2 jährige isst immer weniger

 Annelie Last Frage an Annelie Last Diplom Ökotrophologin

Frage: 2 jährige isst immer weniger

Liebes Ernährungsberatungsteam, unsere Kleine wird nächsten Monat 2 und je älter sie wird umso weniger mag sie essen. Im Beikost-Alter ging wirklich alles. Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch, Milchbrei, Getreidebreie.... Dann fingen wir an ihr frisches Obst zum Knabbern anzubieten. Sie liebte Bananen und Trauben. Auch Äpfel waren ok. Doch seit sie im Sommer vergangenen Jahres eine schlimme Angina hatte ist alles anders. Keinerlei frisches Obst und Gemüse mehr. Weder gekocht noch als Rohkost. Das einzige was funktioniert ist Obst in Quetschbeuteln. Das fordert sie konsequent auch ein. Morgens gibt es ein Vollkornbrot mit Honig, abwechselnd auch mal Müsli, dazu eine Tasse dünner Kaba. Da isst sie meistens auch gut. Doch mit dem Mittagessen beginnt das Drama. Während sie bis vor kurzem wenigstens in der Krippe noch alles probiert und auch deutlich mehr gegessen hat wie zu Hause verweigert sie nun auch dort das Essen. Sogar die bislang geliebte Suppe wird verschmäht. Häufig bekommen wir nun zu hören, dass sie leider gar nichts oder nur ein paar Löffel Suppe gegessen hat. Zum Abendbrot wird bei uns sehr vielseitig gekocht, aber bis auf ein paar Nudeln - mit viel Glück auch mit Soße geht da gar nichts. Bis auf Brätknödel isst sie keinerlei Fleisch oder Wurst. Joghurt und Süßspeisen sowie Obst aus Quetschbeuteln isst sie gerne. Nudeln meist trocken, Kartoffeln egal in welcher Form überhaupt nicht. Brot geht nur mit Butter und/oder Honig, Breze und Kuchen/Kekse würden immer gehen. Obst und Gemüse hingegen werden nichtmal versucht. Und die Mengen werden gerade immer geringer. Gegessen wird bei uns immer als Familie am Tisch. Zu trinken bekommt sie sehr verdünnte Fruchtsäfte (wir verdünnen sogar die fertigen Fruchtschorlen von Hipp ;-)), davon trinkt sie durchaus 800ml über den Tag verteilt. Sie wiegt 11,5kg, ist 87cm groß und quietschfidel. Bin momentan echt ratlos, wie das weitergehen soll und würde mich sehr über Tips freuen! Viele Grüße, Andrea

von schnuck1001 am 21.02.2017, 13:20



Antwort auf: 2 jährige isst immer weniger

Liebe Andrea, ich denke mit der Angina im letzten Sommer hat das nichts zu tun. Aber vielleicht war es der Auslöser. Sie hat bis dato gut gegessen und in dieser Krankheitsphase gemerkt, hoppla, da gibt es was das meinem Schleckermäulchen besonders gelegen kommt. Das sind oft Früchte oder Joghurt, das etwas herbere Gemüse fällt dann hinten ab. Ihre Kleine kann ja essen und isst auch, nur nicht das, was Sie momentan für Sie vorgesehen haben. Ihr Mädchen entdeckt ihren eigenen Willen auch am Essenstisch. Und was noch viel interessanter ist, sie entdeckt, dass er Macht und Einfluss hat. In diesem Alter wollen Kinder ihre Kräfte mit den Eltern messen. Sehr schnell entwickeln sie ein Gespür für die „Schwachstellen“ der Eltern. Die Mahlzeiten eignen sich besonders gut für kleine Kämpfe, denn hier haben Eltern ihre besondere Schwachstelle. Ganz besonders am Abend, wenn alle schon etwas müde und vom Tag gezeichnet sind. Das Verhalten Ihres Mädchens ist also nicht untypisch. Nun ist es ganz wichtig möglichst gelassen, ruhig aber auch konsequent zu bleiben. Umso weniger Aufmerksamkeit Sie diesen Situationen schenken, desto schneller wird Ihr Mädchen wieder in ein gesundes Essverhalten finden, immerhin hat sie ja schon einmal ganz problemlos gegessen. Essen Sie weiter als Familie am Tisch. In der Gesellschaft schmeckt es besser und Kinder übernehmen ganz selbstverständlich über kurz oder lang die Ernährungsweise, die ihnen vorgelebt wird. Bieten Sie wie zu den anderen Mahlzeiten eine gesunde Auswahl an Essen an. Sie entscheiden, was auf den Tisch und Teller kommt. Bedenken Sie der Speiseplan Ihrer Kleinen ist derzeit "sehr bequem": Wenig kauen, schnell schlucken, oft milchig-süß (Joghurt, Obstmus, Honigbrot, Kuchen). Ihr Mädchen muss nun erst wieder hartnäckig vom Herzhaften und vom Kauen überzeugt werden und dazu braucht sie Ihre Hilfe! Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Wachstum. Auch ist das regelmäßige Kauen wichtig für die Kieferbildung, Mundmotorik und somit für den Spracherwerb sehr wichtig. Wenn Sie als Mama nicht möchten, dass Ihr Mädchen nur Joghurt, Süßspeisen, Obstmus, Nudeln, Honigbrot, Brezen, Kuchen und Kekse isst, bieten Sie diese Speisen nicht ausschließlich an oder stellen Sie diese nicht auf den Tisch bzw. kaufen Sie sie nicht extra ein. Denn Sie als Mama bestimmen das Angebot aus gesunder Kost auf dem Teller, nicht Ihr Kind („Das fordert sie konsequent auch ein“). Ihre Kleine ist noch zu jung, um zu entscheiden welche Lebensmittel ihr gut tun. Sie weiß nicht wie gesund z.B. Gemüse, frisches Obst, Käsebrote und Fisch sind. Sie als Eltern entscheiden, was auf dem Teller Ihres Mädchens landet und Ihre Kleine darf von dem Angebot auswählen, was sie davon essen möchte. Verweigert sie das Essen oder mag sie nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihr ganz ruhig, dass das Essen jetzt für sie beendet ist. Nehmen Sie sie aus ihrem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zum Frühstück gar nichts, auch keinen Quetschbeutel oder einen Keks. Ich bin mir sicher, wenn Sie ruhig Ihren Standpunkt vertreten, wird Ihr Mädchen diese Entwicklungsphase bald überstehen und wieder in gesundes Essverhalten finden. Haben Sie keine Angst, ein Kleinkind „verhungert nicht vor vollem Teller“ und auch ausgefallene Vorlieben (meist zeitlich begrenzt) führen nicht sofort zu Mangelerscheinungen. Zur Orientierung: Im zweiten Lebensjahr werden um die 300 im dritten Lebensjahr um die 330 ml/g Milch (Trinkmilch) und „Milchhaltiges“ (wie Joghurt, Quark, Frischkäse, Sahne in der Cremesuppe) pro Tag empfohlen. Noch eine Idee kommt mir. Manche Kinder trinken sich auch satt. Ein "Zuviel" an Getränken füllt das Bäuchlein und lässt für das feste Essen keinen Appetit aufkommen. Ein Kleinkind braucht in der Regel etwa 600ml zusätzliche Flüssigkeit in Form von Wasser oder Tee, wobei die Milch mit dazugerechnet wird. Ich glaube Ihr Mädchen trinkt zu viel. An dieser Schraube würde ich drehen. Und Getränke auch erst nach dem Essen nicht davor anbieten. Sie als Mama möchten natürlich, dass Ihr Mädchen abwechslungsreich isst und entsprechende Mengen zu sich nimmt. Aber hier lässt sich nichts erzwingen. Üben Sie auf keinen Fall Zwang aus. Essen soll mit Freude verbunden sein. Was diesen Prozess hemmt, sind Druck oder Stress. Ihr Kind spürt Ihren innigen Wunsch es möge doch etwas essen. Als Außenstehende ist das natürlich leichter gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Nur so kann es in kleinen Schritten weitergehen. Sie können hier nichts falsch machen, denken Sie immer daran, ein gesundes Kind verhungert nicht vor einem vollen Teller. Viel Erfolg! Viele Grüße aus Pfaffenhofen, Annelie Last

von Annelie Last am 21.02.2017