Kleinkind will immer nur Butterbrot was soll ich machen?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Kleinkind will immer nur Butterbrot was soll ich machen?

Hallo, guten Morgen, meine Tochter ist inzwischen 2 3/4 Jahre alt und ihr Essverhalten macht mir Gedanken. Als Baby war sie eine tolle Esserin, hat alles gegessen, was ich ihr gekocht habe. Jede Obstsorte und jede Gemüsesorte hat sie als Brei verschlungen. Auch als sie dann am Familientisch mitgegessen hat, war es problemlos. Nur rohes Gemüse und Salat mochte sie von Anfang an nicht essen, was mich aber nie gestört hat. Mit ca. 1,5 Jahren fing es an, dass sie plötzlich einige Dinge nicht mehr essen mochte: Dunkles Brot, alles wo Körner drin sind, die Schale vom Apfel und überhaupt kein Gemüse. Es lag aber nicht am Geschmack, denn wenn ich das Gemüse püriert und zB in eine Sauce oder in den Kartoffelbrei gemischt habe, hat sie es gegessen. Im Laufe der Zeit wollte sie aber zunehmend auch keine Sauce mehr essen. Vermutlich ist sie dahinter gekommen, dass dort Gemüse drin ist. Inzwischen isst sie Nudeln, Kartoffeln und Reis ausschließlich pur. Da das verständlicherweise nicht so gut schmeckt, isst sie nur sehr wenig und sagt dann, sie sei satt. Das hat zur Folge, dass sie nach spätestens 1 Stunde wieder Hunger hat und etwas essen möchte. Egal was ich ihr anbiete, sie sagt immer, sie möchte lieber Butterbrot. Wenn sie kein Brot bekommt, kann es sein, dass sie dann eben kaum etwas oder gar nichts isst und lieber abwartet, ob sie doch noch irgendwann Brot bekommt. Mich stört dieses Essverhalten aus mehreren Gründen: 1. Es kann doch nicht gesund sein, wenn sie kein Gemüse isst 2. Es nervt mich einfach, ständig ein nölendes Kind um mich zu haben, dass am Tisch jammert, dass es etwas anderes will und ständig sagt es hat Hunger, dann aber nichts isst und ich alle 2 Stunden wieder etwas Neues zubereiten soll. Ich weiß, man soll der ganzen Esserei nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken und sich nicht ärgern aber inzwischen nervt es gewaltig und wir schimpfen doch ab und zu mit ihr, wenn sie wieder alles ausspuckt, weil am Apfel ein Stück Schale dran geblieben ist, die Körner aus dem Brot pult, etc. Soll ich ihr tatsächlich für eine Weile mal nur Butterbrot geben, bis es ihr "zu den Ohren wieder herauskommt"? Ich bin echt ratlos und hoffe, Sie können mir da einen Tip geben. Vielen Dank & liebe Grüße

von Jagefa am 10.03.2014, 11:30



Antwort auf: Kleinkind will immer nur Butterbrot was soll ich machen?

Liebe „Jagefa“, es zehrt an den Nerven, wenn das Essen des Nachwuchses nicht so klappt wie es sollte. Ich kann Sie da sehr gut verstehen. Meiner Erfahrung nach ist das was Sie schildern eine ganz übliche Entwicklungsphase bei Kleinkindern. Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor und bringt die Eltern zum Verzweifeln. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht. Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht. Vorab zur Beruhigung, diese mäkligen Phasen z.B. ohne Gemüse hat die Natur schon mit einberechnet. Die Kinder sind dennoch gut versorgt. Sie als Eltern haben natürlich hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung ausgewogen und abwechslungsreich „klappt“. Sie tun doch alles dafür, Sie kochen abwechslungsreich und mit viel Liebe. Sie ermuntern…. Kinder - wie auch wir Erwachsene - haben Vorlieben und es gibt Kinder, die sich nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, Beilagen nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Mädchen eben mit so wenig zufrieden, wobei auf den zweiten Blick es oft sogar mehr ist als man meint. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden. Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei Ihrer Tochter. Sie hat sich dann „satt gegessen“ und will endlich was anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über einen längeres Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen. Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihre Kleine weiter nur, dass sie mit ihrer Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama tut alles, damit ich mehr und gesund esse und v.a. was anderes als Butterbrot. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwendet.“ Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Mein Tipp: Leben Sie Ihrem Mädchen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrer Kleinen wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Wie immer eine lieb gemeinte Anregung meinerseits: Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: lassen Sie Ihre Kleine einfach mal in Ruhe!!!! Schauen Sie nicht auf ihren Teller hin, maßregeln Sie sie nicht dauernd, motivieren Sie sie nicht, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Sprechen Sie mal eine zeitlang nicht über diese „Butterbrotproblematik“. 2-3 mal die Woche geben Sie als Mama vor, was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der die Kleine wählen kann. Die Portion auf dem Teller dabei eher klein halten. Ist nichts dabei, bekommt Ihr Mädchen auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihre Kleine gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren, dafür ist sie viel zu schlau. Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Mehr gibt’s dann nicht. Alles ohne großen Kommentar.. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also keine kleinen Happen oder Butterbrote zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Wenn Ihre Tochter so die Möglichkeit hat sich jeweils gut satt zu essen, braucht sie auch nichts zusätzliches zwischendurch. Das kann sie lernen. Ganz wichtig: Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss und sehen Sie vieles - gerade beim Essen - oft einfach nur mit einem Augenzwinkern. Greifen auch Sie selbst mit Genuss bei einem vielfältigen Angebot zu. Sie sind das Vorbild, Ihre Tochter wird Sie nachahmen. Ich weiß, das hört sich alles so einfach und plausibel an. Und im Grunde ist es das doch auch. Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen klappen wird. Gehen Sie mit positiven Gedanken ans Essen heran, dann bin ich mir sicher löst sich vieles von ganz allein. Es grüßt Sie herzlichst Doris Plath

von Doris Plath am 10.03.2014