Hallo liebes Expertenteam,
ich brauche bitte ganz dringend Hilfe ;-)
Mein 16 Monate alter Sohn isst sehr schlecht und ich bin etwas am verzweifeln. Unser Essensplan sieht momentan so aus:
ca. 8 Uhr - 200 ml Flasche mit Pre Milch (Kuhmilch will er GAR nicht!)
ca. 9/9.30 Uhr - entweder Banane oder Joghurt bzw. Brot mit Wurst (wobei er NUR die Wurst isst und kein Brot, Frischkäse oder anderen Käse will er nicht!)
ca. 12.30 Uhr - Gemüse, Kartoffel bzw. Nudeln oder Reis mur püriert und keine Stück (er würgt sobald ein kleines Stückchen im Brei ist)
ca. 15.30 Uhr - Getreideobstbrei (wie soll er sonst Obst und Getreide essen, wenn er nur die Breivariante isst?)
ca. 18.30 Uhr - 100 ml Abendbrei und dann nascht er immer etwas von meinem Teller (Nudeln, Reis, Kartoffelbrei, Würstchen, Gemüse lehnt er ab etc. - aber es muss weich sein und er will es selbst in die Hand nehmen)
Wie kann ich ihm angewöhnen, dass er z.B. morgens Brot (Brötchen isst er manchmal) isst oder mal ein anderes Obst außer Banane? Kuhmilch lehnt er total ab, aber wenigstens isst er einen Joghurt.
Ich sollte noch erwähnen, dass er erst seit ca. 2 Monaten Zähne hat (mittlerweile 7 Stück) und er wurde nach der Geburt nur ca. 1 Monat gestillt, hat immer Pre-Nahrung erhalten und mit ca. 6/7 Monaten habe ich mit der Beikost angefangen.
Ich hoffe, dass Sie mir weiterhelfen können. Vielen Dank!
von
Daco
am 04.02.2015, 14:31
Antwort auf:
Warum isst mein 16 Monate alter Sohn nur Brei?
Liebe „Daco“,
ich kann gut nachvollziehen, dass Sie sich Gedanken machen.
Zunächst möchte ich Sie beruhigen, auch wenn Ihr Söhnchen vorwiegend pürierte Mahlzeiten bekommt, wird er ausreichend mit Nährstoffen versorgt. Gegen einen Getreideobstbrei spricht generell überhaupt nichts.
Da jedes Kind ein individuelles Entwicklungstempo hat, lässt sich kein genauer Zeitpunkt angeben zu dem ein Kind aktiv kauen und schlucken muss. Wie bei allen Entwicklungsschritten gibt es auch hier "kleine Spätzünder". Da es aber bei Würstchen und Brötchen ganz gut klappt steckt kein gesundheitliches Problem dahinter. Darauf können Sie aufbauen.
Es ist natürlich sinnvoll Ihren Sohn an stückige Mahlzeiten heranzuführen, denn eine Kauerziehung ist für die Ausbildung des Kiefers, für die Mundmotorik und die Sprachentwicklung sehr wichtig. Für manche Kinder sind Breie mit Stückchen irritierend. Kennen Sie doch den Brei nur feinpüriert und möchten ihn direkt herunterschlucken. Und dann kommt plötzlich ein „hinterlistiges“ Stückchen Kartoffel oder Gemüse, mit dem sie gar nicht rechnen. Hat Ihr Kleiner einmal eine schlechte Erfahrung in der Art gemacht?
Bleiben Sie ruhig und konsequent am Ball und versuchen Sie Ihren Sohn ganz langsam mit der ungewohnten Konsistenz vertraut zu machen. Geben Sie nach und nach löffelweise weniger stark püriertes unter die geliebte Breikonsistenz.
Ganz wichtig ist, dass Ihr Sohn in diesem Alter selber essen darf. Geben Sie ihm einen eigenen Teller mit weichen Gemüse- und Kartoffelstückchen, Nudeln etc. und einen eigenen Löffel. Lassen Sie ihn experimentieren, das Essen anfassen, auch einmal matschen.
Auf diese Weise gelingt es gewiss, Ihren Kleinen an die Stückchen zu gewöhnen. Natürlich braucht das viel Geduld und etwas Gewöhnungszeit, aber es lohnt sich.
Verweigern von Brot, Gemüse, Obst, Käse usw.:
Ihr Sohn befindet sich in einem Alter, in dem dieses Essverhalten nicht untypisch ist und zu den Begleiterscheinungen eines ganz normalen Entwicklungsprozesses gehört.
Es ist ganz typisch, dass die Kleinen ein sehr eigenwilliges Essverhalten an den Tag legen, nur Spatzenportionen essen oder sich auf wenige Lieblingsspeisen konzentrieren.
Sie entdecken ihren eigenen Willen. Und was noch viel interessanter ist, sie entwickeln ein Gespür dafür wie sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken können.
Diese Phase ist wirklich sehr anstrengend, viele Eltern können ein Lied davon singen.
Das zu akzeptieren und dem richtig zu begegnen ist nicht ganz leicht.
Machen Sie keine „große Sache“ daraus. Sonst lernt Ihr Kind, dass es mit einer ablehnenden Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Versteifen Sie sich nicht auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich vielmehr darüber, dass es Ihrem Söhnchen gut geht und er sich wunderbar entwickelt.
Um Ihren Kleinen zu einem der Familie üblichen Essverhalten zu verhelfen, ist es ganz wichtig, dass Sie das Thema möglichst ruhig und gelassen angehen und Ihren Sohn behutsam unterstützen.
Ich gebe ich Ihnen den wichtigsten Rat: Denken Sie an das Sprichwort "Hunger ist der beste Koch".
Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Kind verhungert nicht vor vollem Teller.
Gehen Sie mal nicht zu sehr auf seine Wünsche ein. Bieten Sie einfach so wie bisher für die ganze Familie eine Auswahl an gesundem Essen an. Da können ruhig auch die „unbeliebten“ Sachen dabei sein.
Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost auf dem Teller, nicht Ihr Kind. Ihr Kleiner darf lediglich daraus auswählen und entscheiden wieviel er davon essen mag.
Halten Sie die Portion auf seinem Teller eher klein. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe. Schauen Sie und Ihr Mann nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten.
Verweigert Ihr Kleiner das Essen oder mag er nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Mehr gibt’s dann nicht. Nehmen Sie Ihren Jungen aus seinem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts.
Das ist nicht so schlimm. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Kleiner gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihr Sohn ist da viel zu schlau, er wird das nehmen was er braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!!
Essen Sie möglichst häufig zusammen. Greifen Sie selbst mit Genuss zu. Sie und die anderen Familienmitglieder sind die besten Vorbilder, Ihr Kleiner wird Sie nachahmen. Zeigen Sie Ihrem Jungen wie viel Spaß das Essen macht.
Es kann natürlich dauern bis sich ein Erfolg einstellt, aber wenn Sie in Ruhe Ihren Standpunkt vertreten, Ihrem Kind eine richtige und gesunde Essensweise vorleben und seiner Eigenwilligkeit keine Aufmerksamkeit schenken, wird es besser werden.
Viele Grüße aus Pfaffenhofen und eine Extraportion Geduld und Gelassenheit wünsche ich Ihnen,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 05.02.2015