Sehr geehrte Frau Ochel-Mascher, ich habe große Bedenken gegen unseren KiGa und frage mich nun, ob ich überkritisch bin (als solches werden Eltern, die sich für den Kiga und den Ablauf dort interessieren gerne bezeichnet) oder ob das doch alles nicht mehr ganz in Ordnung ist. Mein Sohn (3 1/2 Jahre) gehört zwar nicht zu den Kindern, die massiv betroffen sind, aber auch er will nicht mehr in den KiGa und sagt, dass ihm dort keiner hilft usw. Eigentlich sollte der Kiga doch meines Erachtens mit den Eltern zusammenarbeiten, da ja beide Parteien gemeinsam die Erziehung der Kinder stemmen. Das wird bei uns nicht aktiv gefördert, sondern eher noch behindert. es gibt Elternabende (1 Mal im halben Jahr), dort werden allerdings best-of-Videos des Kiga-alltages gezeigt, bei denen z.B. Konfliktsituationen sichtbar herausgeschnitten sind, obwohl man doch gerade daraus lernen könnte, vielleicht auch als Elternteil von der Einrichtung und das doch ein wichtiger Teil ist,d ie Kinder sollen ja nicht nur betreut, sondern auch erzogen werden und Konflikte und alltägliches Sozialverhalten muss man lernen. Nachfragen oder Problemgespräche sind bei diesen Abenden nicht gewünscht und werden abgeblockt. Dafür seien Tür-und Angelgespräche. Allerdings kommt es zu den Abgabezeiten und die erste Stunde danach morgens (nicht nur im Frühdienst) oft dazu, dass nur eine Betreuungsperson mit den 26 Kindern alleine ist, die kann dann unmöglich noch ein sinnvolles Tür-und-Angelgespräch führen. Nachmittags sitzen dann oft viele Betreuerinnen mit wenig Kindern draußen herum, aber da sind die Gruppen gemischt und man erreicht sehr selten die zuständige Erzieherin. Dementsprechend werden Eltern von Kindern die z.B. andsere körperlich massiv angehen (treten, beissen, strangulieren) oft gar nicht davon in Kenntnis gestezt und erfahren das erst durch andere Eltern. Ein Elternbeirat existiert, allerdings nur formell , er hat kein Mitspracherecht, sondern wird lediglich vorab informiert und die Beteiligung beschränkt sich auf die Vorbereitung von Festen, allerdings nur genau nach Absprache und Plan. Das Personal (zur Hälfte Kinderpflegerinnen und allesamt sehr jung (< 26) und kinderlos) wird nicht eingearbeitet. D.h. dass z.B. junge Kinderpflegerinnen ohne Praxiserfahrung (außer einem Praktikum) 2 Wochen nach Berufsantritt alleinverantwortlich während der regulären Urlaubszeit der Erzieherin die 26-köpfige KiGagruppe führen (und nach eigener Aussage völlig überfordert sind, weil sie die Abläufe usw. noch nicht kennen), nur sporadisch unterstützt von einer ebenfalls neuen und ebenfalls berufsunerfahrenen Springerin. Beim Übergang von Krippe (im Haus) auf den KiGa werden Freundschaften bei der Gruppenaufteilung nicht berücksichtigt, ich kenne mehrere Fälle, in denen einzelne Kinder aus der Krippengruppe als einzige neu in die Kigagruppe kamen. Einwände dagegen werden abgewehrt, allerdings ohne Begründung. Mehrere Freunde von uns haben Probleme, weil ihre Kinder (3 Jahre alt) nicht auf Toilette gehen durften, sondern einhalten mussten (große und kleine Geschäfte, die dann auch danebengingen), weil während bestimmter Zeiten der Toilettengang nicht erwünscht ist und weil, nach Aussagen der Erzieher, befürchtet wird, dass die Kinder das "aus Langeweile" täten. Mehrere Kinder (Jungen und Mädchen, vor allem die Kleinen) haben Probleme, weil sie von Älteren in der Gruppe (Vorschulkinder, Jungs) gehauen, geschlagen, gewürgt usw. werden (und das nicht in dem normalen MAße, wie es halt mal vorkommt, sondern tagtäglich und mehrmals) und die Erzieher das nicht immer mitbekommen bzw. manchmal auch erst mitbekommen, wenn sich das "Opfer" wehrt und dann dieses bestrafen. Die Reaktion auf solche "Vergehen" ist dann auf den stillen Stuhl setzen und überlegen, was man falsch gemacht hat (ist das für dieses Alter adäquat?) und ein Bild für das "Opfer" malen. Wenn die "Opfer" die Situation alleine nicht bewältigen können und sich an die Erzieher wenden, passiert es öfter, dass sie nicht ernst genommen werden, die Erzieher sagen "jetzt nicht" und dann nicht nochmal nachfragen oder in einigen Fällen den Kindern vorgeworfen wird, sie würden petzen und sie deswegen verhöhnt und geschimpft werden. Viele Eltern erzählen, dass Ihre Kinder sich nicht mehr an die Erzieher wenden. Das sind die negativen Seiten. Es gibt natürlich auch positive, der Kiga versucht durch lange Öffnungszeiten sehr arbeitnehmerfreundlich zu sein. Die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sind allesamt sehr lieb zu den Kindern (sie sind also nicht böse oder beuwsst gemein, eher sehr unerfahren, sehr jung und im Falle der Kinderpflegerinnen pädagogisch nicht sehr ausgebildet). Das Programm ist gut, es werden oft interessante Ausflüge für die Kinder veranstaltet und es gibt ein großes Angebot an Bildung und Neigungsangeboten, eine sehr gute Vorschule z.B. Dennoch, wenn ich es recht entsinne sind die drei Aufgaben im Kindergarten Betreuung, Erziehung und Bildung und ich denke dass hier die adäquate Betreuung und vor allem die Erziehung stark zu kurz kommen. Wo sollen die Kinder denn sonst lernen, wie man sich in Kindergruppen verhält, miteinander umgeht, Konflikte bewältigt usw.? Das brauchen sie dringend später für die Schule. Sie werden sich fragen, weshalb die vielen Eltern und ich dann nichts unternehmen?! Nun, Gespräch mit der Leitung bringen da leider wenig, man wird als gluckig abgestempelt, es wird immer gesagt das eigene Kind sei problematisch (bei vielen Kindern wird gesagt, sie hätten ein Selbstbewusstseinsproblem. Ich denke aber es ist auch Aufgabe der Erzieher den Kindern zu zeigen, wie sie mit solchen Konflikten umgehen), wenn man sich nicht schnell abwimmeln lässt, wird man sehr stark angegangen und auch in Zukunft nicht sehr freundlich behandelt. Weshalb sich niemand an die oberen Instanzen wendet: dieser Kiga ist einer der wenigen in der Gegend, der so ausgerichtet ist, dass die Mutter zumindest in TZ arbeiten kann, worauf hier viele angewiesen sind. Die Leiterin ist für die Vergabe der wenigen, hart umkämpften Krippenplätze im Ort zuständig und ebenso für die VErteilung der Hortplätze, d.h. es herrscht eine starke Abhängigkeit von ihrer Gunst. Es tut mir leid, dass der Post so lang geworden ist, ich weiss wirklich nicht mehr, an wen ich mich wenden soll, auch ich gehöre zu den "Abhängigen". Danke für Ihre Hilfe!
Mitglied inaktiv - 06.07.2011, 10:50