Liebes Expertenteam,
meine Tochter ist knapp 15 Moante alt und isst etwa seit 2 Monaten vom Familientisch mit. Sie war von Anfang an ein sehr guter Esser (schon beim Stillen und später beim Brei) und konnte nie genug bekommen.
Sie hat ALLES gegessen und das mit großem Appetit und in rauen Mengen. Z.B. eine normale Kinderportion Spaghetti Bolognese beim Italiener komplett weg geputzt.
Es gab schon immer Lieblings-Essen (Nudeln), aber alles andere landete eben auch mit großer Freude in ihrem Magen.
Seit einigen Tagen hat sich das nun so drastisch geändert, dass ich ein schlechtes Gewissen habe Mahlzeiten zu beenden, weil sie so wenig gegessen hat.
Vorher zeigt sie aber an, dass sie Hunger hat.
Gerade eben gab es Bratkartoffeln, Möhrengemüse und ein Rührei.
Sie hat das Rührei gegessen, ein paar Stückchen von den Möhren und die Kartoffeln hat sie gänzlich verschmäht.
Ich handhabe es nach den gängigen Empfehlungen: esse selbst mit Freude, versuche sie nciht zu nerven oder zu gängeln, helfe ihr ledliglich zwischendurch wenn sie mit dem Besteck nicht zurecht kommt. Wenn sie möchte, darf sie auch mit den Händen essen, sie bekommt kleinere Portionen und darf sich ggfs. nach verlangen.
Sie isst ein paar Löffel oder Gabeln voll, dann fängt sie an "rumzusauen". Macht das Gemüse kleine oder wirft es vom Teller. Da interveniere ich dann weil es mich sehr stört. Zunächst nehme ich ihren Teller an mich und füttere sie, solange sie möchte. Etwa 4 oder 5 weitere kleine Happen. Dann gebe ich den Teller zurück. WEnn sie dann weiterhin spielt und auf die Aufforderung etwas zu essen, nicht reagiert und auch keine Gabel von mir mehr nimmt, beende ich die Mahlzeit.
Mir fällt dies sehr schwer, weil ich denke, sie kann so nicht satt sein. Insbesondre nicht im Vergleich zu ihren Essensmengen vorher.
WEnn ich (wie gestern) ihre heiß geliebten Nudeln mit Soße mache, schlägt sie zu und isst wie früher.
Sie mag weiterhin viel Obst, weshalb sie zumindest die Zwischenmahlzeiten verschlingt.
Aber insgesamt finde ich die Situation schwierig zu handhaben.
Bei uns essen alle alles und ich möchte dies auch für meine Tochter.
Gibt es solche Phasen einfach?
Was mache ich falsch?
Zeitlgleich mit dem schlechten Essen hat sie angefangen stets und ständig zu allem "nein" zu sagen und sich zu "widersetzen". Sie ist schiweriger im Umgang als vorher, insgesamt aber immer noch recht lieb.
Ist dies alles vllt. eine ganz normale Entwicklungsphase? Gerade kommt auch ein Zahl - ein Grund?
Bitte helfen sie mir ein bisschen, mich mach die Lage irgendwie nervös.
Mit bestem Gruß,
S.
von
Siegfriedstochter
am 09.11.2016, 15:32
Antwort auf:
Kind isst plötzlich schlecht
Liebe S.,
zunächst einmal, Sie machen nichts falsch. Meiner Erfahrung nach ist das was Sie schildern eine ganz übliche Entwicklungsphase bei Kleinkindern. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen.
Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Da haben Sie mit Ihrer Kleine sowieso bis jetzt superviel Glück gehabt!
Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht (mehr). Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw.
Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)".
Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Mädchen eben mit „weniger“ zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden.
Wichtig für Sie: Ihr Schatz ist weiter gut versorgt. Diese „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“-Phasen hat die Natur schon mit einberechnet.
Am besten ist es wohl, wenn Sie weiter keine allzu „große Sache“ daraus machen. Sonst lernt Ihre Kleine weiter nur, dass sie mit ihrer Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama tut alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwendet.“
Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Mein Tipp: Leben Sie - wie Sie es bisher schon so wunderbar praktiziert haben - Ihrer Tochter als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihr weiterhin wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss und sehen Sie vieles - gerade beim Essen - oft einfach nur mit einem Augenzwinkern.
Noch ein Wort zum „Rumsauen“ mit dem Essen: Lassen Sie Ihren Schatz ruhig auch weiter wo möglich selbst mit einem Löffel oder ihren Händen mehr selbstständig werden und „experimentieren“. Lebensmittel im wahrsten Sinne des Wortes zu "begreifen" ist hier ein wichtiger Schritt. Auch wenn das am Anfang noch nicht so gut klappt und zu Beginn die Mengen meist nicht so üppig ausfallen und es dauert und Zeit in Anspruch nimmt. Das ist die Art wie Kinder lernen. Durch Üben, Ausprobieren, Essen anfassen/oder mit dem Löffel aufnehmen und manchmal Rummatschen, Löffel runterschmeißen, frustriert das Essen wegwerfen, Fehler machen, daraus lernen, es beim nächsten Mal besser machen.
Viele liebe Grüße
Doris Plath
von
Doris Plath
am 10.11.2016