Hallo Dr. Heininger,
Meine Tochter ist zur Zeit fünf Monate alt. Wie Sie auch schon geschrieben haben, ist der Nestschutz für Masern wohl nicht mehr vorhanden. Hier in der Schweiz wird sie dann mit 9 Monaten gegen mmr geimpft - das heißt aber für mich quasi vier Monate lang Sorgen....
Wir treffen alle Vorsichtsmaßnahmen, sind auch geimpft, dennoch kann man ein Restrisiko nie vermeiden. Und wir können auch nicht bei jedem Freund, Kollegen etc. nach immunstatus fragen (oder soll man das tun?)
Mich würde nur interessieren, falls unglücklicherweise meine Tochter doch mit Masern in Kontakt kommt, welche Maßnahmen es in der Schweiz ergriffen wird, oder wird hier dann abgewartet? In Deutschland versucht man laut RKI noch mit immunglobulin. Macht man das in der Schweiz auch? Schlägt diese Behandlung an? Hatten Sie schon mal in der Praxis solche Fälle?
Und wie siehts mit SSPE aus? Falls immunglobulin oder sonstige Maßnahmen anschlagen, kann ein SSPE trotzdem nach Jahren ausbrechen? Oder wird gar eine Behandlung den Ausbruch begünstigen (weil man den Körper quasi die Möglichkeit nimmt, selbst mit den Viren fertig zu werden und diese komplett abzutöten)?
Hatten Sie schon mal Säuglinge mit Masern erlebt, die komplett gesund wurden, und Jahre später auch keine SPSS bekommen haben?
Ich weiß dass eine Ansteckung ja noch nicht stattgefunden hat und ich mir nicht solche Gedanken machen soll. Dennoch würde ich gerne erfahren, ob und was in worst case gemacht werden kann...es würde mir die Zeit bis zur Impfung etwas erleichtern zu wissen, dass man einfach dem Schicksal nicht überlassen wird.
Viele Grüße,
Sandra
von
sandrasteuer
am 06.08.2014, 13:12
Antwort auf:
Hatten Sie schon mal Säuglinge mit Masern erlebt, die komplett gesund wurden?
Hallo,
Die Masernimpfung mit neun Monaten ist schon relativ früh angesetzt , auch bei uns in der Schweiz, eigentlich wird sie mit elf Monaten empfohlen.
Ich kann ihre Sorge gut verstehen. Eigentlich appellieren wir ja mit unseren impfempfehlungen an die Vernunft aller Eltern, ihre Kinder gegen Masern (und Mumps und Röteln) impfen zu lassen. Diesen Rat nehmen heutzutage mehr Eltern an als früher, dennoch gibt es impflücken und dadurch auch das Risiko, angesteckt zu werden. Statistisch gesehen ist das Risiko aber, schon im Säuglingsalter in der Schweiz oder Deutschland an Masern zu erkranken, sehr gering. Wenn man Kontakt zu masern hatte, kann man mit Immunglobuline auch in der Schweiz versuchen, den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Als Facharzt für Infektionskrankheiten bin ich mit solchen Situationen das eine oder andere Mal schon konfrontiert worden. Auch kenne ich Säuglinge, die an Masern erkrankten, und keine schweren Folgen davon getragen haben. Das ändert nichts an meiner grundsätzlich sehr positiven Einstellung zur Impfung.
Die SSPE kann nur auftreten, wenn man sich mit dem Masern Virus infiziert hat.
Zu ihrer Nachfrage: die Masern Impfung wurde in der Schweiz 1976 eingeführt.
Alles Gute!
von
Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
am 06.08.2014
Antwort auf:
Hatten Sie schon mal Säuglinge mit Masern erlebt, die komplett gesund wurden?
Weiters würde mich interessieren, ab wann die Masern-Impfung in der Schweiz für Kleinkinder bzw. Babys eingeführt und routinemäßig durchgeführt wurden. In Deutschland ist es z.B ab 1975 mit Masern+Mumps. Auf stopmasern.ch stand nur, dass ab 1985 der mmr-Impfstoff verwendet wird. Aber es kann ja nicht sein, dass alle davor geborenen in der Schweiz nicht geimpft wurden, oder?
Viele Grüße,
Sandra
von
sandrasteuer
am 06.08.2014, 13:56