeit gilt dies als allergiepräventive Maßnahme.
Der Zeitpunkt kann und sollte an die individuellen Bedürfnisse deines Baby angepasst werden. Und auch du als Mama solltest 100% hinter deinem Vorhaben stehen.
Bist du bereit für Beikost?
Wenn du und Baby also soweit sind, kannst du mit der Beikost weitermachen. Füttere jeden Tag etwas mehr Brei. Hast du Frühkarottenbrei aus dem Gläschen genommen?
Wenn nicht, dann versuche es erneut damit.
Du schreibst, dass dein Baby Möhrensaft gut annimmt. Gibst du diesen ebenfalls vom Löffel?
Dann wäre es die Konsistenz, die deinem Kleinen beim Breiessen evtl etwas mehr Probleme bereitet. Du könntest den gekauften Möhrenbrei bspw mit gekauftem Baby-Möhrensaft verdünnen.
Theoretisch wäre es auch möglich, anstatt Gemüsebrei einen Getreidebrei anzubieten.
Um dein Baby an verschiedene Aromen und Geschmackseindrücke zu gewöhnen, ist Beikost in den frühen Monaten zwar auch sinnvoll, aber nicht zwingend aus diesem Grund wichtig - die Geschmacksprägung dauert mehrere Monate, gar Jahre. Mumi verändert ihren Geschmack übrigens auch in Abhängigkeit deiner verzehrten Produkte.
Ich empfehle dir ausserdem, bei deinem noch jungen Baby, auf jeden Fall die Verwendung von Babyprodukten. Mit ihnen bist du auf der sicheren Seite.
Frische, d.h. rohe Produkte sind nur bedingt geeignet. In den üblichen Empfehlungen wird geraten, rohe LM ab etwa dem 8. Lm zu geben.
Bei der Beikost bei nach Bedarf gestillten Babys geht es übrigens auch gar nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht auch darum, neue Geschmackseindrücke, Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Beikost ist mehr als das Ersetzen von Mumi. Beikost ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Wichtig ist momentan hauptsächlich "nur", dass dein (nach Bedarf gestilltes ) Baby Beikost bekommt und sich mit kleinen Mengen, mit dieser neuen Essweise auseinandersetzt und sich damit anfreundet. Beikost schult alle Sinne und ergänzt (ergänzen - nicht ersetzen :) ) die Muttermilch wunderbar.
Beikost ist aus vielen Gründen wichtig - und bei nach Bedarf gestillten nicht nur zum Sattwerden gedacht - sieh es ganzheitlich. Es geht bei nach Bedarf gestillten Babys auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc.
Gestillte Babys haben auch nicht immer exakt nach Plan Hunger. Neugierig und aufgeschlossen gegenüber neuartigen Eindrücken sind sie die meisten von ihnen aber durchaus.
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 03.02.2016