Baby wird zu 80-90% gestillt, trotzdem Milchprodukte/Eiweisshaltige-Produkte ok?

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: Baby wird zu 80-90% gestillt, trotzdem Milchprodukte/Eiweisshaltige-Produkte ok?

Hallo. Ich habe eine 14 monatiges Baby/Kleinkind das eigentlich fast nur Muttermilch möchte. Jeden Tag biete ich verschiedene Breis/Baby-Knabberein an, doch Sie isst nur wenige Löffel, manchmal auch keinen einzigen. Gelegentlich gebe ich ihr Brötchen, gekochte Möhren, Blumenkohl usw., ausser Brötchen isst Sie da auch so gut wie nichts, also es liegt nicht an der breiigen Konsistenz. Nun habe ich mich erkundigt und gehört das man eine Kind was fast ausschliesslich gestillt wird keine zusätzlichen Milchprodukte geben soll, da die Niere sonst mit zu viel Eiweiß konfrontiert wird, was sie überfordern könnte.Ist das richtig? Gern würde ich ihr auch mal Käsebrot, Quark-Breis, Milchreis, Grießbrei, vielleicht auch mal Ei anbieten. Was ist ihre Meinung dazu? Vielen Dank im voraus. Lieb grüsst July.

von Babygirlbabygirl am 13.12.2016, 15:10



Antwort auf: Baby wird zu 80-90% gestillt, trotzdem Milchprodukte/Eiweisshaltige-Produkte ok?

Liebe July, ich will ganz offen sein, wenn Ihr Mädchen mit 14 Monaten fast ausschließlich Milch trinkt, mindert das den Appetit auf die „festen Mahlzeiten“ und macht den Speiseplan Ihrer Kleinen zu „milchlastig“ Da Ihr Mädchen nun schon zu den größeren Kindern gehört, hat sie auch einen entsprechend höheren Energiebedarf. Solange sie fast ausschließlich Milch bekommt, wird sich die Milchmenge und auch das einfordern (auch nachts) eher noch erhöhen. Ihre Kleine trinkt sich satt und „snackt“ sich durch den Tag. Feste Nahrung macht nun nach und nach einfach satter als das Trinken von Milch. Ihr reichen in ihrem Alter aber etwa 300ml Milch und Milchhaltiges (wie Milchbrei, Müesli mit Milch, Joghurt, Käse auf dem Brot, Quark) aus. Daher auch die Empfehlung keine weiteren (Kuh)Milchprodukte anzubieten, denn auch ohne diese ist die Ernährung Ihrer Kleinen schon zu einseitig und „milchlastig“. Darüber hinaus erhöhen zusätzliche Kuhmilchprodukte die Eiweißaufnahme und das kann die empfindlichen Nieren des Babys belasten, das stimmt. Abgesehen davon benötigt Ihr Mädchen neben der Milch auch andere Lebensmittel und Nährstoffe, die die Milch nicht ausreichend liefert kann. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Wachstum. Auch ist das regelmäßige Kauen wichtig für die Kieferbildung, Mundmotorik und somit für den Spracherwerb sehr wichtig. Ich kann Ihnen nur empfehlen die Milch Schritt für Schritt zu reduzieren, Sie können gerne weiter stillen, nur nicht mehr so häufig und so viel. Bestimmen Sie zu welchen Mahlzeiten es was geben soll. Bieten Sie also ein richtiges Mittagessen (gerne ein Menü oder Selbstgekochtes), eine Vor- und Nachmittagsmahlzeit (Obst, Gemüse, Knabberartikeln usw.) und einen Abendmahlzeit an. Gehen Sie einfach konsequent alle festen Mahlzeiten an. Ihr Plan könnte so aussehen: Morgens: Stillen, Stillen + Brot oder Müesli Vormittags: Obst + Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, später auch mal ein kleiner Joghurt Mittags: Gemüse, Beilage und 2-3 mal Fleisch und einmal Fisch Nachmittags: Obst + Knabberei oder Getreide-Obst-Brei, später auch mal ein kleiner Joghurt Abends: Stillen + Brot oder Müesli, Stillen + Getreide-Gemüse-Brei oder Milchbrei Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost, nicht Ihr Kind. Ihr Mädchen darf lediglich daraus auswählen und entscheiden, wie viel sie davon essen mag. Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein. Mehr gibt’s dann nicht. Nehmen Sie sie aus seinem Stühlchen und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts, auch keine Milch! Das ist nicht so schlimm. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihr Mädchen gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren! Ihr Mädchen kann kauen, das hat sie Ihnen mehrfach gezeigt. Sie ist da viel zu schlau, sie wird etwas nehmen, wenn sie es braucht. Das ist ganz wichtig, dass Sie das verinnerlichen!!! Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Der Hunger ist auf Ihrer Seite. Bedenken Sie auch Milch trinken ist "sehr bequem" und schmeckt schön süß, kauen und schlucken ist anstrengender. Sie muss weiter hartnäckig vom Herzhaften und vom Kauen überzeugt werden und dazu braucht sie Ihre Hilfe! Es kann natürlich dauern bis sich ein Erfolg einstellt. Es gibt hier keine einfache, schnelle Lösung und es wird vermutlich für beide Seiten zunächst nicht leicht werden. Es wird Protest geben. Stellen Sie sich darauf ein. Ihre Kleine wird zunächst nicht verstehen, warum Sie an ihrem bisherigen Ernährungsverhalten was ändern soll. Es wird nicht von heute auf morgen klappen. Hier heißt es durchzuhalten und sich nicht entmutigen zu lassen. Es wird anstrengend sein. Aber mit Geduld und Konsequenz werden Sie und Ihre Kleine diesen Weg gemeinsam meistern. Ich bin mir sicher, wenn Sie mit Ruhe und einer gewissen Selbstverständlichkeit dran bleiben, wird Ihr Mädchen es schaffen sich an „festen“ Mahlzeiten richtig satt zu essen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Mädchen eine schöne Adventszeit, Annelie Last

von Annelie Last am 14.12.2016