Angst vor Reaktion

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Angst vor Reaktion

Guten Tag, ich habe so große Angst meiner Kleinen (fast 8 Monate) Obstbrei zum Probieren zu geben, da mein Mann starker Allergiker ist (Steinobst, Nüsse, Mandeln, Pollen, Milben, Asthma, Heuschnupfen). Ihm juckt der Rachen und die Augen sehr stark, wenn er rohen Apfel, Birne, Pflaume etc. isst. Ich würde ihr so gerne mal Birne (oder auch Apfel) geben, habe aber Angst. Ich reagiere nur auf Haselnüsse mit Kopfjucken. Konkrete Fragen: 1. Sind die Obstpürees im Gläschen immer abgekocht? 2. Mein Baby ist ja zu klein um sich zu äußern. Ich habe Angst, dass ihr der Rachen zuschwillt oder ähnliches. Was könnte schlimmstenfalls passieren? 3. Sind gefrorene Heidelbeeren geeignet, wenn ich diese einkoche? 4. Und darf ich ihr rohe Banane geben? Ich habe gelesen, dass wäre auch ein Allergen. 5. Was ist mit Kuhmilch, ab wann darf sie diese roh bekommen? Und kann ich sie jetzt schon abgekocht für Brei verwenden? Momentan nehme ich den Säuglingsbrei ab dem 4. Monat der schon mit Säuglingsmilch vesetzt ist und nur mit Wasser angerührt wird. Danke!

von Sarahm70 am 19.04.2017, 09:35



Antwort auf: Angst vor Reaktion

Liebe „Sarahm70“, das verstehe ich gut, dass Sie Ihrem Kleinen all die Reaktionen, die Sie von sich selbst oder vom Papa kennen, ersparen möchten. Vielleicht hilft schon diese Information, dass die Angst sich zurückzieht. Denn Angst ist nie ein guter Helfer. Wenn Sie als Eltern an einer Allergie leiden, heißt das lediglich, dass Ihr Junge ein höheres Allergierisiko mitbringt, als ein Baby, das nicht durch die Familie vorbelastet ist. Ein Allergierisiko bedeutet aber nicht, dass in jedem Fall auch eine Allergie auftritt. Ob Ihr Schatz einmal eine Allergie entwickeln wird, ist nicht vorherzusagen, und auch nicht welche Art. Ein Kind bekommt nicht automatisch die gleiche Allergie, die bei den Eltern vorliegt. Bezüglich einer Allergiegefährdung müssen Sie in diesem Alter nichts mehr berücksichtigen. Allergiegefährdete Kinder sollten die ersten vier Monate ausschließlich gestillt werden oder kann nicht gestillt werden bzw. reicht die Muttermilch nicht aus, können zur Vorbeugung HA-Nahrungen verwendet werden. Diese Maßnahmen helfen wissenschaftlich nachgewiesen das Allergierisiko deutlich zu vermindern. Weitere Empfehlungen fürs Beikostalter nach vier Monaten gibt es nicht mehr. Es gibt hier keine Daten, die belegen, dass im Beikostalter eine spezielle allergenarme Ernährung einen Effekt auf die Allergievorbeugung hat. Neuere wissenschaftliche Empfehlungen lauten, bei der Ernährung im ersten Lebensjahr nicht mehr alles zu vermeiden, sondern auch bei bestehendem Allergierisiko nach und nach eine vielseitige Kost aufzubauen, um das Immunsystem zu trainieren. Generell muss aus Gründen der Allergievorbeugung auf kein Lebensmittel mehr verzichtet werden, das gilt auch für Zitrusfrüchte, Kuhmilch, Eier und Fisch. Das „Weglassen“ hilft nicht bei Allergievorbeugung. Es gibt Hinweise darauf, dass die Gabe verschiedener Lebensmittel ab dem 5. und 7. Lebensmonat sogar wichtig für die Toleranzentwicklung des Immunsystems ist. Und im Gegenzug das Meiden von Lebensmitteln das Auftreten von Allergien fördern kann, weil der Körper nicht gelernt hat die Lebensmittel als harmlos zu tolerieren. Sie dürfen also nun ruhig „mutiger“ werden. Ihr kleiner Mann wird sich darüber freuen. Gerne gehe ich noch auf Ihre Fragen ein. Zu 1) Ja, HiPP Früchte sind keine rohen Früchte, denn sie werden bei der Herstellung erhitzt. Viele Allergiker reagieren auf rohes Obst, das gekochte Obst wird aber sehr gut vertragen. Das liegt daran, dass die Allergene des rohen Obstes beim Kochen größtenteils zerstört werden. Zu 2) Eine Reaktion auf irgendein Lebensmittel ist bei jedem Menschen möglich. Hiervon ist niemand gefeit. Das kann genauso gut bei jemandem auftreten, der gar kein Allergierisiko mitbringt. Wie oben beschrieben, „muss“ es bei Ihrem Sohn überhaupt nicht zu irgendwelchen Reaktionen kommen. Und schon gar nicht zwingend auf Obst? Zu 3) Ja, siehe 1) Zu 4) Rohe Früchte sind immer potentiell mehr allergen als erhitzte Früchte. Ob Ihr Sohn auf Banane reagiert, steht nirgends geschrieben. Das sind alles nur Spekulationen, die Ihnen und auch Ihrem Kleinen das Leben bzw. Essen unnötig schwer machen (siehe allgemeiner Text oben). Zu 5) Kuhmilch sollte grundsätzlich im ersten Jahr nicht roh gegeben haben. Das hat allerdings nichts mit Allergien zu tun. Babys und Kleinkinder sollten keine Rohmilch oder Vorzugsmilch bekommen, da diese Krankheitserreger enthalten können. Noch ein paar allgemeine Worte zur Kuhmilch: Kuhmilch ist als reine Trinkmilch im ersten Jahr schlicht nicht brauchbar. Kuhmilch hat eine andere Zusammensetzung als Muttermilch oder Säuglingsnahrung. Daher ist sie als Muttermilchersatz, also zum Trinken aus dem Fläschchen bzw. der Tasse, nicht geeignet. Ihrem Baby würden bei einer Ernährung mit Kuhmilch einerseits wichtige Nährstoffe wie z.B. Eisen fehlen, andererseits könnten andere Nährstoffe, die in Kuhmilch in zu hoher Menge enthalten sind, die Organe des Babys belasten. Wird nicht oder nicht mehr ausreichend gestillt, dann ist als Trinkmilch eine fertige Säuglingsmilch die richtige Wahl. Kuhmilch kann Ihr Baby aber zum Beispiel als Zutat in einem Brei wie dem Milch-Getreide-Brei bekommen. Wenn bei der Selbstzubereitung des Milch-Getreide-Breis Kuhmilch verwendet wird, gibt es fürs erste Jahr eine empfohlene Obergrenze von 200 ml Kuhmilch am Tag. Wird Kuhmilch verwendet, raten wir im ersten Jahr für die Zubereitung von Milch-Getreidebreien eine Mischung von 50% Vollmilch und 50% Wasser (= Halbmilch) zu verwenden und diese Mischung aufzukochen. Durch die Verdünnung der Vollmilch wird der hohe Eiweißgehalt der Kuhmilch reduziert, das ist günstiger für die noch empfindlichen Nieren Ihres Kindes. Dem Brei kann noch ein Teelöffel Rapsöl beigefügt werden. Das heißt auch wenn Sie eine Frischmilch aus dem Handel verwenden, sollte diese vorher aufgekocht werden. Von Rohmilch wird im Säuglings- und Kleinkindalter abgeraten (http://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zum-verzehr-von-rohmilch.pdf) Wollen Sie diese dennoch verwenden, dann muss diese unbedingt abgekocht werden, damit schädliche Keime abgetötet werden. Möchten Sie selbst einen Milch-Getreide-Brei zubereiten, nehmen Sie anstelle der Kuhmilch eine fertige Säuglingsmilch als Milchkomponente. Der Vorteil der Säuglingsnahrung gegenüber der Kuhmilch ist sicherlich, dass diese besser an die Ernährungsbedürfnisse von Babys angepasst ist. V.a. der Eiweißgehalt liegt hier niedriger. Auch sind die Nährstoffe wie das Eisen passender. Liebe „Sarahm70“, ist schön, wenn diese Antwort hilft, das Thema Allergievorbeugung bzw. Allergien etwas entspannter zu sehen. Sie dürfen und sollten bei der Auswahl der Lebensmittel nun weiter vorangehen. Das Weglassen hilft keinem. Fördern Sie vielmehr die Freude am Essen bei Ihrem Kleinen und lassen Sie ihn vielfältigste Lebensmittel probieren. Herzlicher Gruß Doris Plath

von Doris Plath am 19.04.2017



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