Hallo liebe Experten,
Meine Situation ist folgende:
Ich bin Studentin und muss ab Oktober ein Chemiepraktikum im Labor absolvieren. Ich muss also wegen gefährlichen Chemikalien bis dahin abgestillt haben.
Letztes Jahr durfte ich auf Grund der Schwangerschaft schon nicht teilnehmen, deshalb will ich es nicht noch ein Jahr verschieben.
Letzte Woche war eine Hebamme bei uns, die beim Gesundheitsamt arbeitet (Routinebesuch). Ohne unseren Sohn, seine Entwicklung und die genaue Situaation zu kennen, meinte sie ich soll sofort nach dem 4. Monat mit Brei anfangen und bis Oktober, wenn der Kleine 5 Monate alt ist, alle Mahlzeiten erstzt haben und bloß keine Fertigmilch geben.
Vielleicht haben sie eine bessere Empfehlung für mich. Ich denke folgende Informationen sind noch wichtig:
Da ich auch dieses Semester schon wieder bei den Vorlesungen war, hat Jona abgepumpte Milch aus der Flasche bekommen. Er trinkt nicht gerne daraus und hungert manchmal lieber bis ich nach Hause komme (meist nach 4-5 Stunden), aber hatte nie eine Saugverwirrung.
Während der beiden Wachstumsschübe (Woche 3-4 und 6-8) und der heißen Tage (Woche 9) war er kaum satt zu kriegen, wollte alle 1-2 Stunden gestillt werden. Seit letzter Woche schaffe ich es leider auch nicht mehr regelmäßig abzupumpen, vor allem weil er vorgestern mit dem nächsten Schub angefangen hat (heute 10 Wochen alt). Sodass wir ihm jetzt manchmal Pre HA geben (Heuschnupfen auf beiden Seiten).
Letzte Woche, als es kühl war und er mal keinen Schub hatte, kam er alle 3-4 Stunden. Maximale nächtliche Schlafphase waren 7 Stunden, im Moment wieder 4-5.
Von der Entwicklung her ist er überdurchschnittlich weit: Er hält den Kopf gut alleine, rollt vom Bauch auf den Rücken, schlägt und greift nach Spielzeug, hält es fest und versucht sich bereits an unseren Fingern in Sitzposition zu ziehen. Er wiegt 6,5kg bei 62cm (bei Geburt: 3,9kg auf 52cm), obwohl er gefühlt die Hälfte der Mahlzeiten wieder ausspuckt. Jeden morgen hat er mindestens 1 Stunde Blähungen, während der Wachstumsschübe immer den ganzen Tag und die Rotavirenimpfung hat er gar nicht vertagen (starke Bauchschmerzen und Durchfall, auch nach 5 Tagen noch).
Vielleicht können sie mir sagen, was für ihn am besten ist.
Mit freundlichen Grüßen
Wiebke
Achso, in meiner Familie waren alle Babys groß, schwer und weit entwickelt. Mein Bruder und mein kleiner Cousin hatten sich mit 4-5 Monaten selbst abgestillt und wollten nur noch Brei bzw. mein Bruder sogar nur Fingerfood.
Wie kann ich das vermeiden? Einfach solange wie möglich nur Milch anbieten?
von
Wiebby96
am 20.07.2015, 15:05
Antwort auf:
Wie sollte ich abstillen?
Liebe Wiebke,
es freut mich sehr, dass Sie sich vertrauensvoll an uns wenden.
Aus Ihren Zeilen lese ich, dass Jona jetzt fast 2 Monate alt ist, um Sie ab Oktober, wenn Ihr Sohn 5 Monate alt wird, abgestillt haben müssen. Korrigieren Sie mich bitte wenn nötig.
Was kann ich Ihnen raten?
Bleiben Sie so lange Sie können beim Stillen und bieten Sie im parallel dazu, weiter das Fläschchen HA Pre an. So gewöhnt Jona sich ganz allmählich und selbstverständlich auch an die Milch aus der Flasche.
Das allmähliche Abschied nehmen von der Brust ist nämlich eine große Aufgabe für Joan, dann kommt später bei der Einführen von fester Kost nicht zu viel auf einmal.
Wenn Sie nun abstillen müssen, versuchen Sie es nicht „als Problem“ zu sehen. Versuchen Sie dieser Umstellungsphase mit Ruhe und Zuversicht zu begegnen. Das überträgt sich auch auf Ihren Jungen. Machen Sie weder sich noch dem Kleinen Druck.
Ich empfehle Ihnen sich ruhig Zeit zu lassen mit dem Abstillen.
Nehmen Sie sich nach und nach eine Stillmahlzeit nach der andern vor, zu der Sie nun nur noch ein Fläschchen reichen. Das ist für Ihren Kleinen und auch Ihre Brust am schonendsten, denn so geht die Milchmenge ganz allmählich und schonend zurück.
Und bitte lassen Sie sich nochmal von einer anderen Hebamme beraten. Diese kennt bestimmt Tricks, die Ihnen die momentane Situation erleichtern.
Üblicherweise wird frühestens nach vier Monaten (etwa mit 17 Wochen, da ein Monat etwas mehr als 4 Wochen hat) das Zufüttern von Beikost empfohlen. Wichtig ist letztendlich, dass Ihr Schatz reif dafür ist und auch interessiert am Löffeln ist. Üblicherweise gibt der Kinderarzt grünes Licht, da er die Reife des Kindes am besten einschätzen kann.
Dann könnten Sie ab September Monat für Monat die verschiedenen Beikostmahlzeiten einführen. Also alle 4 Wochen könnten Sie mit einer neuen Mahlzeit vom Löffel starten - nach dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei am Mittag (im September) den Milch-Getreide-Brei am Abend (im Oktober) und dann den milchfreien Obst-Getreide-Brei am Nachmittag (im November) einführen.
Dann bleiben immer noch eine Milch am Morgen und ggf. am Vormittag. Es war also vollkommen richtig mit der HA Pre zu starten.
Zur Orientierung finden Sie auf unserer Homepage einen Ernährungsplan: http://www.hipp.de/index.php?id=2057.
Zu Ihren letzten Fragen: Jedes Kind is(s)t anders und fordert anderes ein. Hier können Sie nur wenig gegensteuern, sondern nur gemeinsam mit Jona einen guten Weg finden.
Sonnige Grüße aus Pfaffenhofen und alles Gute für Ihr Vorhaben und das langersehnte Chemiepraktikum,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 21.07.2015
Antwort auf:
Wie sollte ich abstillen?
Vielen vielen Dank für ihre ausführliche Antwort!
Genauso hatte ich mir den Beikoststart auch überlegt, wusste bloß nicht, wie ich das Umstellen auf Flasche und Pre dort mit einarbeiten soll.
Außerdem war ich mir wegen den ständigen Blähungen und der Allergie Gefährdung unsicher, ob ich schon mit 4 Monaten anfangen sollte. Dafür sprechen aber Reflux, die frühen Zähnchen, die schnelle Entwicklung und die familiäre Vorbelastung. Was überwiegt ihrer Meinung nach?
Natürlich werde ich aber auf die Anzeichen und Bereitschaft meines Sohnes achten und mich danach richten.
Nach ihren Empfehlungen werde ich mir mit Abstillen viel Zeit lassen. Dann könnte ich im August ja anfangen, immer mit Flasche zu füttern, wenn die letzte Mahlzeit noch nicht 4 Stunden her ist, dann eine Woche später 6, dann 8 Stunden und so weiter, da er ja keine festen Mahlzeiten hat und sehr oft trinkt. Was sagen sie dazu?
Einige Fragen habe ich noch: Wie lange sollte ich bei der Pre HA bleiben? Könnte ich vielleicht auch die HiPP Comfort füttern, weil er ja so doll mit Blähungen kämpft? Bei HiPP steht ja, dass dort auch aufgespaltene Eiweiße drin sind, also Comfort auch für Allergie gefährdete Babys geeignet ist.
Ab wann füttert man dann andere Milch und welche? Folgemilch 2? Oder schon Kuhmilch?
Ich werde Donnerstag auf jeden Fall noch meine Hebamme fragen, was sie sagt. Trotzdem bin ich froh schon mal eine konstruktive Antwort bekommen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Wiebke Parchmann
von
Wiebby96
am 21.07.2015, 19:02
Antwort auf:
Wie sollte ich abstillen?
Liebe Wiebke,
beim Thema Allergierisiko hat sich ziemlich viel getan. Es gibt ab der Beikost keine Unterschiede mehr zu den Kindern, die keine Veranlagung zur Allergie mitbringen. Neuere wissenschaftliche Empfehlungen lauten, bei der Ernährung im ersten Lebensjahr nicht mehr alles zu vermeiden, sondern auch bei bestehendem Allergierisiko nach und nach eine vielseitige Kost aufzubauen, um das Immunsystem zu trainieren.
Kinderärztliche und ernährungswissenschaftliche Fachgesellschaften in Deutschland und in Europa empfehlen heute für den Beginn der Beikostfütterung den Zeitraum nach dem 4. spätestens mit Vollendung des 6. Monats. Das ist ein günstiges Zeitfenster mit Beikost anzufangen, auch hinsichtlich möglicher Allergien. Ein späterer Start mit Beikost bietet keinen besseren Schutz vor Allergien.
Sie werden erkennen, ob Ihr Kleiner im September schon bereit ist.
Allergiegefährdete Kinder sollten die ersten vier Monate ausschließlich gestillt werden oder zur Vorbeugung eine HA-Nahrungen bekommen. Diese Maßnahmen helfen wissenschaftlich nachgewiesen das Allergierisiko deutlich zu vermindern.
Weitere Empfehlungen fürs Beikostalter nach vier Monaten gibt es nicht mehr. Es gibt hier keine Daten, die belegen, dass im Beikostalter eine spezielle allergenarme Ernährung einen positiven Effekt auf die Allergievorbeugung hat.
Sie könnten also im Beikostalter auf eine normale Milchnahrung wie die HiPP Combiotik Pre oder 1 umsteigen.
In Hinblick auf die Bähungen wäre es auch möglich jetzt die HiPP Comfort zureichen. Die HiPP Comfort enthält ein aufgespaltenes Eiweiß (wie eine HA-Nahrung) und kann so auch bei einer Allergie vorbeugenden Ernährung gefüttert werden.
Spezialnahrungen wie die HiPP Comfort sollten aber grundsätzlich nur unter medizinischer Kontrolle gegeben werden. Ob die HiPP Comfort Spezialnahrung für Ihren Jungen sinnvoll ist, erfahren Sie von Ihrem Kinderarzt.
Folgemilch 2 kann nach dem 6. Lebensmonat und die Folgemilch 3 ab dem 10. Lebensmonat gereicht werden, nach dem ersten Geburtstag kann es eine Kindermilch oder auch Kuhmilch aus der Tasse sein.
Ideal ist es, pro Woche nicht mehr als eine Stillmahlzeit durch ein Fläschchen zu ersetzen. So können Sie und Jona langsam neue Rituale und andere Formen der Nähe finden. Und die Brust fährt allmählich die Milchproduktion zurück.
Ersetzen Sie zuerst die Milchmahlzeit, bei der Jona am wenigsten trinkt, beziehungsweise die Brust wenig Milch produziert.
Hier hat Ihre Hebamme sicher noch viel Tipps für Sie.
Es grüßt Sie herzlichst,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 22.07.2015