Was kann ich tun, um mein Kind wieder vielfältiger und gesünder zu ernähren?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Was kann ich tun, um mein Kind wieder vielfältiger und gesünder zu ernähren?

Guten Tag, mein heute vierjähriger Sohn hat bis vor etwa zwei Jahren so gut wie alles gegessen und das auch gerne. Etwa vier Wochen nach Eintritt in den Kindergarten wollte er plötzlich nur noch Brot, Nudeln, Äpfel, Paprika und Ketchup essen. Weder die Kindergärtnerin noch mein Sohn konnten mir erklären, ob etwas vorgefallen war oder nicht und ich habe es mir selbst so erklärt, dass dort etwas ungewohnt gewürzt oder zubereitet war und es für eine Phase gehalten. Diese dauert nun aber schon fast zwei Jahre und bis heute kann ich an einer Hand abzählen, wieviele verschiedene Nahrungsmittel er isst. Zum Glück sind auch vitaminreiche Lebensmittel dabei und laut Kinderarzt ist das nicht bedenklich, aber es ist schon aufwendig, da er nie am Familienessen teilnehmen kann und ich oft etwas extra kochen muss. Außerdem beunruhigt mich, dass er es vehement ablehnt, überhaupt etwas zu probieren. Und das gilt für alles: weder Obst, Gemüse, anderes Brot, Getränke und nicht mal andere Süßigkeiten als die drei Sorten die er mag. Ich habe es mit geduldigem Zureden, mit "Entzug" der Lieblingsnahrung, mit monatelangem Nicht-beachten dieser Eigenheiten versucht, aber es ändert sich gar nichts. Haben Sie eine Idee? Viele Grüße Christina

von Christina211 am 05.09.2016, 20:42



Antwort auf: Was kann ich tun, um mein Kind wieder vielfältiger und gesünder zu ernähren?

Liebe Christina, da haben Sie wirklich schon vieles probiert. Ich kann das sehr gut verstehen, die „Phasen“ kosten Nerven! Sie müssen sich keine Sorgen machen. Diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“ Phasen kommt häufiger vor als man denkt. Fast jedes Kleinkind zeigt mal diese Marotten. Ihr Kleiner ist halt ein besonders harter Brocken. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht (mehr). Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw. Auch bestimmte äußere Einschnitte (Kita, Kiga, neues Geschwisterchen, Umzug, familiäre Ereignisse….) können das (Ess)verhalten beeinflussen. Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird wieder besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Junge eben mit so wenig zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden. Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei Ihrem Sohn. Er hat sich dann an den wenigen Dingen „satt gegessen“ und will endlich was anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über ein langes Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen. Ihr Schatz ist weiter gut versorgt. Der Kinderarzt ist mit seiner Entwicklung zufrieden. Das zeigt Ihnen, „irgendwie“ holt Ihr Junge sich schon das, was er braucht. Am besten ist es wohl, wenn Sie weiter keine allzu „große Sache“ daraus machen. Sonst lernt Ihr Kleiner weiter nur, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“ Mein Tipp: Leben Sie Ihrem Jungen wie jetzt schon als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrem Sohn wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber seinem Verhalten. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Junge am Essen interessieren. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Versteifen Sie sich auch nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich mehr darüber, dass es Ihren Sohn gibt und es Ihrem Jungen gut geht! Herzlicher Gruß Doris Plath

von Doris Plath am 06.09.2016