Wie können wir die Nachtmahlzeit abgewöhnen?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Wie können wir die Nachtmahlzeit abgewöhnen?

Hallo. Unser Sohn ist 9, 5 monate. Er trinkt abends eine Flasche, nachts 1-2 und tagsüber zum einschlafen nochmal ein bis zwei. Zwar nicht immer ganz 210ml aber doch trotzdem viel oder? Er bekommt beba 1. Ist das in Ordnung? Wie können wir die nachtmahlzeit abgewöhnen? Kann er schon Vollmilch trinken? Wie sollte der essensplan aussehen? Brei isst er leider gar nicht mehr. Und Obst kann er noch nicht richtig kauen. Vielen Dank

von melanie84 am 24.08.2015, 08:44



Antwort auf: Wie können wir die Nachtmahlzeit abgewöhnen?

Liebe „melanie84“, es freut mich, dass Sie bei uns nachfragen. Ja das ist zu viel Milch. Die Empfehlung zur Milchzufuhr liegt in diesem Alter bei 400-500 ml Milch. Diese Menge kann über mehre Mahlzeiten aufgeteilt werden und es zählt auch der Milchbrei dazu. Sollte Ihr Sohn diesen noch gerne mögen. Leider geben Sie die konkreten Trinkmengen nicht mit an. Aber zählen Sie doch einmal die Milchmengen, die Ihr Sohn trinkt, zusammen. Sicher liegen Sie über der Empfehlung, dann würde ich dies anpassen, damit die Ernährung nicht zu „milchlastig“ ist. Klassischerweise wäre morgens eine Frühstücksmilch (200-250 ml) und am Abend eine Portion Milchbrei (200-250 g) oder eine Milchflasche (200-250 ml) ausreichend zur Kalziumversorgung. Ihr Kleiner verbindet wohl das (Wieder)Einschlafen mit seiner Milch, das ist nicht ungewöhnlich. Ein (Wieder)Einschlaffläschchen ist ein häufiges und sehr beliebtes Einschlafritual ist. Milch ist aber eine Mahlzeit. Auch im Sinne der Zahnpflege sollte Ihr Kleiner nach und nach lernen, ohne seine Milch zum Schlafen auszukommen. Ich würde versuchen ihn von den (Wieder)Einschlaffläschchen zu entwöhnen. Saugen ist für Ihren Sohn sicher eine lieb gewonnene Gewohnheit auf die er ungern verzichtet und auf die er besteht! Wenn Sie selbst auch diese Veränderung – und das ist vor allem anderen entscheidend – wünschen, wird Ihr Söhnchen mit Ihrer Hilfe lernen, ohne diese Milch(en) auszukommen. Die Morgenmilch bleibt sein Frühstück und auch am Abend kann es vor dem Zähneputzen eine Milch geben. Die anderen Milchen sollten nach und nach ausgeschlichen werden. Da Ihr Kleiner nun schon zu den größeren Babys gehört, hat er auch einen entsprechend höheren Energiebedarf. Solange er fast ausschließlich Milch bekommt, werden sich die Milchmenge und das häufige auch nächtlichen Einfordern eher noch erhöhen. Denn feste Nahrung macht nun nach und nach satter als das Trinken von Milch. Noch isst sich Ihre Kleine einfach an der Milch satt und hat dadurch weniger Hunger auf seine Breie oder das Fingerfood. Wird die Milchmenge etwas weniger, steigt auch der Appetit auf das richtige Essen, Sie werden sehen! Auch benötigt Ihr Sohn neben der Milch auch andere Lebensmittel für ein gesundes Wachstum. Starten Sie am besten mit den Einschlaffläschchen, die Ihr Sohn tagsüber bekommt, das ist meist einfacher als abends oder in der Nacht. Wenn er tagsüber lernt auch ohne Fläschchen in den Schlaf zu finden, wird es ihm nach und nach auch abends und in der Nacht gelingen. Schleichen Sie die Einschlafmilch am besten aus, also immer weniger Milchpulver ins Fläschchen auch die Trinkmenge nach und nach reduzieren. Dann ist irgendwann nur noch Wasser im Fläschchen. Das ist ein guter Weg die Kleinen ganz allmählich von der Einschlafmilch zu entwöhnen. Bieten Sie ihm sonst ein richtiges Mittagessen, einen Nachmittagsmahlzeit und einen Abendessen an. Gehen Sie einfach konsequent alle festen Mahlzeiten an. Wenn der Mittagsbrei nichts mehr für ihn ist, vielleicht findet er Gefallen an fein gewürzten, stückigen Gläschen ab dem 10. Monat oder an Kindgerechtem vom Familientisch? Auch am Nachmittag und Abend könnten Sie griffigere Breie zubereiten, die richtig gekaut werden müssen. Sie können in den Getreide-Obst-Brei oder die Milch-Getreide-Brei etwas Babykeks oder Babyzwieback dazu bröseln. Oder auch ein paar Brotwürfelchen dazu geben und nach Belieben noch mit Obst oder Gemüse verfeinern. Und reichen Sie ruhig auch zu den Breien Fingerfood. Gedünstetes Gemüse, Knabberprodukte aus dem Babyregal, Nudeln, Kartoffeln und etwas Brot. Reifes, weiches Obst kommt sicher auch gut an. Banane ist auch ideal oder Sie dünsten das Obst ebenfalls, sicher klappt das besser. l Bedenken Sie auch der Speiseplan Ihres Sohnes ist derzeit auch "sehr bequem": Kaum kauen, schnell schlucken, meistens nur trinken und oft milchig-süß. Er muss erst hartnäckig vom Herzhaften und vom Kauen überzeugt werden und dazu braucht er Ihre Hilfe! Es kann natürlich dauern bis sich ein Erfolg einstellt. Ich bin mir aber sicher, wenn Sie mit Ruhe und einer gewissen Selbstverständlichkeit dran bleiben, wird Ihr Sohn es schaffen sich bei an „festen“ Mahlzeiten richtig satt zu essen. Zur Orientierung finden Sie auf unserer Homepage einen Ernährungsplan: http://www.hipp.de/index.php?id=2058. Achja, Kuhmilch als Trinkmilch ist noch nicht geeignet. Dem Baby würden bei einer Ernährung mit Kuhmilch einerseits wichtige Nährstoffe wie z.B. Eisen fehlen, andererseits könnten andere Nährstoffe, die in Kuhmilch in zu hoher Menge enthalten sind, die Organe des Babys belasten. Bleiben Sie mindestens bis zum ersten Geburtstag bei einer babygerechten und eiweißreduzierten Säuglingsmilchnahrung. Einen schönen Spätsommer für Sie und Ihren Sohn, Annelie Last

von Annelie Last am 25.08.2015