Hallo,
Mein Sohn - 22 Monate - ist eigentlich ein unkompliziertes Kerlchen, sehr aufgeweckt und agil. Er fängt jetzt mit dem Sprechen an.
Leider isst er seit 2 Monaten sehr schlecht. BROT, Aufschnitt, Grieß und Obst ist er so gut wie nie. Mit Glück ein wenig Paprika. Brötchen nur auf die Hand. ich kann Mittags kochen was ich möchte - er rührt es nicht an. Außer Kartoffelpuffer oder Eierpfannkuchen mit Apfelmus. Er geht lieber "hungrig" ins Bett.
Er trinkt sehr viel Milch (350ml am Tag - 3,5% Fett) dazu einige Flaschen Wasser. Nachts wird er dann wach und fordert eine Milch (manchmal 2x) wir geben ihm dann stark verdünnte Pre-Milch) wir haben schon versucht, die Menge Milch immer stärker zu verdünnen -das akzeptiert er nicht. Er wird dann stündlich wach. Ohne ist nicht möglich - scheinbar holt er sich nachts sein am Tag verpasstes Essen.
Ich mache mir so allmählich große Sorgen, dass mein Sohn nicht ausreichend und Nährstoffe erhält. Haben Sie für mich Tips, wie ich vorgehen kann? Kommt das öfter vor? Wie kann ich meinem Kind das Essen wieder näher bringen?
In der KiTa ist er um einiges besser als Zuhause. Wir essen Zuhause immer mit ihm zusammen.
Ich wäre für Tips und Meinungen sehr dankbar
LG
von
Mads2013
am 13.04.2015, 13:45
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Kind das Essen wieder näher bringen?
Liebe „Mads2013“,
Kinder sind in diesem Alter oft sehr wählerisch und ändern gerne selbst Ihre Vorlieben, das ist ganz normal. Auch, dass das Essen woanders also in der KiTa und vielleicht auch bei Großeltern viel besser klappt als zuhause, ist eine übliche Erfahrung.
Woanders „schmeckts besser“ und da kommt man mit seinem wählerischen Verhalten auch nichts so durch.
Mein Tipp: sehen Sie es ganz entspannt.
Sie müssen als Mama gar nicht so viel „machen“ und auch nicht viel zu viel auf „seine Wünsche“ eingehen. Wobei auch mal Phasen mit vermehrt Milch nicht schlimm sind.
(Nur zur Orientierung: Im zweiten Lebensjahr werden um die 300 im dritten Lebensjahr um die 330 ml/g Milch und „Milchhaltiges“ (wie Joghurt, Quark, Frischkäse, Sahne in der Cremesuppe) pro Tag empfohlen.)
Kinder merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Ein ganz wichtiger Punkt: Leben Sie Ihrem Jungen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrem Kleinen wie viel Freude das Essen macht, auch zuhause. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber seinem Verhalten. Wenn er sieht wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert ihn das mit am besten.
Probieren Sie mal eine Weile folgendes aus, auch wenn es schwerfällt: bieten Sie Ihrem Jungen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe. Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge.
Denken Sie immer daran, Sie als Mama bestimmten das Angebot, also was auf den Tisch kommt, und Ihr Sohn bestimmt die Mengen, die er isst und trinkt.
Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Mehr gibt’s dann nicht. Dann geht er halt mal hungrig ins Bett. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen.
Dazu muss Ihr Kleiner aber unbedingt Abschied von seinen Nachtfläschchen nehmen, denn Sie haben den weiteren „Knackpunkt“ schon selber erkannt: Ihr Sohn isst tagsüber zu wenig und holt dies in der Nacht nach bzw. er trinkt nachts so viel, dass er tagsüber vor allem am Vormittag und Mittag kaum Hunger hat und wenig Interesse am Essen zeigt.
Lassen Sie die Fläschchen langsam ausschleichen (weniger Pulver bei gleichem Wasser anrühren) um dann auch in der Gesamtmenge zurückzugehen. Er wird es akzeptieren, wenn Sie das möchten!
Dann müssen Sie „durchhalten“. Geben Sie nicht gleich nach, Ihr Sohn weiß wie er Sie rumkriegen kann. Es kann ein-zwei oder mehr, anstrengende Wochen dauern, und Ihr Kleiner wird vermutlich lauthals rebellieren. Da werden Sie nicht drumherum kommen. Ihr Schatz hatte ja 2 Monate sich daran zu gewöhnen und wird das nicht so leicht aufgeben.
Noch ein Tipp: Verschenken Sie oder entsorgen Sie die Fläschchen. Tagsüber ist es auch altersentsprechender aus einer Tasse oder einem Trinkbecher zu trinken.
So sind definitiv keine Flaschen mehr im Haushalt und auch Sie kommen nicht in Versuchung. Vielleicht können Sie das ja zusammen spielerisch mit Ihrer Kleinen durchführen. Ähnlich der Schnullerfee zum Beispiel.
Oder Sie sagen Ihrem Sohn klipp und klar, die Flaschen brauchst Du jetzt nicht mehr, Du bist ein großes Kind, wir schenken die Flaschen einem kleinen Baby (von einer Freundin…). Das braucht die Flaschen jetzt.
Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie nachts keine Milch mehr anbieten. Das ist auch besser für die Zähne, da diese nach dem nächtlichen Milch trinken erfahrungsgemäß nicht geputzt werden. Helfen Sie Ihrem Kleinen vielmehr von allein wieder in den Schlaf zurückzufinden. Dann haben Sie alle was davon, wenn Sie und Ihr Schatz durchschlafen können, der Appetit Ihres Kleinen sich auf den Tag verlagert und dazu noch die Zähne Ihres Kindes schonen.
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Kleiner am Essen zuhause interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss.
Auch wenn das nicht gleich von heute auf morgen alles klappen wird. Bleiben Sie frohgemut dran!
Sonnige Grüße,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 14.04.2015