Wie kann ich nächtliche Mahlzeiten reduzieren?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Wie kann ich nächtliche Mahlzeiten reduzieren?

Hallo Frau Plath, mein Sohn ist 8,5 Monate alt und bekommt seit dem 5. Monat Beikost. Er ist ein sehr aktiver und interessierter Junge. Die Einführung der Beikost hat gut geklappt und er hat sichtlich Spaß am Essen. Am liebsten mag er süße Breie. Er isst aber tagsüber nicht viel, weil er abends, nachts und morgens Milch bekommt und dann einfach gut satt ist. Er hat schon von Anfang abends und nachts viel Milch gebraucht. Erst gegen Nachmittag/Abend kommt dann wieder vermehrt Hunger auf. Er liebt Fingerfood (gedünstetes Gemüse, Banane, Hirsekringel, Gurke). Fleischbrei mag er momentan nicht immer gerne (egal ob selbstgekocht oder Gläschen). Er ist dann anfangs mit Heißhunger 5-6 Löffel und dann mag er nichts mehr. Gebe ich ihm noch etwas Obst, würde er aber weiter essen. Abendbrei hat er selten ganz gepackt – trinkt aber kurz darauf seine Milch komplett. Ich glaube, er will einfach selbst essen. Ich habe auch schon überlegt ihm keinen Brei sondern nur noch Fingerfood anzubieten bzw. babygerecht bei uns mitessen zu lassen, aber dann würde er ja wieder mehr Milch benötigen, weil das Fingerfood allein ihn noch nicht wirklich satt macht. Sein Speiseplan sah bis vor ein paar Tagen so aus: ca. 5.00 – 7.00 Uhr 240ml Pre ca. 11.00 - 12.00 Uhr ½ Gläschen GKF-Brei ca. 15.00 - 16.00 Uhr ½ - 1 Gläschen GOB ca. 18.00 – 19.00 Uhr ein paar Löffel Abendbrei (Getreideflocken mit Pre und etwas Obst) ca. 19.30 – 20.00 Uhr 240ml Pre ca. 23.00 – 01.00 Uhr 240ml Pre Da er tagsüber so wenig Hunger hat, verdünne ich gerade die erste Flasche morgens. Dadurch hat er gegen 11.00 Uhr etwas mehr Hunger. Die nächtliche Flasche möchte ich ungern verdünnen, weil er dann nicht so gut schlafen würde. Da er so viel Milch trinkt, habe ich den Speiseplan folgendermaßen verändert. ca. 5.00 – 7.00 Uhr 240ml Pre verdünnt (4 statt 7 Löffel) ca. 11.00 Uhr 1 Gläschen GOB ca. 14.00 - 15.00 Uhr ½ - ¾ Gläschen GKF-Brei ca. 18.00 – 19.00 Uhr 1 Gläschen GOB und Fingerfood (Gemüse, Kartoffel, Gurke, mal ein bisschen Fleisch) ca. 19.30 – 20.00 Uhr 240ml Pre ca. 23.00 – 01.00 Uhr 240ml Pre 1) Was halten Sie von dem aktuellen Speiseplan? Was kann ich tun, dass er tagsüber mehr und nachts weniger zu sich nimmt? 2) Wie viel Wasser sollte er ungefähr trinken? Ich biete ihm regelmäßig Wasser an, er trinkt schätzungsweise 150ml am Tag. 3) Wie kann ich feste Essenszeiten einführen? Ich habe es schon probiert mit dem Ergebnis, dass er dann keinen richtigen Hunger hatte und nachts wieder zugeschlagen hat. Ich hätte es aber gerne, damit ich auch feste Schlafenszeiten einführen kann. Er schläft tagsüber höchstens 1,5 Stunden. Wenn er nicht viel gegessen hat, schläft er mittags nur 30 Minuten und nachmittags noch mal. 4) Ist es schlimm, wenn er noch so viel Milch trinkt? 5) Ab wann kann er Brot (evtl. auch selbstgebacken ohne Salz), Brötchen, Hörnchen (Zucker?) und Brezel essen? Viele Dank im Voraus und viele Grüße Rosalie784

von Rosalie784 am 25.04.2017, 16:20



Antwort auf: Wie kann ich nächtliche Mahlzeiten reduzieren?

Liebe Rosalie784 , das ist wunderbar, dass Ihr Kleiner mit sichtlichem Spaß bei der Beikost dabei ist. Gerne werfe ich einen Blick auf den Speiseplan Ihres Kleinen. zu 1) Hier ist das Verdünnen der Milch eine Möglichkeit. Allerdings würde ich nicht die Morgenmilch verdünnen, sondern die Flaschen nachts. Von denen wollen Sie ja weg kommen. Und solange die Nachtmilch noch in dieser Menge vorhanden ist, ist es doch nur verständlich, dass Ihr kleiner Schatz am Tage nur wenig Hunger Zeit. Er trinkt sich nachts gut satt und holt sich da seine Kalorien. Angenehmer wäre es für alle, wenn sich das nun umdrehen ließe. Möchten Sie selbst eine Veränderung - das ist vor allem anderen entscheidend - wird Ihr Junge mit Ihrer Hilfe lernen, ohne Milch in der Nacht auszukommen. Zeigen Sie Ihrem Kleinen, dass Sie bei ihm sind, aber versuchen Sie ihn ohne Milch wieder zum Schlafen zu bringen. Dazu würde ich die Milch eben ausschleichen, also immer weniger Pulver anrühren und auch die Trinkmenge nach und nach reduzieren. Das ist ein guter Weg die Kleinen von der Nachtflasche zu entwöhnen. Das ist dann auch besser für die ersten Zähnchen. Bestimmt gelingt es Ihnen Ihren Sohn immer häufiger anderweitig zum Einschlafen zu bringen. Zum Beispiel mit einer Spieluhr, Schmusetuch mit Geruch von Mama, streicheln und gutem Zureden. Das wird vielleicht nicht gleich von heute auf morgen klappen und kann einige „unruhige Nächte“ mit Gebrüll und Protest für Sie bedeuten. Da werden Sie nicht drumrum kommen. Ihr Schatz hatte ja gut Zeit sich daran zu gewöhnen und wird das nicht so leicht aufgeben. Geben Sie sich und Ihrem Liebling genug Zeit sich umzugewöhnen. Zum Beispiel zwei Wochen oder einen Monat, dann haben Sie das Ziel gemeinsam erreicht. Erzwingen lässt sich da sowieso nichts. Aber mit Geduld und Konsequenz klappt das bestimmt. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie nachts gar nichts mehr anbieten. Ich bin mir sicher, wenn Ihr Kleiner sich nachts weniger satttrinkt, wird am Tage der Appetit ansteigen. Helfen Sie Ihrem Sohn viel mehr von allein wieder in den Schlaf zurückzufinden. Dann haben Sie alle was davon, wenn Sie und Ihr Schatz endlich erholsam durchschlafen können, die Verdauung nachts mal zur Ruhe kommt und dazu noch die Zähne Ihres Kleinen schonen. Denken Sie immer daran, dass Kinder soooo viel lernen können! Zu 2) Das ist bestens. Solange Ihr Sohn noch so viel Milch trinkt, wird er kaum viel Durst auf echte Getränke wie Wasser, Tee entwickeln. Wird die Nahrung insgesamt fester, verspüren die Kleinen erst Durst und lernen diesen mehr und mehr mit Wasser oder Tee zu stillen. Wird die Milch weniger, wird auch mit der Zeit die zusätzliche Trinkmenge ansteigen. Einmal für Sie zur Orientierung: Die Empfehlung lautet für ein Kind 7-12 Monate etwa 400 ml Flüssigkeit pro Tag. Wobei die Milch mit dazugerechnet wird. Üben Sie den Blick in die Windel: Ist die Windel gut nass und der Stuhl weich geformt, dann passt alles. Ihr Junge ist ausreichend mit Milch versorgt und auch die Flüssigkeitszufuhr stimmt. Sie können sich da ganz auf Ihren Sohn verlassen, er weiß was er braucht. 3. und 4.)) Ich verstehe, dass gerade die Nächte anstrengend sind und Sie einen angenehmeren Rhythmus möchten. Sie können mit ein paar Rahmenbedingungen den Weg hinzu erleichtern, bestimmend bleibt aber Ihr Kind. Die Rahmenbedingungen sind: täglich wiederkehrende Rituale, insbesondere abends und vor dem Schlafen gehen, die Tage täglich ähnlich durchstrukturieren, am Tage ausreichend essen anzubieten und auch auf Getränke nach Bedarf zu achten und im zunehmenden Alter nicht gleich beim ersten Pieps in der Nacht eine Milch füttern, sondern immer mal wieder versuchen mit anderen „Mitteln“ das Baby in den Schlaf zurück zu begleiten (Spieluhr, leises Zureden, streicheln, Schnuffeltuch mit Mamas Geruch,….). Alles, ob Essen, Trinken, Schlafen usw. sind Lernprozesse, die ein Baby durch stete Wiederholungen erlernen wird. Versuchen Sie in Ihrem eigenen Verhalten Tag und Nacht deutlich zu unterscheiden. Machen Sie nachts nur wenig Licht, sprechen Sie sehr leise, lassen Sie alles ganz ruhig ohne Aufmunterungen ablaufen. Damit Ihre Kleine lernt, dass es unterschiedliche Tageszeiten gibt, in denen zum einen überwiegend geschlafen und in der anderen gespielt, entdeckt und der Hunger gestillt wird. Ab dem zweiten Halbjahr pendelt sich der Hunger- und Sättigungsrhythmus meist beständiger und geregelter auf den Tag ein. Letztlich liegt der Kniff einfach auch in der vielen nächtlichen Milch. Versuchen Sie hier einen Weg zu finden, diese zu reduzieren und vielleicht sogar ganz auf den Tag zu bringen. Noch ist die Ernährung sehr milchlastig. In diesem Alter reichen 400-500 ml Milch inklusive Gramm Milchbrei. Meist teilt sich das - wenn nicht gestillt wird - auf in morgens ein Fläschchen 200-250 ml und abends eine Portion Milchbrei (200-250 g). 5.) „Dürfen“ tut ihr Kleiner alles. Was das Brot als Mahlzeit betrifft, sehen allgemeine Empfehlungen zur Säuglingsernährung den langsamen Übergang zu Brot-Milch-Mahlzeiten ab dem 10. Monat vor. In diesem Alter hat sich Babys Organismus ja schon weiterentwickelt. Sie können dann langsam eine „Brotzeit“ einführen. Am Anfang einfach behutsam mit wenigen Stücken beginnen. Dazu gibt es eine Milch. Beim Brot dürfen Sie verschiedene Sorten ausprobieren. Mal fein gemahlenes Brot z.B. Brot aus fein gemahlenem Vollkornmehl ohne Kruste oder auch Mischbrot und Graubrot,...Machen Sie zunächst noch die Rinde weg und reichen Sie dann erst mal ein paar Häppchen Brot. Körnerlastiges Brot sollten Sie nicht nehmen, da besteht die Gefahr, dass sich die Babys an den Körnern verschlucken können. Natürlich darf Ihr Junge auch mal was von einem Hörnchen abknabbern. Letztlich bestimmen immer Sie als Mama, was auf den Tisch kommt. Bei allem von Herzen einen guten Appetit wünscht Doris Plath

von Doris Plath am 26.04.2017