Sehr geehrter Herr Prof. Heininger,
auch ich hätte bitte nocheinige Fragen zur neinen Meningokokken B-Impfung, bei der ich mir sehr, sehr (!!!) unsicher bin:
1. Die Stellungnahme der Stiko weist auf Fälle von Kawasaki-disease hin; im EMA Assessment Report ist von 7 Fällen in verschiedenen Studien die Rede. Für mich klingt das überaus beunruhigend, solange ein ursächlicher Zusammenhang nicht auszuschließen ist.
Daher die Fragen:
Wie alt waren denn die Kinder, die erkrankt sind? (Zugang zu den Studien kriegt der Laie ja nicht.)
Und sind seit der Markteinführung Ihres Wissens nach weitere Fälle von Kawasaki aufgetreten, insb hier in Mitteleuropa?
2. Waren die in Kuba und NZ verwendeten Impfstoffe ähnlich zusammengesetzt wie Bexsero? (Dann könnte man ja auf eine gewisse Erfahrung zurückblicken, oder?) Hat es dort Fälle von Kawasaki-Syndrom oder anderen schweren Nebenwirkungen gegeben?
3. Sind seit der Markteinführung in D (oder GB ...) weitere schwere Nebenwirkungen beobachtet worden?
4. Ö hat nun (wie D) auch keine allg Impfempfehlung ausgesprochen. Heißt das, dass außerhalb von Risikogruppen von der Impfung abzuraten ist, oder dass die Kosten nicht von den Kassen bezahlt werden, oder dass es im Fall eines Schadens keine Ersatzleistungen gibt?
5. Ich dachte immer, Meningokokken-Meningitis könnte auch völlig Gesunde unvorhergesehen treffen - wieso dann eigentlich eine Beschränkung der Empfehlung auf bestimmte Risikogruppen?
6. Es soll ja ein weiterer Impfstoff (von Pfizer, glaube ich) in der Pipeline sein. Wissen Sie, wie weit der fortgeschritten ist? Ist er den Studien nach besser verträglich als Bexsero?
Fragen über Fragen! Bitte verzeihen Sie die Länge, aber ich will einfach möglichst viel wissen, bevor ich eine Entscheidung treffen kann...
Und ganz herzlichen Dank für Ihre Mühe!
T.
von
Tinetta
am 15.01.2014, 12:52
Antwort auf:
Sind seit Einführung der Meningokokken B-Impfung schwere Nebenwirkungen bekannt?
Hallo,
Unsicherheit bei dieser Impfung ist gut nachvollziehbar, weil sie ja noch nicht so lange gibt und auch noch keine offiziellen Empfehlungen für Ihre Anwendungen bestehen.
1. die Fälle traten in der Altersgruppe auf, für die die Impfung in Studien in erster Linie konzipiert wurde, d.h. Säuglinge und Kleinkinder. Von weiterempfehlen nach der Markteinführung ist mir nichts bekannt.
2. nein, es handelte sich vom Konzept her um komplett andere Impfstoffe. Diese wurden nicht in grossen Fallzahlen angewendet, von Kawasaki Syndrom im zeitlichen Zusammenhang damit ist mir nichts bekannt.
3. auch diese Frage kann ich nur mit nein beantworten, gebe dabei zu bedenken dass der Impfstoff wohl kaum in grosser Stückzahl bislang verwendet wurde.
4. eine fehlende Empfehlung bedeutet keineswegs den Umkehrschluss, nämlich ein abraten von der Impfung. In Deutschland sagt die Stiko explizit, dass alle zugelassenen Impfungen auf der Basis individueller Beratung verwendet werden dürfen. Die Frage der Leistungen im unerwarteten Fall eines Impfschadensrecht ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und hängt von der öffentlichen Empfehlung ab. Sie können dies bei Ihrem örtlichen Gesundheitsamt in Erfahrung bringen.
5. richtig, die Meningokokken Meningitis kann jeden Mann und jede Frau und jedes Kind jederzeit betreffen. Die österreichische Beschränkung der Empfehlung auf bestimmte Risikogruppen macht Sinn, weil diese eben ein erhöhtes Risiko haben. Solange man sich nicht für die allgemeine Impf-Empfehlung entschliessen kann, mag es eben durchaus Sinn machen, Risiko Personen diesen besonderen Schutz zu vermitteln.
6. Das kann ich nicht sicher beurteilen, da mir nicht alle entsprechenden Daten vorliegen.
In der Hoffnung, geholfen zu haben, alles Gute!
von
Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
am 15.01.2014