Sehr geehrte Frau Neumann,
ich habe zwei Fragen bezüglich der Ernährung meiner 16 Monate alten Tochter.
Wir (mein Mann und ich) essen in der Regel unser essen stark und oft mit "exotischen" Gewürzen gewürzt. Bisher habe ich Gemüse/ Fleisch etc. für meine Tochter immer bevor ich mit dem eigentlichen Kochen beginne in einem seperaten Topf gekocht. Das isst sie auch, wenn wir nicht gemeinsam essen, wenn z.B. das andere Essen noch länger dauert. Wenn wir aber alle gemeinsam Essen weigert sie sich das seperat gekochte zu essen. Sie will dann das gleiche wie Mama und Papa. Daher meine Frage: Ab wann darf das Kind wirklich alles mit essen. Mir geht es dabei hauptsächlich um Salz in normaler Menge (da würzen wir meist für uns sowieso nach), verschiedene Gewürze wie Ingwer. Koriander, Kreuzkümmel, etc. und ganz speziell scharfe Gewürze (Chili etc). Wann darf das Kind was hiervon in welcher Menge essen? Kann davon etwas ersthaft schaden?
Meine zweite Frage betrifft die Abwechslung des Speiseplans. Wir experimentieren sehr viel beim kochen und es gibt selten und wenn in sehr großen Abständen das gleiche Gericht zweo mal. Ist das in Ordnung für das Kind? Oder braucht es auch beim Speiseplan (wie bei anderen Dingen auch) eine gewisse Ordnung und Konstanz? Kann zu viel Abwechslung schaden?
Danke im Voraus und viele Grüße
Katharina
von
Grittyo
am 13.10.2015, 11:17
Antwort auf:
Ab wann welche Gewürze/ Abwechslung
Hallo Katharina
es ist doch wunderbar, dass eure Tochter so gerne bei euch Eltern mitessen möchte. Es zeigt euch, dass sie sich prächtig entwickelt und eine Persönlichkeit wird. Sie zeigt euch klar, was sie möchte. Das solltet ihr respektieren und Kompromisse eingehen. Kinder lernen essen durch das Beobachten und das Vorleben. Es wäre schade, wenn ihr eurer Tochter diese Erfahrungen nehmen würdet.
Exotische Gewürze sind prima. So lernt eure Tochter eine große Bandbreite an Gewürzen, d.h. Aromen kennen. Nur mit Chili, da solltet ihr vorsichtig sein. Chili ist noch nicht für Kleinkinder geeignet. Auch in Ländern, in denen traditionell eher scharf gegessen wird, bekommen die Kleinsten eine Variante OHNE. Die Speisen, die du künftig für deine Kleine mitkochst, kannst du vorübergehend vielleicht doch etwas weniger stark würzen und salzen (bei Tisch ist nachwürzen möglich) und ggf die Sossen und Gerichte für deine Kleine noch mit etwas Wasser oder Sahnezugabe geschmacklich etwas abmildern.
So lernt deine Tochter eure bevorzugte Familienkost kennen, gewöhnt sich langsam an den Geschmack und die Speisen die ihr schmecken und wird diese später auch mit der normalen Würzung mitessen.
Für die Zeit der Gewöhnung ist es sehr hilfreich, wenn zu einer neuen Speise stets auch eine bekannte Sache angeboten wird. Mit dem bekannten Gericht, wie Nudeln, Kartoffeln, Gemüse, Brot, Fleisch, werden die Kleinsten experimentierfreudiger und wagen sich langsam, aufgrund ihrer sicheren Basis, an Neues heran.
Was könnte eine Basis sein? Gibt es zu den Gerichten Beilagen, die eine Konstante im Angebot darstellen könnten?
Könnt ihr vielleicht einzelne Komponenten separat und ggf in milder Würzung anbieten?
Esst ihr zu den anderen Mahlzeiten vermehrt kleinkindgerechte Speisen?
Dann sollten diese Mahlzeiten quasi einen größeren Beitrag zur Gewöhnung an Familienkost und kleinkindgerechtes Essen leisten.
Ist der Speiseplan eurer Tochter sonst gut und ausgewogen?
Die Begründung für die Empfehlungen ist diese:
Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine mehr oder weniger stark ausgeprägte sog. Neophobie. Das ist eine Art Angst vor dem "neuen" Essen. Ursprünglich eine gute Schutzfunktion, denn gegessen wird nur das, was man kennt, denn Unbekanntes könnte giftig sein. Dieses Phänomen ist sogar in der Tierwelt vorzufinden - neue Dinge werden auch hier nur zögerlich von Jung und Alt gekostet. Und am besten wird das gegessen, was immer und immer wieder von allen nebenstehenden Personen auch verzehrt wird.
Darum ist der gedeckte Familientisch so wichtig. Je jünger die Kleinen sind, desto aufgeschlossener sind sie diesen neuen Angeboten. Mit etwa 18 Lm schränkt sich der Erfahrungshorizont in Essensfragen immer weiter ein, die Auswahl der gemochten Speisen wird meist kleiner. Erst mit 6-8 Jahren und später ab etwa 12 Jahren werden wieder gerne neue Essabenteuer angegangen.
Um Essen zu lernen, d.h. Essbares von nicht Essbarem zu unterscheiden, hilft das sog. soziale Lernen. So kann die Neophobie am besten überwunden werden. Kinder lernen vor allem durch Neugier, durch Nachahmung und sich wiederholender Genuss :)
Also dann
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 15.10.2015