Weiter oder Pause

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Weiter oder Pause

Liebes Expertenteam, meine Zwillinge G. u. M. sind am WE 7 Monate alt geworden. Sie bekommen seit fast 4 Wochen Mittags Brei. Leider klappt es überhaupt nicht. G. nimmt selten mal einen Löffel ab. Sie "blockiert" den Mund mit der Zunge und wenn ich doch mal einen Löffel gefüttert bekomme, schiebt sie das Essen wieder raus und verzieht schlimm das Gesicht. Wenn das passiert und sie sich auch weg dreht, höre ich auf. Ihre Zwillingsschwester zeigt Interesse am 1. und 2. Löffel, dann macht sie den Mund nicht mehr auf und dreht sich weg. Nur mit viel Animation isst sie noch bis zu 5 weiteren Löffeln. Die Breie koche ich selber. Wir hatten bisher: Kürbis, Pastinake mit Kartoffel u. auch Süßkartoffen. Alles scheint nicht zu schmecken. Ich habe den Brei schon flüßiger gemacht, dass geht auch nicht. Andere Teller, andere Löffel, andere Fütterposition- es hilft alles nichts. Ansonsten stille ich Beide noch voll. Soll ich es weiter probieren oder ein paar Tage Pause machen? Was kann ich noch machen? Kann man die Muttermilch mit Schmelzflocken andicken u. als Brei füttern, damit sie sich daran gewöhnen? Fingerfood wird auch probiert. Aber wirklich essen ist das auch nicht. Eigentlich wären die Zwei ja schon dran mit der Einführung des Abendbreis... M. müsste auch etwas mehr zunehmen (Geburtsgew. 2370 g und aktuell 5900g). Ich hoffe sie können mir helfen damit sich unsere Mittagssituation etwas entspannt! Vielen Dank!

von s.weissig am 08.05.2017, 11:55



Antwort auf: Weiter oder Pause

Liebe „s.weissig“, das Wichtigste ist, dass Sie ganz entspannt bleiben. Ihre Mädchen haben ganz feine Antenne und merken sofort, wenn die Mama besorgt ist und werden dadurch verunsichert. Da Ihre Esssituation sehr aufgeladen ist und alles andere als entspannt. Machen Sie ruhig eine kleine Beikost-Pause! Dann können Sie neue Energie schöpfen und diese nutzen, um den „gegenseitigen Frust“ abzubauen, nur zu! Ein paar Tage sollten aber ausreichen. Manche Kinder sind einfach Spätzünder und brauchen eine Weile bis sie wie selbstverständlich neben der Milch auch feste Beikost akzeptieren. Ich gehe einmal davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang ok sind. Das müsste im Zweifel jedoch ein Arzt abklären. Dann möchte ich Ihnen nach einer kurzen Pause ans Herz legen, Ihre Mädchen weiter behutsam an das feste Essen heranzuführen. Es ist bestimmt schwer nach zahlreichen missglückten Versuchen den Mut nicht ganz sinken zu lassen, aber ich kann Ihnen versichern hier hilft nur Ausdauer und geduldiges immer wieder Anbieten. Damit sich Ihre Kleine mit dem festen Essen anfreunden kann, ist es ganz wichtig, dass Sie voll und ganz dahinter stehen und sie unterstützen und auch zu einem gewissen Grad fordern und fördern. Seien Sie konsequent aber trotzdem ruhig und gelassen, Ihre Mädchen merken genau, wann Sie unsicher oder nachgiebig sind. Versuchen Sie Sicherheit beim Essen zu vermitteln. Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Sie sollten nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Löffeln. Und der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit soll groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist. Bieten Sie parallel zum Brei auch weiterhin fingerfood wie weich gekochtes Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen (alles ungewürzt), auch wenn sie damit zunächst nichts anzufangen wissen. Es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie ihnen ein weiches Löffelchen in die Hand. Lassen Sie sie experimentieren. Das weckt oft die Neugierde auf Essen. Und/oder bestreichen Sie den Löffel mit ganz wenig Brei und lassen sie Kleinen das Essen selbst erforschen. Das mag mühselig sein und viel Geduld erfordern, aber es ist oft mit Erfolg gekrönt, wenn Kinder etwas allein ausprobieren dürfen. Ist diese erste Hürde dann genommen, spricht auch meist nichts dagegen wenn Mama mithilft. Da lässt sich nichts erzwingen. Und auch das ist völlig „normal“. Nehmen Sie den Druck von Ihren Schultern. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie immer im Hinterkopf haben, dass es doch nun mit dem Essen endlich besser klappen muss. Das spüren die Kleinen. Fällt der Druck weg, klappt es mit dem Essen oft besser. Erweitern Sie den Speiseplan gerne auch um das Fleisch. Vier Wochen nur Gemüse könnte Ihre Kleinen „langweilen“. Variieren Sie hier ruhig, wie wäre es mal mit einem Menü mit Nudeln oder Reis? Vielleicht auch mal ein Fischmenü? Ihre Mädchen können jedes Menü probieren. Ich weiß Sie kochen selbst, aber viele Kinder finden unser Gläschen „Spaghetti Bolognese“ super. Das Gläschen schmeckt einfach etwas „würziger“, vielleicht schmeckt es auch den Mädchen. Obst kommt aufgrund seines süßen Geschmackes meist sehr gut an. Mischen Sie mal etwas Obstmus unter den Gemüsebrei. Nehmen sie das so an, können Sie in der Mischung immer mehr in Richtung Gemüse/Menü gehen. Machen Sie es Ihren Mädchen nicht zu leicht, ruhig auch mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Kleinen wissen, dass Mama schnell mit Milch einlenkt. Also müssen sie sich a auch nicht mit dem Brei mühen. Also wenn Ihre Kleinen nicht weiter essen mögen, nicht die Milch anbieten, sondern ein kurzes Päuschen machen und dann wieder probieren. Meine Erfahrung ist, wenn es im Anschluss keine „sichere“ Milch mehr gibt, dass die Verzehrsmengen dann automatisch größer. Ihre Zwillinge werden lernen sich, auch mit Brei bei einer Mahlzeit sich satt zu essen. Sicher gelingt das besser, wenn Papa, Oma oder Freunde das Füttern übernehmen. Sie sehen Ihre Kleinen ja auch als „Milchlieferant“ und können nicht verstehen, warum Sie Ihnen die „bequeme, süße, kuschelige“ Milch verwehren. Manchmal macht es von einem Tag zum nächsten „Klick“ und die Portion wird größer. Wichtig ist außerdem, dass Sie Ihre Kleinen immer mit an den gemeinsamen Essenstisch nehmen, so dass sie Mama und Papa beim Essen beobachten können. Kinder lernen durch Nachahmen. Greifen Sie mit Genuss am gemeinsamen Tisch zu. Sie sind die Vorbilder, Ihr Kind wird sie alle nachahmen. Wenn sie sehen wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert sie das mit am besten. Eines ist sicher. Jedes gesunde Kind hat sich noch früher später an die feste Nahrung gewöhnt Geben Sie also nicht auf, auch wenn es im Moment so aussieht als würde gar nichts weitergehen. Ihre Geduld und Ausdauer zahlen sich aus, da bin ich mir ganz sicher. Setzten Sie weder sich selbst noch Ihren Sohn unter Druck! Warten Sie noch eine Woche oder 10 Tage, sicher können Sie bis dahin die Breimenge steigern und starten Sie dann erst mit dem Abendbrei. So können sie sich noch an den herzhaften Geschmack von Gemüse und Fleisch gewöhnen, bevor es abends „milchig-süß“ wird. Dann besteht nicht die „Gefahr“, dass das Mittagessen noch schlechter ankommt. Sicher kommt der Milchbrei auf Anhieb gut an, denn er schmeckt süßlich, milchig. Gerne können Sie die Getreideflocken auch mit Muttermilch anrühren. Bei einem Milchbrei, der mit Muttermilch hergestellt wird, kann es dazu kommen, dass der Brei sich verflüssigt. Grund dafür sind Enzyme in der Muttermilch die dazu führen, dass der Brei beim Anrühren etwas dünner wird. Oft ist es dann besser kleinere Portionen an zumischen. Herzliche Grüße aus Pfaffenhofen Annelie Last

von Annelie Last am 10.05.2017