Meine Tochter war immer ein guter Esser und hat mit Begeisterung die Beikost aufgenommen. Gestartet sind wir nach dem Vollstillen mit Mittagsbrei nach 5 Monaten und haben dann stets gesteigert. Abgestillt ist sie seit sie 8 Monate alt ist. Sie hat seitdem immer prima gegessen: Morgens ca. 230 ml Pre Nahrung, ein Frühstücksbrei mit Obst am Vormittag (200g), ein Gemüsebrei mit oder ohne Fleisch mittags (200-250g), ein Nachmittagssnack bestehend aus Getreidebrei mit Obst (200g), ein Milch-Abendbrei mit oder ohne Obst (250g), oft noch 120-150 ml Milch im Anschluss zur Nacht. An unserem Essen hat sie bisher wenig Interesse gezeigt. Wenn doch, dann hat sie immer zum probieren etwas erhalten, wie z.B. ein Stück Birne oder Banane, eine Gurkenscheibe, ein Stück Brot oder Brötchen, Kartoffelstücke, etc.
Trinken wollte sie nie etwas, das war das einzige, was ich schwierig fand.
Seit einigen Tagen nun hat sich ihr Essverhalten radikal verändert. Sie verweigert den Brei, scheint auch keinen Hunger zu haben. Wenn sie dann isst, dann spuckt sie das meiste wieder aus um es zu "untersuchen". Es ist zwar noch niemand vorm gedeckten Tisch verhungert, aber diese radikale Verwandlung vom begeisterten Vielesser zum Verweigerer macht mir Sorgen. Ich würde vielleicht dazu übergehen, sie selbst essen zu lassen, ich habe schon den Eindruck, dass sie ihre Mahlzeiten auch mit allen Sinnen "entdecken" möchte. Dabei bleibt aber das meiste auf dem Boden liegen. Wie gehen wir mit der Situation am besten um? Und - was geben wir ihr? Kann sie grds. schon unsere Mahlzeiten mit essen? Das hat sie bis heute noch nicht gemacht. Bisher war es mit altersgerechtem Brei natürlich sehr einfach...
Danke und Grüße
Karin
von
Karin32
am 16.05.2017, 13:51
Antwort auf:
Tochter (10 Monate) isst sehr schlecht
Liebe Karin,
es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder in diesem Alter ihr Ernährungsverhalten ändern. Sie entdecken nun immer mehr Ihren eigenen Willen und wollen den natürlich auch durchsetzen. Sie entwickeln langsam ein Gespür dafür, wie Mama und Papa auf ihr Verhalten reagieren und wie sie etwas erreichen können.
Es bahnt sich also ein neuer Entwicklungsschritt an, der manchmal recht spannend sein kann. Wichtig ist, dass Sie der zunehmenden Eigenwilligkeit möglichst gelassen und ruhig begegnen, denn Kinder in diesem Alter merken nun immer mehr was sie anstellen müssen, um die Aufmerksamkeit der Mama auf sich zu ziehen. Es ist ganz typisch dass Beinahe-Kleinkinder beginnen sich das herauspicken, was ihnen am meisten schmeckt.
Ihre Maus scheint momentan nicht mehr so der „Brei-Fan“ zu sein. Nutzen Sie dies, vielleicht ist Ihre Kleine bald bereits für die Umstellung auf den Familientisch.
Um Ihre Kleine wieder zu einem vielfältigerem Essverhalten zu verhelfen, ist es ganz wichtig, dass Sie das Thema möglichst ruhig und gelassen angehen.
Haben Sie keine Angst, auch wenn der Speiseplan für einige Zeit einseitiger ausfällt, nimmt die Kleine keinen Schaden. Die Natur hat das so eingerichtet.
Morgens könnten Sie beginnen eine Milch (aus der Tasse) und etwas Brot zu reichen.
Vormittags und nachmittags könnte es in Ergänzung zum Getreide-Obst-Brei, Knabbereien wie die HiPP Reiswaffeln und Hirsekringel plus frisches, weiches Obst. Das Obst können Sie zunächst auch etwas dünsten, dann fällt Ihrer Kleinen die Umstellung vom Brei leichter.
Sie können auch etwas Babyzwieback mal grob ins Obstmus bröseln. Das ergibt einen schön griffigen Obst-Getreide-Brei. Vielleicht kommt der gut an.
Mittags können Sie gerne parallel zum Brei etwas vom Selbstgekochtem anbieten. Natürlich sollte das Essen für Ihr Mädchen noch kindgerecht sein, d.h. möglichst nicht gesalzen und wenig gewürzt, nicht scharf, frittiert und fettig. Vielleicht nehmen Sie vor dem Würzen eine Portion für Ihr Mädchen ab.
Oder Sie probieren Sie es mit Fingerfood - ein paar weich gekochte Gemüsestückchen oder verträgliche Beilagen wie Kartoffeln oder Nudeln.
Am Abend können Sie parallel zum Milchbrei auch eine Brotmahlzeit anbieten. Also Brot plus die Milch, die Sie auch aus dem Becher reichen können.
Versteifen Sie sich aber nicht auf die Mahlzeiten. Und suchen Sie nicht verzweifelt nach etwas was Ihrem Mädchen schmecken könnte. Bieten Sie einfach zu den festen Mahlzeiten unterschiedliche Speisen an. Sie machen Ihrem Mädchen ein Angebot. Ihre Kleine entscheidet was und wie viel sie davon essen möchte. Mehr ist nicht nötig. Sie wird etwas essen wenn sie hungrig ist…
Stellen Sie das Essverhalten Ihres Mädchens nicht in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten ihres Kindes Bedeutung beimessen, umso mehr wird sich Ihr Kind wieder dafür interessieren.
Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihre Tochter wird Sie nachahmen.
Sie werden sehen, wenn Sie gelassen an die Sache gehen und das Essverhalten Ihrer Tochter locker nehmen, ihr ausgewogenes Essen anbieten und ihr eine gesunde Essensweise vorleben wird sie diese Umstellungsphase bewältigen und wieder in ihr ursprüngliches Essverhalten zurück finden.
Sommerliche Grüße aus Pfaffenhofen,
Annelie Last
PS: Vorausgesetzt Ihrer Kleinen geht es gut dabei, sonst könnte auch ein Infekt dahinter stecken, das sollten Sie dann mit Ihrem Kinderarzt besprechen.
von
Annelie Last
am 17.05.2017