Guten Tag, ich hätte eine Frage zu Borreliose bei Kindern. Das übliche Vorgehen bei Zeckenstichen ist ja nur Zecke entfernen und nachher die Stichstelle bzw. restlichen Körper beobachten ob Wanderröte auftaucht.
Nach einer Infektion kommt es ja nur bei max. 50% zu dieser Wanderröte. Was ist aber mit den restlichen 50% der infizierten Kindern? Diese bekommen ja keine erforderliche Behandlung mit Antibiotika da das Symptom der Wanderröte nicht vorliegt? Sind dies dann die Pechvögel, bei denen sich eine chronische Borreliose entwickeln kann? Dieses Thema macht mir etwas Sorgen, da ich im Kollegenkreis sehr viele mit chronischer Borreliose kenne.
Danke für Ihre Antwort
von
Miriam78
am 19.06.2016, 14:10
Antwort auf:
Frage zu Borreliose
Liebe M.,
die Entwicklung einer weitergehenden Borreliose ist Gott sei Dank etwas seltenes und es ist in der Tat so, dass alle Fachleute keine weitere Diagnostik empfehlen außer der Beobachtung. Leider ist es sehr Mode geworden, alle möglichen nicht so einfach zu erklärenden Symptome auf "Borreliose" zu schieben und mit unnötigen und nicht aussagekräftigen Bluttests zu "bestätigen".
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 19.06.2016
Antwort auf:
Frage zu Borreliose
Die Betrachtung von Krankheitszeichen die aufgrund Ausbleibens eine Erythema migrans und unzureichenden Labortests bei ca. 50% nicht rechtzeitig erkannt wird und nicht selten zu problematischen Spätfolgen führt , als „Mode“ zu bezeichnen, ist ethisch nicht vertretbar.
Hierbei darf man nicht einfach eine mögliche Borreliose als Modekrankheit vom Tisch fegen, sondern muss die Diagnose über eine erweiterte Differential- und Ausschlussdiagnostik weiterverfolgen.
Aber offensichtlich wurde die S2k Leitlinie „Kutane Lyme Borreliose“ auch nur von Modejournalisten erstellt.
„Sehr häufig ist die initiale Hautinfektion klinisch nicht eindeutig.“
„Eine Spontanheilung ist möglich, die Borrelien können jedoch auch ohne sichtbare Entzündungsreaktion persistieren und nach einer Latenzzeit zu weiteren Organmanifestationen führen.“
„Bei einem Teil der Patienten kommt es im Frühstadium zur hämatogenen Disseminierung, klinisch bemerkbar durch grippeartige Krankheitssymptome mit leichtem Fieber, Arthralgien, Myalgien, Kopfschmerzen, Lymphadenopathie und multiplen Erythemata migrantia. Wenn keine Erytheme sichtbar sind oder wegen atypischer Morphologie nicht erkannt werden, ist dieses Stadium sehr schwer zu diagnostizieren.“
„Die diesbezüglich fortdauernde Problematik einer ungenügenden Teststandardisierung wird auch durch metaanalytische Untersuchungen im Rahmen der externen Qualitätskontrolle bestätigt (Hunfeld, Stanek et al. 2002, Muller, Freitag et al. 2012). Insofern sollte sich der behandelnde Arzt über die Qualifikation seines diagnostischen Labors und die dort verwendeten diagnostischen Assays und deren Testspezifikationen informieren.“
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-044l_S2k_Kutane_Lyme_Borreliose_2016-05.pdf
von
Experte
am 20.06.2016, 11:48