Unser Sohn ist 14 Monate. Der Speiseplan sieht so aus:
Morgens ein feingemahlenes Kindermüsli (Alnatura) mit Obstpüree und ca. 200 ml Kuhmilch
Abends Vollkornbrot mit vegetarischem Tomatenaufstrich oder Leberwurst
Mittags isst er leider kaum Gemüse, Vollkornnudeln mit Tomatensoße oder Bolognese, Fischstäbchen mit wenig Kartoffelstampf und etwas Spinat (nur mit tricksen)
Andere Gemüse in unterschiedlicher Konsistenz spuckt er aus.
Als Zwischenmahlzeit gibt es Äpfel oder Banane manchmal Clementinen, anderes Obst mag er bis jetzt auch nicht.
Joghurt isst er jedoch sehr gern.
Ich mache mir Sorgen, ob er genug Vitamine bekommt. Wie kann ich ihn von leckerem Gemüse und einem abwechslungsreicheren Speiseplan überzeugen? Verschiedene Gemüsesorten hat er im selbstgemachter Brei gegessen. Manchmal denke ich es liegt an der Konsistenz, Zucchini und Paprika püriert in die Tomatensoße bemerkt er nicht. Brei hat er jedoch zuletzt verweigert.
Vielen Dank für ihren Rat
P.S. Fertigbrei/ Gläschen möchte er nie.
von
Finns Mama
am 25.03.2014, 14:20
Antwort auf:
Wie kann ich einen abwechslungsreicheren Speiseplan schmackhaft machen
Liebe „Finns Mama“,
schön, dass Sie wieder bei uns dabei sind.
Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Ich kann Ihnen empfehlen diese Phase überwiegend gelassen zu nehmen. Diese Phasen mit „weniger Gemüse“ etc. hat die Natur schon mit eingeplant. Ihr Sohn ist auch weiter gut versorgt. Seien Sie selbst ein Vorbild, greifen Sie selbst froh gelaunt und herzhaft beim Gemüse und Essen zu.
Gemüse liefert natürlich wertvolle Nährstoffe und lässt sich prima roh oder gedünstet, als Fingerfood auf einem Tellerchen, als Püree, als Soße, als Beilage, als Suppe etc. im Speiseplan unterbringen. Einfach immer wieder geduldig anbieten, aber nicht aufzwingen.
Für eine ausgewogene Ernährung gilt die Faustregel etwa zwei Kinderhände Obst und drei Kinderhände Gemüse pro Tag. Wenn ein Kind weniger Gemüse nimmt, kann es entsprechend mehr Obst sein.
Bei Gemüsemuffeln kommt unser Früchte-Spaß neu kombiniert mit Gemüse ("Flotte Karotte") im praktischen Quetschbeutel sehr gut an.
Alles ist „nur“ Gewöhnung. Auch verschiedene Früchte der Saison wird Ihr Sohn bestimmt noch gerne mögen. Mein Tipp: Immer wieder mal weiche, reife Stückchen Frucht anbieten. Oder Sie dünsten die Obststücke vorher etwas. Legen Sie Stückchen auf ein extra Tellerchen, auf das Ihr Junge selbst zugreifen kann. Sie können auch mal kleine Fruchtspieße machen oder lustige Gesichter mit dem Obst legen. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und greifen selbst davon mit Genuss zu. Dann wird Ihr Sohn das früher oder später übernehmen.
Sie als Mama haben hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung ausgewogen und abwechslungsreich „klappt“ und Ihr Schatz am Mittag auch Gemüse isst. Sie tun alles dafür, Sie kochen abwechslungsreich und mit viel Liebe. Sie ermuntern….
Ihr Sohn ist sich natürlich seiner Wirkung auf andere bewusst ist. Er hat bemerkt, dass er mit dieser ablehnenden und wählerischen Verhaltensweise seine Mama berühren kann und viel Aufmerksamkeit bekommt. Mama tut alles, damit ich verschiedene Gemüse esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwendet.“
Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu große Sache daraus macht. Sonst lernt Ihr Sohn weiter nur, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig von etwas bekommen oder einen Mangel erleiden. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Eine lieb gemeinte Anregung meinerseits: Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Sohn eine Auswahl an Speisen mit Gemüse an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!!!
Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Sprechen Sie mal eine zeitlang nicht über diese „Gemüseproblematik“.
Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten.
Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen insgesamt beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht.
Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Junge wird Sie nachahmen.
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner am Gemüse und Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss und sehen Sie vieles - gerade beim Essen - oft einfach nur mit einem Augenzwinkern. Leben Sie Ihrem Jungen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrem Kleinen wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Freude am Essen ist der beste Appetitbringer.
Bleiben Sie einfach geduldig dran. Ihr Kleiner wird das Gemüse noch schätzen lernen.
Herzlicher Gruß
Doris Plath
von
Doris Plath
am 25.03.2014