Hallo!
Mein Sohn wird bald 14 monate alt. Sein Essverhalt sieht folgendermaßen aus:
07:00/07:30 180ml 3er Milch
Ein paar Frühstückskringel mit Früchtejoghurt
Brot geht nur sehr sehr wenig und wenn dann auch nur Weißbrot obwohl wir es von Anfang an mit Schwarzbrot etc versucht haben
09:30 versuche ich ihm immer wieder stückiges obst anzubieten. Aber bis auf etwas banane geht noch gar nichts. Er steckt sich alles in den Mund jedoch wandert der Großteil wieder raus
So nun lasss ich ihn das machen und füttere ihn nebenbei mit einem GOB da er auch von der banane nie so viel essen würde dass er satt ist. Ist das in dem alter noch in Ordnung?
12:30 er bekommt wieder stückiges vom tisch ...wandert raus und rein. Manches isst er aber seeehhrrr geringe Mengen, sodass ich ihn auch mittags nebenbei noch mit brei füttern muss. Noch dazu mag er nur komplett püriertes...sobald kleine stückchen dabei sind würgt er. Musste sich teils deswegen schon übergeben.
15:30/16:00
Etwas Obst...selbes Spiel
Oder auch mal Hirsekringel, Breze, Biskotte, Babykeks. Das geht!
18:30
Stückiges vom Tisch aber auch hier wandert das meiste wieder raus, sodass ich ihm nebenbei mit milchbrei füttere
Danach bekommt er noch 3er Milch zu trinken, da er ohne dieser bereits um 10/11 uhr eine Flasche verlangt
Nun frage ich mich ob wir etwas falsch machen?
Ee darf alles mit Gabel/Löffel/Händen probieren. Ich lass ihn auch mal mit dem Essen "spielen"...er zerdrückt es in den Händen...steckt es wieder in den Mund und spuckt es wieder aus.
Ist das alles normal?
von
xxsomebodyxx
am 06.02.2017, 10:37
Antwort auf:
Probleme mit fester Nahrung
Liebe „xxsomebodyxx“,
erst einmal vorweg: es spricht überhaupt nichts dagegen, dass Ihr Kleiner noch gerne Breie ist.
Es gibt Kinder die essen mit anderthalb noch liebend gerne z.B. Ihren Abendbrei und da spricht auch überhaupt nichts dagegen, wenn Kinder parallel zu den Breimahlzeiten ausreichend kauen.
Denn regelmäßiges Kauen ist wichtig für die Kieferbildung, Mundmotorik und somit auch für den Spracherwerb sehr wichtig.
Auch mit pürierten Mahlzeiten und Breien wird Ihr Sohn mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, die er zu seinem gesunden Wachstum benötigt.
Allgemein könnte ein Plan fürs Kleinkindalter grob so aussehen:
Morgens: Milch + Brot oder Müesli, Obst
Vormittags: Obst + Knabberei, nur Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, mal ein kleiner Joghurt
Mittags: Gemüse, Beilage und 2-3 mal Fleisch und einmal Fisch
Nachmittags: nach Bedarf etwas Obst + Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, mal ein kleiner Joghurt
Abends: Milchbrei mit Obst, Brot + Käse, Milch, Müesli
Wie Sie sehen sind Sie gar nicht so weit vom „Ideal“ entfernt.
Jetzt möchte ich Ihnen noch eine Zahl an die Hand geben: Im zweiten Lebensjahr werden um die 300ml/g Milch und „Milchhaltiges“ (wie Milchbrei, Müesli mit Milch, Joghurt, Quark, (Frisch)Käse auf dem Brot, Käse im Auflauf, Sahne in der Cremesuppe) pro Tag empfohlen.
Der Früchtejoghurt am Morgen, der Milchbrei am Abend, das Milchfläschchen in der Früh und am Abend (und vielleicht in der Nacht) das ist wirklich zu viel! Die Ernährung ist so viel zu „milchlastig“ und verdrängt andere Lebensmittel. Reduzieren Sie den Milchanteil in der Ernährung Ihres Kleinen.
Was nicht heißt, dass Ihr Söhnchen nicht tageweise auch mal etwas mehr Milch bekommen kann. Schauen Sie nicht zu streng auf die Zahlen - es ist ein Richtwert / eine Empfehlung. Aber es ist eine gute Orientierung.
Bieten Sie die Milch am Morgen und am Abend ruhig nach und nach konsequent nur noch aus einer Tasse/Becher an, so gehen die Mengen auch zurück. Aus einer Flasche lässt es sich einfach leichter und „bequemer“ trinken.
Was kann ich Ihnen nun raten?
Ganz wichtig ist folgendes: Sie als Eltern bestimmen das Angebot aus gesunder Kost, nicht Ihr Kind. Ihr Sohn darf lediglich daraus auswählen und entscheiden, wie viel er davon essen mag.
Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Kleiner als Obst nur Banane und als Brot nur Weißbrot isst. Dann bieten Sie es nicht ausschließlich, sondern nur an wenigen Tagen in der Woche an.
Ihr Sohn ist noch jung und weiß nicht, was gesund und gut für ihn ist, er weiß nur was ihm schmeckt. Deshalb müssen Sie sie beim Erlernen eines gesunden Ernährungsverhaltens unterstützen. Ihr Sohn braucht Ihre Hilfe dabei!
Bieten Sie weiter auch Unbeliebtes („stückiges“, Obst- und Gemüserohkost, Brot, Familienkost, ja er darf nun alles probieren) an und lassen Sie den Speiseplan Ihres Sohnes nicht zu „bequem“ werden. Kaum kauen, schnell schlucken und oft milchig süß. Ihr Kleiner muss nun hartnäckig vom Herzhaften und vom Kauen überzeugt werden und dazu braucht er Ihre Hilfe!
Er kann ja kauen und schlucken, „manches isst er aber seeehhrrr geringe Mengen“ und wer „Hirsekringel, Breze, Biskotte, Babykeks“ essen kann, kann es auch mit Vollkornbrot, Obst und Gemüse aufnehmen.
Halten Sie die Portion auf seinem Teller eher klein und dann lassen Sie ihn einfach in Ruhe. Schauen Sie und Ihr Mann nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Gerne darf er mit allen Sinnen auch mit den Händen sein Essen erforschen.
Verweigert Ihr Sohn das Essen oder mag er nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihm ganz ruhig, dass das Essen jetzt für ihn beendet ist. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein. Mehr gibt’s dann nicht. Nehmen Sie ihn aus dem Stühlchen und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts, auch keine Milch oder einen Keks.
Das ist nicht so schlimm. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Sohn gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihr Kleiner ist da viel zu schlau, er wird das nehmen was er braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!! Der Hunger ist auf Ihrer Seite.
Gehen Sie konsequent einen Schritt nach dem anderen, bestimmt finden Sie einen gemeinsamen Weg, mit dem Sie beide zufrieden sind.
Sie müssen als Mama gar nicht so viel „machen“ und auch nicht viel zu viel auf „seine Wünsche“ eingehen.
Ihr Söhnchen ist sich natürlich seiner Wirkung auf andere bewusst ist. Er hat bemerkt, dass er mit seiner ablehnenden und wählerischen Verhaltensweise seine Mama berühren kann und viel Aufmerksamkeit bekommt. Mama tut alles, damit ich verschiedenes Obst, Gemüse, Brot esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwendet.“
Am besten ist es wohl, wenn Sie keine allzu große Sache daraus machen. Sonst lernt Ihr Kleiner weiter nur, dass er mit dieser Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt.
Kinder merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Kinder haben einen sehr empfindsamen Würgereflex. Babys sind hier äußerst sensibel, und manche eben ganz besonders. Ein kleines Stückchen Brei bzw. etwas Druck im hinteren Rachen kann schon den Würgereflex auslösen. Bei Ihrem Sohn scheint sich der empfindliche Würgereiz noch nicht verloren zu haben.
Lassen Sie es mal abklären, ob es organische Ursachen hat oder ob Ihr Kleiner schlicht einen Weg gefunden hat Unliebsamen aus dem Weg zu gehen. Denn bei manchen Speisen klappt es ja wunderbar! Hier ist der Kinderarzt der richtige Ansprechpartner.
Nehmen Sie sich vor das Essen nicht mehr so sehr in den Mittelpunkt zu stellen, machen Sie sich den Hunger zum Gehilfen und schenken Sie Ihrem Kleinen Ihr volles Vertrauen. Sie werden sehen, mit wie wenigen Kniffen das Essen mehr Freude bereiten kann.
Es kann natürlich dauern bis sich ein Erfolg einstellt, aber wenn Sie in Ruhe Ihren Standpunkt vertreten, Ihrem Kind eine richtige und gesunde Essensweise vorleben und dieser Eigenwilligkeit keine Aufmerksamkeit schenken, wird es besser werden.
Herzliche Grüße aus Pfaffenhofen,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 07.02.2017