Hallo Herr Dr. Busse, ich möchte gerne eine Frage einer Bekannten an Sie richten. Meine Bekannte macht sich Vorwürfe, dass sie durch ihre "Fütterungsmethode" ihrem inzwischen 1 Jahre alten Sohn geschadet haben könnte. Ihr Sohn war ein Frühchen und sie hatte immer Schwierigkeiten mit seiner Gewichtszunahme und war immer in Sorge, dass sie ihn wieder ins Krankenhaus geben muss. Meine Freundin konnte wegen zu wenig Milchproduktion leider nicht stillen. Das Flaschetrinken lief anfänglich gut, und war dann plötzlich ohne Veränderungen über einen Zeitraum von ca. 4 Wochen schwierig. Ihr Sohn hatte am gesamten Tag immer viel geschrieen, sie hatte ihn aber binnen weniger Minuten dann immer wieder schnell beruhigen können. Wenn sie ihn dann nach 3-4 Stunden seit der letzten Flasche nicht durch Hochnehmen und Rumtragen beruhigen konnte, ging von Hunger aus und hat eine Flasche zubereitet. Diese wollte ihr Sohn dann teilweise nicht, hat geweint. Sie liess sie dann für knapp 1 h stehen und hat es immer wieder mal versucht, damit er wenigstens etwas trinkt. Sie wirft sich nun vor, dass sie ggf. gegen den Willen des Sohnes gefüttert hat und dieser vielleicht nur müde war und sie ihn missverstanden hat. Diese Phase hat sich dann nach knapp 4 Wochen gelegt und ihr Sohn trank wieder gut. Ich habe meine Freundin beruhigt, dass ihr Verhalten richtig war, weil er ja trinken musste, um zuzulegen und da er dann ja gut getrunken hat, dass dies sicher nicht negativ für ihn war. Sonst hätte er ja weiter "Terror" gemacht. Sehen Sie das als Experte auch so? Dann hat meine Bekannte nach Rücksprache mit dem Kinderarzt mit 4 Monaten mit der Beikost begonnen. Dies lief zunächst gut, dann fing ihr Kleiner immer mal wieder an zu weinen, wenn er nur das Gläschen sah. Sie machte 1 Woche "Breipause" und hat es dann wieder versucht. Anfänglich lief es gut, dann begann ihr Sohn wieder zu weinen. Sie hat den Brei immer so zeitig zubereitet, dass ihr Sohn gar nicht erst richtig Hunger haben konnte, weil sie gelesen hatte, dass Babys mit Hunger nicht gefüttert werden sollten, da sie über den Löffel nicht so schnell satt werden wie über die Flasche. Somit hat sie meist feste Pausen zwischen der letzten Flasche und dem Brei gemacht (meist 3-3,5 h). Dennoch hat ihr Sohn schon alleine beim Anblick des Gläschens geweint. Sie hat ihn dann sofort beruhigt, herumgetragen, niemals lange weinen lassen. Wenn er sich wieder beruhigt hat, hat sie es wieder versucht. Er hat dann meistens nach einer Pause etwas gegessen. Die gesamte Fütterung zog sich mit den ganzen Pausen über 45 Minuten hin. Manchmal hat sie auch versucht, mit dem Löffel vorsichtig den Mund zu stimulieren. Da ihr Sohn noch keine Zähne hatte, liess sich der Mund so mit dem Löffel relativ leicht öffnen und sie hat dann mit leichtem Hebeln den Mund so weit öffnen können, dass sie ihn füttern konnte. Das kam natürlich nicht jeden Tag vor, aber ab und zu. Ihr Sohn hat natürlich auch "freiwillig" den Mund geöffnet. Sie hat dies aber nicht gewaltsam gemacht und bei Weinen sofort aufgehört. Teilweise hat ihr Sohn auch bei geöffneten Mund die Zunge so hoch gehalten, dass sie praktisch unter der Zunge den Brei füttern musste und dabei etwas gegen die Zunge mit dem Löffel drücken musste. Diese schwierige und meist 30-45 Minuten dauernde Breifütterung mit Weinen und häufigen Pausen zog sich wohl über knapp 2,5 bis 3 Monate hin. Meine Freundin hat alles nur aus Fürsorge mit viel Liebe gemacht, war immer geduldig und lieb zu ihrem Kind. Sie macht sich nun aber Vorwürfe, da ihr Sohn so geweint hat, dass diese Breifütterung als negativ gespeichert hat und davon bleibende Schäden trägt. Heute isst ihr Sohn einwandfrei und ohne Protest. Daher meine zusammenfassende Frage: Wenn ihr Sohn nun einwandfrei trinkt und isst (allerdings verläuft das Essen meist nur mit Ablenkung mittels Spielsachen; was ich aber auf das Alter zurück führe, meine Tochter will auch immer beim Breiessen spielen), kann meine Freundin dann davon ausgehen, dass ihr Sohn die doch länger andauernde schlechte Fütterung nicht als traumatisch oder derart negativ empfunden hat, dass dies bei ihm bleibende psychische Schäden hinterlässt. Ich habe sie versucht zu beruhigen, wenn er "geschädigt" worden wäre, dass er heute sicher nicht so gut essen würde, sondern weiterhin Protest machen würde. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie eine beruhigende Antwort für meine Bekannte hätten. Vielen Dank vorab.
von Fiffy am 27.03.2015, 18:35