Isst meine Tochter genug?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Isst meine Tochter genug?

Hallo… Ich bin zurzeit etwas besorgt, was die Ernährung meiner kleinen Tochter (24 Monate) betrifft! Sie ist 86 cm groß und wiegt momentan 10,5 Kg… sie ist ein sehr schlechter und mäkeliger Esser! Ich mache mir so langsam Sorgen, ob sie auch genügend zu sich nimmt, da sie ein sehr lebhaftes Kind ist, das ständig in Bewegung ist! Ich habe Ihnen mal den ungefähren Essensplan aufgeschrieben… Ich biete ihr morgens zum Frühstück eine halbe Banane und eine Scheibe Vollkorntoast, bestrichen mit Nutella an (da sie Marmelade, Wurst usw. konsequent ablehnt), zurzeit ist es sogar so, dass sie auch den toast verweigert und auf Knäckebrot besteht. Ab und zu nimmt sie mir auch mal einen Becher Kakao ab… Am Vormittag isst sie in der Regel Obst (einen Apfel, Banane oder Birne)… ab und an ein Brötchen. Zum Mittag wir es bei ihr dann richtig schwierig… das Essen wird von ihr erst auf die Temperatur getestet… sobald es zu warm ist, wartet sie so lange bis es wirklich nur noch lau bis kalt ist, bevor sie mit dem essen beginnt! Dann wird aber nur ganz penibel mit zwei Fingern auf dem Teller nach dem gesucht, was schmeckt… meist werden dann nur die Erben oder Kartoffeln / Nudeln aus dem Essen gefischt… egal ob ich nun selbst gekocht habe oder ihr ein Gläschen mache, es wird nie ganz aufgegessen… Stelle ich ihr Kartoffeln oder Nudeln so hin, wird in der Regel alles aufgegessen! Zum Nachtisch biete ich ihr dann meist einen Joghurt an, den sie oft auch nur zur Hälfte isst! Pudding und Joghurt sind im Übrigen das Einzige, was sie zurzeit mit dem Löffel isst, sonst nimmt sie immer die Finger… ich weiß, dass sie mit Gabel und Löffel essen kann, aber sie weigert sich regelrecht! Nachmittags bekommt sie dann wieder Obst und ein paar Kekse oder eine Waffel… ab und an gibt’s Kuchen… Abends wird’s dann wieder schwierig… Meistens verweigert sie auch dort das Brot… ich biete ihr dazu meist etwas aufgeschnittene Gurke und ein Würstchen an, von dem sie dann ein wenig isst! Ich habe ihr auch schon ab und zu zum Abend etwas Rührei gemacht, damit sie überhaupt etwas zu sich nimmt… Über den Tag trinkt sie sie gut einen bis anderthalb Liter Apfelsaft gemischt mit Wasser im Verhältnis 1:5! Ein bis zweimal am Tag bekommt sie eine Kleinigkeit zum Naschen (Kinderriegel oder Gummibärchen) Es wäre schön, wenn sie vielleicht einen Rat oder ein paar Tipps für mich hätten, was ich verbessern könnte! Vielen Dank!

von kulli86 am 08.12.2014, 08:01



Antwort auf: Isst meine Tochter genug?

Liebe „kulli86“, das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht. Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht. Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie kriegen ganz schnell heraus, wie sehr sie Mami mit einem bestimmten Essverhalten oder mit Verweigerungen auf Trab halten und immer beste Aufmerksamkeit erreichen. Mama tut alles, damit ich was esse. „Das ist so toll, dass sich Mama mir so intensiv zuwendet.“ Bei den Eltern steht schnell die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder die Kinder gehen abends hungrig ins Bett oder schlafen nicht durch... Deshalb wird alles Mögliche gekocht oder zubereitet und angeboten und versucht. Mein lieber Rat an Sie. Versuchen Sie die Ernährung Ihres Kindes viel, viel gelassener anzugehen. Ein ganz wichtiger Punkt: Leben Sie Ihrem Mädchen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrer Kleinen wie viel Freude das Essen macht. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten. Wenn sie sieht wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert sie das mit am besten. Ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich mehr darüber, dass es Ihre Tochter gibt und es ihr gut geht! Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“. Noch ein paar einfach Grundregeln: Reichen Sie zu festen Zeiten (3 Haupt- und 2 Zwischenmahlzeiten) das Essen und vermeiden Sie kleine Snacks oder Naschereien zwischendurch. Dann kann sich bei den regulären Mahlzeiten auch ordentlich Hunger aufbauen und die Kleinen lernen ihren Hunger am Tisch zu stillen. Denken Sie immer daran, Sie als Mama bestimmten das Angebot, also was auf den Tisch kommt, und Ihre Tochter bestimmt die Mengen, die sie isst. Bieten Sie Ihrer Kleinen eine begrenzte Auswahl an Speisen und halten Sie die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein. Fragen Sie nicht Ihre Tochter, was sie haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihr schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht notwendig. Nein, Sie als Eltern geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Mädchen wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn die Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt sie auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe essen!!! Schauen Sie nicht auf ihren Teller hin, „animieren“ und maßregeln Sie sie nicht dauernd, motivieren Sie sie nicht, kommentieren Sie nicht ihr Essverhalten… Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd begutachtet wird, oder? Essen Sie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Auch wenn es schwerfällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es mal eine Zeit lang aus. Nehmen Sie sich viel Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten, setzen Sie sich gemeinsam mit dem Kind an den Tisch, ohne Fernseher oder andere Ablenkungen. Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Eine angenehme Stimmung, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Achten Sie auf eine entspannte Atmosphäre, bei denen jeder Zeit hat fertig zu essen und auch einmal etwas liegen lassen kann, wenn der Hunger nicht ganz so groß war. Kurzum: Bieten Sie ohne Druck und Zwang weiterhin ein ausgewogenes Angebot am gemeinsamen Tisch und lassen Sie Ihre Tochter so viel essen wie sie mag. Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihre Kleine wird Sie nachahmen. Zeigen Sie Ihrem Kind wie viel Spaß das Essen macht. Freude am Essen ist mit der beste Appetitbringer. Noch ein Aspekt: Ihre Kleine trinkt recht viel zusätzlich am Tag. In der Regel braucht ein Kleinkind etwa 600 - 800 ml zusätzliche Flüssigkeit in Form von Wasser, Tee oder verdünntem Obstsaft, auch die Milch zählt zur Flüssigkeitszufuhr dazu. Versuchen Sie da mal etwas zu reduzieren. Gut möglich, dass sich Ihr Mädchens damit satt trinkt und das Bäuchlein damit gut gefüllt ist und dann kaum Hunger aufkommt bei den wichtigen Mahlzeiten. Probieren Sie es aus. Es grüßt Sie herzlichst Doris Plath

von Doris Plath am 08.12.2014