Frage: FSME-Gefahr?

Guten Tag, wir leben in einem Gebiet in Deutschland, in dem FSME durch Zeckenbisse nicht vorkommt, fahren aber in wenigen Wochen für ein Wochenende nach Tübingen. Ich habe nun gelesen, dass der Landkreis dort zu den Risikogebieten gehört. Mein Sohn ist erst 10 Monate alt, kann also noch nicht geimpft werden und ich bin es auch nicht (macht sowieso jetzt auch keinen Sinn mehr wegen der kurzen Zeitspanne). Nun gibt es unterschiedliche Aussagen: Einmal heißt es, man soll sich auf jeden Fall impfen lassen (auch Kinder), wenn man in diesen Gebieten lebt oder sich dort aufhält. Doch dann lese ich auch die Empfehlung, dass sich nur bestimmte Berufsgruppen und Leute, die sich oft in Wald und Flur aufhalten, impfen lassen sollen. Bei Kindern wäre das Erkrankungsrisiko sowieso geringer und eine Impfung nicht unbedingt notwenig, wenn sie z.B. nicht viel im Wald sind. Was soll ich glauben? Ich bin sehr ängstlich und überlege schon fast, den Besuch abzusagen. Wir halten uns zwar hauptsächlich im Stadtgebiet auf, gehen aber ggf mal in einen Park, sitzen hinterm Haus im Garten oder sind im Schwimmbad. Dort könnten doch theoretisch auch Zecken sein? Wenn wir doch fahren, wie soll ich mich verhalten, also außer fetse Schuhe anziehen und jeden Abend genaue Kontrolle der Haut? Ich habe solche Angst, eine Zecke zu übersehen! Vielen Dank!

von Helena778 am 15.04.2015, 13:51



Antwort auf: FSME-Gefahr?

Hallo, grundsätzlich ist es schon so, dass man ab dem Alter von 1 Jahr die FSME-Impfung empfiehlt, für alle Menschen, die sich vorübergehend oder dauerhaft in Risikogebieten aufhalten. Die sogenannte FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) ist eine durch Zeckenstich übertragene Infektionskrankheit, der Auslöser ein Virus. Etwa 90% der infizierten Personen bekommen grippeähnliche Beschwerden einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich, und das war es dann. Bei etwa 10% kann sich jedoch nach einigen Tagen Beschwerdefreiheit die gefürchtete Gehirnbeteiligung einstellen. Bei Kindern (je jünger, desto eher) verläuft diese meistens als Hirnhautentzündung, mit eher gutartigem Verlauf. Je älter man jedoch ist, desto eher beschränkt sich die Entzündung nicht nur auf die Hirnhaut, sondern betrifft das Hirn und seine Strukturen selbst. Dies kann zu Nervenlähmungen führen, gelegentlich sogar zu lebensbedrohlichem Koma. Davon sind überwiegend ältere Menschen betroffen. Mit anderen Worten: je älter man ist, desto eher sollte man sich gegen FSME impfen lassen, wenn man dieses Risiko vermeiden will. Man muss aber auch berücksichtigen, dass Millionen (!) von Deutschen in Risikogebieten leben und nicht geimpft sind und ca. 200-400 Krankheitsfälle pro Jahr auftreten. Also ein reales Risiko, aber kein Grund zur Panik wenn Sie dieses mal noch ungeschützt reisen. Es geht also ehe rum Sie, als um Ihr Kind. Fälle bei Säuglingen sind eine absolute Rarität. Kontrolle der Haut abends um Entfernung von evtl. zecken ist gut und schützt vor Borreliose, aber nicht vor FSME (diese wird sofort beim Stich übertragen, wenn – und nur dann – die Zecke infiziert ist.) Alles Gute!

von Prof. Dr. med. Ulrich Heininger am 15.04.2015



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