Guten Tag,
meine Tochter (15 Monate) wird noch zum Einschlafen, nachts ein mal zum Durchschlafen und direkt nach dem Aufwachen gestillt. Sie frühstückt gut bis sehr gut, Obst-Joghurt-Müsli, Toast oder anderes Brot mit Butter, Frischkäse oder Marmelade.
Das Problem ist das Mittagessen. Egal was ich koche, sie will nichts Neues probieren. Nackte Nudeln oder Butterbrot lässt sie sich gefallen, aber wehe es ist auch nur ein Hauch von Soße an den Nudeln. Reis, Kartoffeln, Fleisch, Fisch, Gemüse beschnuppert sie lediglich und legt es weg. Als sie noch kleiner war, hat sie sämtliche Gemüsebreie (gekaufte als auch selbst gekochte) gerne gegessen.
Aus Sorge, sie könnte zu wenige Nährstoffe bekommen, habe ich sie gelegentlich zusätzlich nachmittags gestillt. Als ich jedoch genau dieses unserer Kinderärztin schilderte, fiel ich bei der Antwort aus allen Wolken. Nun will ich hier eine weitere Meinung einholen.
Die Kinderärztin meint, die Muttermilch sei, nach so langer Zeit, nichts weiter als "besseres Wasser" und wenn ich schon Milch zufüttere, dann soll ich doch bitte die industrielle von Hipp & Co verwenden. Desweiteren sei ein Stillen in diesem Alter (zur Erinnerung: meine Tochter ist 15 Monate) nicht artgerecht! Ich bin fast in Tränen ausgebrochen als ich das hörte.
Ist da etwas dran? Tu ich meiner Kleinen tatsächlich etwas Schlechtes indem ich sie noch stille? Ich kann mir das bei allem Respekt nicht vorstellen. Ich war eigentlich froh das Milchpulver nach den ersten Monaten weg lassen zu können. Und jetzt soll ich wieder damit anfangen???
Abend isst sie wiederum gut. Entweder Milchbrei oder bei uns am Tisch mit.
Das Argument der Ärztin, die Milch würde das Hungergefühl des Kindes überdecken, kann ich nicht nachvollziehen. Denn sonst würde sie doch abends und vor allem morgens (nach dem Stillen) schlecht essen und nicht mittags!?!
Was sagen Sie dazu? Haben sie Tipps?
Viele Grüße
von
Karo271
am 07.04.2015, 15:53
Antwort auf:
Muttermilch nach 1. Jahr wirklich nur "besseres Wasser"?
Liebe „Karo271“,
Sie dürfen Ihre Kleine so lange stillen, wie Sie und Ihr Mädchen das wollen.
Natürlich ist es im Alter Ihrer Tochter auch richtig, dass sie ausreichend feste Nahrung zum Beißen und Kauen bekommt. Das ist wichtig für die Sprachentwicklung.
Aber das ist ja bei Ihrem Mädchen der Fall. Sie isst gut bei Tisch, wenn sie auch gerade mittags eine „ich-mag-nix-Phase“ bzw. „ich-ess-nur-Nudeln-Phase“ hat. Diese Phasen sind völlig bei Kindern „normal“.
Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht.
Kinder loten beim Essen nun ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Ihre Kleine hat genau gemerkt, wie viel Aufmerksamkeit es ihr beschert, wenn sie so wählerisch beim Essen ist und insbesondere beim Mittagessen so reduziert zulangt. Kinder haben da ein ganz feines Gespür für.
Wie auch wir Erwachsene entwickeln sie Vorlieben und es gibt Kinder, die sich (plötzlich) nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)".
Klar, ist es nicht die erste Wahl jeden Mittag Nudeln oder Butterbrot zu essen. Aber ich würde das nicht zu eng sehen. Ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Mädchen eben mit so wenig zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen.
Vielleicht kommen Sie mit einem Kompromiss weiter. Zum Beispiel gibt es an zwei-drei Tagen die Woche konsequent etwas anderes auf den Teller. Und dann wird auch nichts Beliebteres angeboten und auch kein großes Drama draus gemacht, wenn nicht viel oder gar nichts gegessen wird. Dann gibt es bis zur nächsten Mahlzeit einfach nichts.
Essen Sie als Vorbild selbst mit viel Genuss und leben Sie selbst Abwechslung auf dem Teller vor. Denn nur wenn Ihre Kleine sieht mit wie viel Begeisterung und Freude Sie selbst die unterschiedlichsten Speisen und Lebensmittel verzehren, kann sie dies abschauen und wieder übernehmen.
Bieten Sie weiter Abwechslung. Vermeiden Sie dabei aber zu große Aufmerksamkeit, Tadel oder Druck. Essen Sie mit Freude gemeinsam am Tisch. Dann bin ich mir sicher, wird der Speisezettel Ihrer Tochter mit der Zeit wieder umfangreicher werden.
Es grüßt Sie herzlichst
Doris Plath
von
Doris Plath
am 08.04.2015