Was kriege ich die Situation in Griff?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Was kriege ich die Situation in Griff?

Liebe Expertinnen, mein Sohn ist 13. Monate alt und wiegt ca. 9 Kilo. Seit dem 6. bzw. 8. Monat und bis zum 1. Geburtstag (also ca. 7 Monate) sah seine Ernährung so aus: - 9 Uhr Milch-Getreide-Brei - 12 Uhr Gemüse-Kartoffel/Reis-(Fleisch/Fisch)-Brei selbst gekocht auf Vorrat - 15 Uhr Obst-Getreide-Brei selbst gemacht (bzw. reines Obst aus Gläschen mit Getreidebrei vermengt) - 18 Uhr Milch-Getreide-Brei Zwischendurch habe ich bis zum 12. Monat bei Bedarf immer gestillt und danach stufenweise zum 1. Geburtstag abgestillt. Er aß alle Breie immer gut, vor allem mittags mit viel Gemüse. Nach seinem 1. Geburtstag ging ich wieder arbeiten und er blieb bei einer Tagesmutter. Sie kochte allerdings aus meiner Sich anders als ich, mit wenig Gemüse. Er aß dort wenig und wollte seitdem an Wochenenden zuhause auch keine warme Mahlzeit zu sich nehmen, auch solche die er früher mochte. Dazu muss ich allerdings erwähnen, dass er ein vorsichtiger Typ ist. Neben den Breien isst er aktuell Obst (Bananen, Äpfel, Birnen, Trauben), Joghurt und hin und wieder Vollkornbutterkeks. Das war es schon. Brot, Eier, Wurst und alles andere lehnt er bisher ab. Steckt er nur vorübergehend in einer Phase? Liegt es vielleicht am Zahnen? Den Appetit hat er jedoch nicht verloren. Er hat Hunger und isst gerne, nur nicht warme Mahlzeit. Ich habe schon verschiedene Konsistenzen ausprobiert: püriert, mit einer Gabel zerdrückt, gestampft, und stückiges Gemüse und Fleisch angeboten. Nichts funktioniert. Den ganzen Tag lang nur Getreide-Brei und Obst zu essen ist doch auf lange Sicht auch nicht gut. Über jeden Tipp und Rat würde ich mich sehr freuen. Vielen herzlichen Dank schon mal im Voraus! Viele Grüße Donik

von Donik am 07.06.2017, 13:07



Antwort auf: Was kriege ich die Situation in Griff?

Liebe Donik, da Ihr Kleiner das Essen nicht gänzlich verweigert und Getreide-Breie, Obst, Jogurt und Kekse isst, liegt es wohl daran das Ihr Kleiner zum Kleinkind wird/wurde. Es ist ganz typisch, dass die Kleinen in diesem Alter ein sehr eigenwilliges Essverhalten an den Tag legen, nur Spatzenportionen essen oder sich auf wenige Lieblingsspeisen konzentrieren. Sie entdecken ihren eigenen Willen. Und was noch viel interessanter ist, sie entwickeln ein Gespür dafür wie sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken können. Ihre Tagesmutter ist sicherlich nicht am veränderten Essverhalten „Schuld“. Während akuter Zahnungsphasen haben Babys aber auch so ihre Befindlichkeiten. In dieser Zeit verschmähen viele Kinder das Löffelchen oder essen nur das Nötigste und Beliebteste. Beim Zahnen ist die Kauleiste sehr druckempfindlich. Wenn das Löffelchen darüber streift, kann das richtig wehtun. Wärme verstärkt noch den Schmerz. Probieren Sie es mal mit einem "kühlen" (gerne auch kurz in den Kühlschrank stellen) Mittagessen und ganz viel Geduld. Auch den Milchbrei (oder wird des gegessen), vor dem Füttern ein bisschen abkühlen lassen bzw. nicht erwärmen. Egal was dahinter steckt. Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen, Kinder kommen gut über solche Zeiten hinweg, auch wenn der Speiseplan vorübergehend etwas einseitiger ausfällt. Sollte es nicht an den Zähnen liegen, habe ich auch noch ein paar Tipps, um den Sprung ins Kleinkindalter zu meistern. Eigentlich ist es ganz einfach. Bieten Sie so wie bisher zu festgelegten Mahlzeiten bestimmte Lebensmittel an, auch die Tagesmutter sollte das tun, aber gehen Sie nicht zu sehr auf ihre Wünsche ein. Bieten Sie eine Auswahl an gesundem Essen an. Da können ruhig auch die „unbeliebten“ Sachen dabei sein. Am Nachmittag darf es natürlich der beliebte Getreide-Obst-Brei sein. Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost auf dem Teller, nicht Ihr Kind. Ihr Kleiner ist noch zu jung, um zu entscheiden welche Lebensmittel ihm gut tun. Er weiß nicht wie gesund z.B. Gemüse, Brot und Fisch sind. Sie bieten ihm also ein Angebot an gesunden Lebensmitteln an und Ihr Söhnchen darf lediglich daraus auswählen und entscheiden wie viel er davon essen mag. Verweigert er das Essen oder mag er nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Nehmen Sie ihn aus seinem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts. Auch Obst oder einen Getreidebrei oder einen Keks. Ganz wichtig: Versuchen Sie das Essen auf die Mahlzeiten begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit. Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Ein gesundes Kind isst, wenn es hungrig ist. Denken Sie immer daran, er könnte essen und auch kauen, wenn er will. Vielleicht nicht das, was Sie möchten und vielleicht auch nicht so viel, wie es nach Ihren Vorstellungen sein müsste, aber Ihr Sohn isst. Was diesen Prozess hemmt, sind Druck oder Stress. Ihr Kind spürt Ihren innigen Wunsch es möge doch etwas essen. Sie können hier nichts falsch machen, denken Sie immer daran, ein gesundes Kind verhungert nicht vor einem vollen Teller. Viele Grüße aus Pfaffenhofen und ein schönes Wochenende, Annelie Last

von Annelie Last am 09.06.2017



Antwort auf: Was kriege ich die Situation in Griff?

Hallo liebe Frau Last, vielen Dank für die ausführliche Antwort und Tipps. Ich bin jetzt überzeugt, dass dies nur eine Phase ist. Immerhin isst er mittlerweile Brötchen. Gestern hat er sogar zu Mittag Reibekuchen gegessen. Ich selber habe gelernt jetzt die Situation locker anzusehen und bin viel entspannter dabei. Einmal pro Woche isst er mittags etwas bei der Tagesmutter, ein anderes Mal zuhause. Ansonsten gibt es mittags Brötchen oder Obst. Vielen Dank, dass es dieses Forum gibt. Für frischgebackene Eltern ist es ein große Hilfe! Liebe Grüße Donik

von Donik am 19.06.2017, 11:01



Antwort auf: Was kriege ich die Situation in Griff?

Liebe Donik, vielen Dank für Ihre lieben Worte, die ich erst jetzt entdeckt habe. Es freut mich, dass Sie durch meine Antwort nun alles etwas "lockerer" sehen und sich das auch schon so toll auf Ihren Sohn ausgewirkt hat. Alles Gute, Annelie Last

von Annelie Last am 28.06.2017