zurück| Geschrieben von lejoq am 05.10.2016, 10:43 Uhr |
Mutlos...
Hallo zusammen!
Ich habe noch nie ein Forum genutzt, merke aber, dass es an der Zeit ist, mich mit "Gleichgesinnten" auszutauschen.... Ich wäre froh, wenn sich jemand die Mühe macht, meinen Roman zu lesen. Meine Gefühle versteht niemand, der es nicht selbst durch machen muss. Es ist doch schwierig, wenn der eigene Mann nicht wahrhaben will, dass es ohne Hilfe nicht klappen will mit dem Wunschkind und die Freunde, die davon wissen, Kinder ohne Probleme bekommen haben und nicht nachvollziehen können, wie man sich fühlt. Ich bin an einem Punkt, an dem ich mich frage, ob ich einfach akzeptieren sollte, dass wir kein Kind bekommen können... Ihr versteht bestimmt den Frust, wenn im Umfeld alle alles schön reden, die körperlichen Strapazen und die Sorge um das Geld, das die Behandlung ja auch kostet!
Meine erste ICSI war negativ bzw. hatte sich zwar was getan, aber ich bekam noch vor dem Bluttest meine Periode. Die zweite ICSI war mein Verschulden, ich war so Banane im Kopf, dass ich falsch gespritzt hatte und vor Punktion abgebrochen werden musste. Nun der dritte Anlauf und es haben sich nur drei kleine Eizellen entwickelt. Bisher war mein Mann "das Problem", jetzt hat mein Körper auch mitgezogen... Meine Ärztin rät zum Abbruch, aber die Entscheidung liege bei mir.
Aber dieser ständige Aufschub frustriert mich. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und muss nun erleben, dass ich in diesem Fall irgendwie machtlos bin und ich nunmehr über zwei Jahre nicht weiter komme...und so über die Zeit gesehen kann ich mir das Ziel schon fast gar nicht mehr vorstellen....
Wie haltet ihr diesen Frust aus bzw. schafft es positiv zu bleiben??? Manchmal möchte ich einfach einen Schnitt machen, weiß aber doch, dass ich das nicht kann ohne es zumindest versucht zu haben...Vielleicht hat das jemand auch schon mitgemacht und kann mir helfen? Und ich hoffe es ist niemand von meinem Gejammer abgeschreckt, aber ich weiß nicht mehr wohin mit diesen Gefühlen...Mein Mann sagt immer, wir probieren es so, was nunmal nicht klappen kann. Meine Freundin, das wird schon. Und meine Ärztin, es geht allen so, ich solle mich man nicht so anstellen... Tja und dann versucht man positiv zu bleiben und dann bricht der Frust doch wieder ein...
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Re: Mutlos...
Antwort von Petzi-78 am 05.10.2016, 11:09 Uhr
Hallo,
du darfst hier jammern so viel du willst, schließlich sitzen wir alle im selben Boot. 
Dein Frust ist völlig normal und vor allem kann ich verstehen, dass du nicht weiter aufschieben magst. Ich musste meinen letzten Kryozyklus auch abbrechen weil die Schleimhaut nicht gut war und fand die Aussicht wieder einen Monat zu warten auch nicht wirklich toll. Andererseits habe ich lieber den Ärzten vertraut. Wenn sie sagen bringt nichts, dann sind die Chancen meist wirklich nicht gut.
Entscheiden muss aber jede selbst ob man lieber abbricht und im nächsten Monat dann mit besseren Chancen neu startet oder einen Versuch mit nicht so guten Aussichten durchzieht.
Die ganze Kinderwunschbehandlung ist furchtbar anstrengend (gerade psychisch). Ich persönlich habe mir vorher eine Grenze gesteckt, wie oft wir es versuchen und wann wir dann halt akzeptieren müssen, dass für uns kein Baby vorgesehen ist. Ob ich das dann wirklich so durchziehen kann bleibt abzuwarten.
Ich wünsche dir viel Kraft für die nächsten Entscheidungen! 
Liebe Grüße
Petzi
Re: Mutlos...
Antwort von Drachenfrosch am 05.10.2016, 11:29 Uhr
HeyHo,
Dein Frust ist mehr als verständlich...
Als wir angefangen haben zu versuchen, sprach noch keiner in unserem Umkreis von Kindern. 2 Jahre haben wir warten/versuchen müssen, in der Zeit kamen 5 Kinder auf die Welt... 3 "Unfälle"... Von allen Seiten die Sprüche "es ist so unfair, eig. solltet ihr". Von anderen wieder die Sprüche "geht das doch entspannter an, dann klappt das schon" oder "habt ihr schonmal daran gedacht?", "meinst du nicht, die ärzte übertreiben nur", "ist das denn alles nötig?"... Es kam alles...
Ich musste (gott sei dank) nie einen Zyklus abbrechen, bei den ersten 3 Versuchen (insemination) habe ich aber trotz Spritzen immer nur eine, höchstens mal 2 Eizellen gebildet... Erst dann bei der ICSI wurden es zwischen 18 und 21...
Nach der 2. ICSI, bei der 8 Eizellen eingefroren werden konntenn, habe ich mir gesagt, die 8 noch... Dann nicht mehr. Kein Spritzen mehr, kein Warten, kein Bangen, keine Angst mehr bei Anrufen wo "KiWuKl" auf dem Display erscheint... Wir hatten Glück, wir haben nicht alle 8 gebraucht... 4 Eizellen sind noch eingeforen für einen Versuch für ein 2. Kind. Und aktuell bin ich in der 20. ssw...
Es klingt so sch... ich weiß, aber versuche dein Leben auch ohne Kind leben zu können und es lebenswert zu finden. Erst dann bist du und auch dein Körper entspannt. Ich habe alle gehasst die mir das gesagt haben und im Endeffekt musste es auch bei mir von allein Klick machen. Gott sei dank, hat es das vor der 3. ICSI (die dann geklappt hat...)
Und deine Ärztin.... Eine Ärztin die sagt, es geht allen so, man solle sich nicht so haben, hat sich in dem Falle den falschen Beruf ausgesucht ! Das geht gar nicht ! Paare mit Kinderwunsch geben so viel Geld aus und nerven, viele Beziehungen scheitern wegen ausbleibendem Erfolg oder Abgängen. Da muss man Feingefühl haben. Übel! Böse Frau !
Ich drücke dir so sehr die Daumen ! Glaube weiter an das Wunder !
Re: Mutlos...
Antwort von Bien.e am 05.10.2016, 11:47 Uhr
Liebe Lejoq,
es tut mir leid für dich und natürlich auch für uns alle Anderen, die diese Erfahrung der Kinderwunschbehandlung machen müssen. Ich selbst kann leider ein Lied davon singen. Icsi 1 und 2 waren jeweils negativ...Kryo 1 und 2 ebenfalls. Kryo Nr. 3 war endlich positiv. Die Freude währte jedoch nur kurz. Es konnte kein Herzschlag festgestellt werden. In der 8. ssw erfolgte dann die Ausschabung. Ich habe schon eine gesunde Tochter, die ich über alles Liebe. Aber das macht das Ganze natürlich nicht leichter. Erträglicher...ja...Vielleicht...aber definitiv nicht leichter. Auch ich kann nicht verstehen, warum andere einfach so (scheinbar problemlos) schwanger werden und ich nicht...Obwohl es beim 1. Mal ja spontan klappte. Vielleicht war das mein 6er im Lotto...Ich weiß es nicht. Freunde wissen Nichts von den Kinderwunschbehandlungen, weil ich mir mitleidige Blicke oder große Erklärungen ersparen möchte. Für die Kiwu-Klinik ist das Ganze natürlich nur ein Geschäft (andere Illusionen mache ich mir da nicht). Insofern ist mein Mann mein einziger Ansprechpartner. Wir haben noch 2 Eisbärchen. Inzwischen sind wir uns aber fast sicher, keine weiteren Behandlungen mehr zu unternehmen. Ob es das Richtige ist, weiß ich nicht. Ich schaffe jedoch gefühlsmäßig keine weitere negative Erfahrung. Ich habe mich sehr verändert in dieser Zeit (und das meine ich nicht positiv). Gerade fange ich jedoch wieder an mein Leben zu leben und es auch zu lieben, so wie es ist.
Warum ich dir das alles so ausführlich erzähle, weiß ich gar nicht. Sicher nicht um dir den Mut zu nehmen (trotz meiner ausschließlich negativen Erfahrungen mit den Kiwu-Behandlungen). Wichtig ist, dass du du bleibst und mit allem was passiert umgehen kannst. Sobald du merkst, es tut dir nicht mehr gut oder das Ganze zuviel Raum einnimmt, mach eine Pause. Mein Mann sagt im Übrigen auch immer, wir probieren es so weiter. Vielleicht hat er ja recht...Wer weiß :-)
Re: Mutlos...
Antwort von lejoq am 05.10.2016, 12:06 Uhr
Hallo Drachenfrosch!
So blöd es klingt, ich kann mir natürlich auch ein Leben ohne Kinder vorstellen, bin ich nunmal auch nicht anders gewöhnt ;) Das große aber ist, dass ich aufgrund meines Ehrgeizes es zumindest probieren möchte...Wie kann ich mich entspannen, wenn ich weiter daran arbeite...Ist irgendwie schwierig für mich. Mein Mann sagt auch immer Geduld ist nicht meine Stärke 
Eigentlich halte ich meine Ärztin für kompetent, aber dadurch, dass ich bisher immer wie im Bilderbuch angesprochen hatte, sieht sie das glaube ich nicht so eng und versteht nicht was Abbruch für mich bedeutet oder auch was die Hormone so körperlich mit einem anstellen. Ich war letztes Mal so verquer im Kopf, dass ich mit den Daten durcheinander gekommen bin...Ich, die eigentlich immer gut sortiert ist!
Freut mich für dich, dass es bei dir geklappt hat! Du hast dann ja auch schon ein bisschen mitmachen müssen....
Re: Mutlos...
Antwort von lejoq am 05.10.2016, 12:22 Uhr
Liebe Biene,
warum du das so ausführlich schreibst? Weil es dir so geht wie mir... Man fühlt sich nicht gut und kann mit niemandem darüber sprechen. Du weil du es dir von vornherein ersparen willst und ich, weil ich diesen Blödsinn, der einem gesagt wird nicht mehr ertrage...
Ich bin diesen Schritt heute gegangen, weil ich nicht daran verzweifeln will. Es tut gut, die ganze "Scheiße" raus lassen zu können.
Ich weiß wie du dich fühlen musst, ich hatte vor über zwei Jahren auch einen missed abort mit anschließender Ausschabung. Das ist noch viel schlimmer, als gar nicht schwanger zu werden! Mittlerweile habe ich das aber überwunden und habe mir selbst geschworen, dass ich den Punkt an dem es nicht mehr weiter geht akzeptieren werde. Aber ich weiß innerlich auch, dass der noch nicht da ist... und diese Veränderung von der du sprichst, die möchte ich nicht zulassen. Ich möchte nicht jedem Menschen, der ein gesundes Kind bekommt neiden und darüber verhärmen... Ich hoffe, dass ich das schaffe...
Danke für deine Offenheit! Ich verstehe genau was du meinst. Einen Traum irgendwann aufgeben, weil er einen sonst eventuell kaputt machen würde...
