Frage: "Umweltgifte" bei Kleinkindern

Sehr geehrter Herr Dr. Busse, mit meinen zwei Kindern (drei Jahre und 2 Monate alt, ich stille) beschäftige ich mich zur Zeit sehr mit dem Thema der "Umweltgifte" und muss sagen, dass man dabei ja ein wenig verrückt werden kann. Daher hoffe ich, dass Sie mir etwas vernünftiger als das Internet sagen können, worauf man nun wirklich achten muss. Wir suchen eine neue Wohnung, d.h. es werden ggf. neue Fußbodenbeläge, Farben, ggf. Lacke, neue Möbel etc. zum Einsatz kommen: muss das alles wirklich "ausdünsten", bevor wir einziehen? Wenn ja, wie lange? Darf ich als Stillende mit renovieren? Können Farbreste und Staub (z.B. Entfernen des Teppichbodens (Kleber, Fußbodenrückseitenreste), die man durchs Renovieren "nach hause trägt" einen Säugling schädigen? Was ist für Kinder besser: Wohnen in der Stadt (Großstadt, aber nicht "mitten drin") oder "Feldrandlage" mit entsprechender Belastung durch Chemikalien / Pestizide in der Landwirtschaft? Und unabhängig von der Wohnsituation: Weichmacher sind ein riesen Thema in der Presse. Bei unserer Tagesmutter haben die Kinder so ziemlich alles zum Spielen. D.h. sie spielen auch mit älteren Spielsachen, Spielsachen für ältere und sonstigen Kunststoffgegenständen (Haushalt, Scherzartikel etc.) und lutschen ggf. auch daran herum. Neuer PVC-Boden wurde gerade verlegt. Muss ich mir nun wirklich Sorgen um die Gesundheit unserer Kinder machen oder sind diese Schadstoffe dann doch nicht sooooooooooo schädlich, wie die Presse einem erzählt? Zuletzt noch eine Frage zur Mikrowelle: Ich habe gelesen, dass man Kleinkinder möglichst von laufenden Mikrowellen fernhalten sollte. Nun haben wir unsere Wiege häufig mit in der Küche, wenn wir essen und dort steht sie nun einmal platzbedingt direkt vor der Mikrowelle, die sehr häufig auch schon an war, wenn die Kleine davor stand. Sind dadurch tatsächlich Schäden zu erwarten? Ich danke Ihnen für die Antworten an eine wahrscheinlich etwas übervorsichtige Mutter (?!?) :-)!!! MfG Maja

Mitglied inaktiv - 16.09.2014, 10:30



Antwort auf: "Umweltgifte" bei Kleinkindern

Liebe M., ich bin manchmal ganz trauring und entsetzt, wenn ich hier lese, wie große Angst viele Eltern vor den alltäglichsten Dingen haben und wie wenig sie einschätzen können, was ihren Kindern wirklich gut tut oder schadet. Erst mal vorweg, ein Neugeborenes bei uns hat heute eine Lebenserwartung von über 100 Jahren - trotz "allem". Und das wichtigste für ein Kind ist Geborgenheit, Angenommensein in einer Familie, die glücklich, froh und zufrieden ist - und nicht von Ängsten geplagt. Und die zuversichtlich in die Zukunft blickt. Und wenn dann noch echte Risiken wie die Gefahren im Straßenverkehr z.B. durch Erziehung und richtige Sicherung im Auto vermieden werden, nicht geraucht wird in der Familie, die Ernährung sinnvoll gestaltet wird und für viel Bewegung an der frischen Luft gesorgt wird, ist alles andere unwichtig. Dazu soll natürlich eine gute medizinische Betreuung durch den Kinderarzt kommen und der Schutz gegen alle schweren Infektionskrankheiten durch komplette und zeitgerechte Impfungen. Wo Sie wohnen wollen, dürfen Sie als Eltern entscheiden, vor allem auch nach Ihrer Arbeitsstelle und ihrem Geldbeutel. Und bitte bei allen anderen Dingen auf das eigene Herz und den eigenen Verstand und nicht auf die Sensationspresse hören. Ganz konkret, die intakte Mikrowelle gibt keine gefährlichen Strahlen ab nach außen. Alles Gute!

von Dr. med. Andreas Busse am 16.09.2014