Frage: BLW - Lebensmittelverträglichkeit

Hallo, Bei unserem ersten Kind erzählte die Hebamme im Beikostkurs gruselige Dinge über zu frühen Salz- und Zuckerkonsum. Leicht gesalzenes (wie zB Brot) erst, wenn Babys sich selbständig hinsetzen, normales Essen, erst wenn sie laufen können. Wir haben bei ihm damals zwei Mahlzeiten durch selbst gekochten Brei ersetzt, den Rest durch BLW. Nachdem bei unserer Tochter die erste Neugier auf Brei verflogen ist, isst sie nur noch, was sie selber/alleine essen darf. Sie ist 6.5 Monate alt, setzt sich noch nicht alleine hin (zieht sich ins Sitzen hoch und bleibt dann schon mal sitzen) und hat bisher noch keine Zähne (was laut Heilpraktikerin ein Zeichen für Beikostreife sei), hat aber sehr großes Interesse am Essen. Daher haben wir beschlossen, sie nur pber BLW auf feste Nahrung umzustellen. Ich stille gern und hab viel Milch, das ist also kein Problem. Jetzt frag ich mich nur, was sie dann essen kann. Wenn ich für uns koche (1x tägl abends), dünste ich ihr eine ungewürzte Portion Gemüse und Kartoffeln oder Nudeln. Mittags gibt es Obst und Hirsekringel, zwisvhendurch Obst oder Gurke oder Hirsekringel. Morgens bisher Hirsekringel. Morgen wollte ich Avocado testen. Allerdings ist sie total scharf auf Brot. Ab wann geht das? Finde bei eigenen Recherchen nichts aufschlussreiches außer "Salz schadet den Nieren" vs "BLW ab dem 6. Monat alles vom Familientisch". Und wie ist das mit Milchprodukten bzgl Allergien bzw Vorbeugung. Der Große bekam ja mal Milchbrei... Quark oder so kann sie nicht selbst essen, Käse find ich ohne Zähne schwierig... Herzlichen Dank!

von Bettina3583 am 18.03.2016, 23:00



Antwort auf: BLW - Lebensmittelverträglichkeit

Hallo Bettina3583 beikostreif bedeutet, dass ein Baby den Eltern und anderen essenden Personen beim Essen interessiert zuschaut und dabei seine Händchen vermehrt in den Mund steckt. Vor allem aber solltest du selbst 100% davon sein, dass du das Richtige tust, wenn du Beikost anbietest. Dann wird dein Baby gerne Beikost essen. Für das BLW, d.h. für das Erkunden fester Nahrung sollte ein Baby auf jeden Fall 100% beikostreif sein und ausserdem gut selbständig und aufrecht im Hochstuhl sitzen können. Eine leicht nach vorne gebeugte Sitzhaltung (automatisch) ist hilfreich, um das Verschlucken weitestgehend zu vermeiden. Als Eltern sollte man sein Baby gut beobachten und den Zeitpunkt für Fingerfood individuell in Abhängigkeit der Reife, der motorischen Entwicklung und der Neugier des Babys wählen. Du hast die "Beikostreife" bei deiner Tochter erkannt und bereits begonnen. Bisher kam sie auch gut damit zurecht. Manche Babys kommen wirklich auch schon früh und gut mit Fingerfood zurecht, fordern diese regelrecht ein. Und manche Babys brauchen etwas länger, bis Fingerfood gut funktioniert. BLW-geeignete Speisen sind frei von Salz und anderen Zusätzen. BLW-geeignete Kost ist weich und pur. BLW-geeignete Speisen sind vorrangig Obst/Gemüse/Kartoffel/Avocado und erst ab etwa dem 8. Lm bspw auch mal Nudeln o.ä. * BLW macht nicht satt und ergänzt Mumi lediglich zum Zweck der, wie man jetzt sagt "Schluckimpfung", präventiv, um der Entstehung von Allergien/Zöliakie evtl vorzubeugen. BLW sei auch gut, um die Kleinsten mit vielvältigen Geschmackseiindrücken zu konkrontieren, was sich möglicherweise zu einem guten Essverhalten im späteren Alter auswirken kann. Eindeutige Studien(ergebnisse) stehen noch aus. BLW ist sinnvoll, wenn ein Baby den Löffel partout nicht akzeptiert und wenn ein Baby (und Mama/Papa) stattdessen richtig Spaß mit Fingerfood hat und diese gut schlucken kann. Das Verschlucken passiert, wenn die Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht. Das kann passieren, bspw bei nicht angemessener Sitzhaltung, bei Müdigkeit oder Ablenkung, und weil das Kauen (Kaubewegungen machen) und Zerdrücken der Nahrung und das Schlucken kleiner Partikel bspw noch gelernt (koordiniert) werden muss. Wenn Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht, wird ein Hust- oder Würgereiz ausgelöst, um die Nahrung wieder hochzuwürgen, um anschliessend am besten von dir (Mama, Papa, andere) aus dem Mund geholt zu werden. Wenn das Hochwürgen nicht ganz reibungslos funktioniert, musst du natürlich sofort eingreifen. Bei BLW-geeigneten Speisen gilt das gelegentliche Verschlucken als nicht wirklich "gefährlich", doch zu Vorsicht wird immer, auch beim Breiessen und später im Kleinkinderalter geraten. Sicherheit geht immer vor! BLW sollte nur angewendet werden, wenn dein Baby deutlich reif dafür ist und Spaß dabei hat. Dein Baby sollte selbständig das weiche Stückchen greifen und zum Mund befördern. Es wird auch geraten (zumindest in D), das Löffeln - trotz BLW - durchaus hin und wieder auszuprobieren. Wähle dazu einen ganz flachen Löffel. Gib pro Löffel nur ganz wenig in den Mund. Ein paar wenige Löffel sind ein Anfang und können, wenn wirklich nicht mehr geht, sogar "ausreichen". Es geht bei nach Bedarf gestillten Babys doch mehr um das Erlebnis Beikost i.A., um das kennenlernen einer neuen Esstechnik. Es geht um das Schmecken und Fühlen von Nahrung. Um neue Geschmackseindrücke, neue Konsistenzen. Um eine neue Form der Nahrungsaufnahme - unabhängig von Mama, um Selbständigkeit. Grüße B.Neumann * wenn du dich vermehrt für BLW interessierst, empfehle ich dir ein einführendes Buch zum Thema, ggf mit Rezepten Ab dem 8. Lm sind auch erste komplexere Gerichte möglich, die schon mehr den Charakter einer "Mahlzeit" haben. Am Anfang geht es primär um das Erlebnis Beikost - ganz einfache zubereitete und weiche, mit dem Gaumen und den Kauleisten zerdrückbare Basics. Quark, Käse, Kringel, Brot gelten in diesem Alter als noch weniger optimal.

von Birgit Neumann am 21.03.2016