2-jährige (aus-)hungern lassen?

 Anke Claus Frage an Anke Claus Master der Ernährungsmedizin

Frage: 2-jährige (aus-)hungern lassen?

Allgemein zum "Tatverdächtigen": - Tochter, ist im Feb zwei geworden - ca. 88 cm, knapp 15 kg - es fehlt ihr nicht an Kraft - geistig sehr aufgeweckt; checkt alles - plappert seit Sie 1,5 ist; meist sehr unterhaltsam und süß; im Bezug auf Essen sehr mühselig, da sie entweder kommandiert oder meckert - charackterlich oft stursinnig - nicht sehr eigenständig: spielt sehr wenig allein; lässt sich gerne füttern! - mag sich nicht die Finger dreckig machen; Isst z.B. Butterbrotstücke gern mit Gabel (haben wir wahrscheilich selber verschuldet) Allgemein zu uns als Familie: - Ich, Papa, berufstätig vollzeit; Abends beim Essen dabei; sonst Wochenende - Mama, in Elternzeit und daheim - Tochter, vollzeit Kind und daheim (keine Kita) Problem: - Tochter probiert keinerlei neue / anders-als-gewohnt geartete Lebensmittel - Bereits akzeptierte Lebensmittel werden immer mehr verwehrt - Bandbreite an Gerichten / Lebensmitteln wird in den letzten Wochen immer dünner -> ermüdende Monotonie schleicht sich ein; Schlägt inbesondere meiner Frau, die das Thema nun mal Tag ein Tag aus hat, aufs Gemüt Allgemeine No-Gos - Kartoffel (Zubereitungsform egal) / noch NIE probiert - Nudeln (egal mit oder ohne was dazu) / hat sie vor Monaten mal ein- zweimal gegessen - Reis (auch kein Milchreis) / noch NIE probiert! - Fleisch allgemein; geschenkte Gelbwurst beim Metzger wird seit einiger Zeit verwehrt :( - allgemein "normales" non-extra-wurst-Essen. Also Essen, dass andere Personen im Raum konsumieren - aktuell geht an Obst NUR Mango (alles andere wird abgelehnt) - Gemüse (egal was) geht aktuell nicht Wo brauchen wir Hilfe: - Ratschläge, wie man neue Lebensmittel ins Spiel bringt Folgende Ratschläge und Regeln habe ich mir schon selber zusammengetragen (das meiste machen wir eh schon): NICHT TUN: - NICHT so viel "machen" / "ausprobieren" - Essen NICHT zum "Thema" machen - NICHT so viel hinreden, tadeln, aufmuntern - NICHT zu viel Aufmerksamkeit beim Essen - NICHT so viel fragen ("was möchtest du haben?") - KEIN Zwang etwas zu essen - KEINE Zwischensnacks - KEINE "Extrawurst" - nicht nur Gerichte die dem Kind schmecken - NICHT auf ihren Teller schauen - NICHT für ihr Essverhalten interessieren -> machen lassen / nicht (ständig) maßregeln POSITIVE REGELN - Regelmäßige Mahlzeiten (Frühstück, Mittag, Abend; evtl. Zwischenmahlzeiten) - Als Vorbild handeln - Selber mit Freude essen - Eine begrenzte Anzahl an Speisen anbieten - Portion auf Teller klein halten - "Normales" Essen anbieten und selber essen - Wenn bei der Auswahl nix dabei ist -> gibt es ansonsten NIX - Wenn bei einer Mahlzeit nix dabei ist -> keine Alternativen -> warten auf nächste Mahlzeit Besonders interessant sind die beiden zuletzt genannten Punkte. Klingen beide logisch und nachvollziehbar (für einen Erwachsenen). Wenn ich daran denke, dass wir das mal so machen sollen, sehe ich Schwierigkeiten. Sobald bei unserer Tochter etwas auf dem Teller landet, das "da nicht hingehört", schiebt sie den Teller von sich und protestiert, dass sie das nicht will. Sie sagt dann auch sofort "keinen Hunger mehr" oder "bin fertig". Sobald sie etwas auf dem Tisch sieht, dass sie nicht will (also fast alles), verlangt sie etwas das sie mag (Breze, Marmeladen-Brot, "Müsli" (süße Cornflakes) o.ä.). Gemäß dem letzten obigen Ratschlag, soll man ja keine Alternativen anbieten, wenn sich die Kleinen nichts beim angebotenen Essen finden. Das läuft dann bei uns zwangsläufig darauf hinaus, dass sie nichts essen wird. Führt dazu dass sie dann auch eine miese Laune hat, respektive weint / häult / tobt ... Quintessenz bzw. Schlüsselfrage: (Aus-)Hungern lassen? Im Folgenden nochmal ergänzend eine recht ausführliche Aufstellung zur aktuellen Ess-Situation: Frühstück (gegen 7:30 / 8:00) - Sehr lange Zeit: Milchbrei (Kinder-Basis-Müsli) mit püriertem Apfel. Aber damit war mal von einem auf den anderen Tag Schluss. - Aktuell seit Wochen: eigentlich alle Brot- /Backwarenvariationen, sofern mit Butter oder Frischkäse bestrichen und Marmelade drauf; Ab und zu mal ein Glas Milch dazu Mittag (nach dem Mittagsschlaf; unterschiedliche Zeit; irgendwann zwischen 13:00 und 14:30) Gerichte mit hoher Akzeptanz-quote: - Pfannkuchen, mit Obstbrei oder Marmelade - "Quark-Dinger" (Hartweizengries, Quark, Ei, etwas Zucker; in Pfanne rausgebraten), mit Obstbrei - Hirsetaler (Hirse, Parmesan, Ei, Quark; in Pfanne rausgebraten), mit Obstbrei - Fischstäbchen (ohne Beilage! sonst Stress) - selbst gemachte Pizza (Tomatensose, Mozarella, Schinken; wehe, der Belag ist anders! -> Stress) - Bananen-Milchshake (200 ml Milch mit einer Banane; werden fast auf Ex weggezogen!) - Pommes mit Ketchup (unterwegs: Schwimmbad, MC oder ähnliches) "Riskante" Gerichte mit variabler Erfolgsquote - Schnitzel (Omas Variante wird öfter genommen, aber auch nicht immer) - Fleischpflanzerl (siehe Schnitzel) - Selbst-panierter Fisch (ohne Beilage) Nachmittags / Zwischenmahlzeiten: - Erd- / Heidel- /Him-beeren (gingen bis vor ein paar Wochen gut - aktuell eher nicht) - Banane (manchmal bis selten) - Kiwi (früher immer, aktuell eher nicht) - Mandarine (hat ein paar mal geklappt, aktuell eher nicht) - Orange (siehe Vorgänger) - getrocknete Feige (geht meistens) - Jogurt (früher ging rein weißes; dann Frucht (ohne Stücke!); aktuell nur Vanille) Abendessen (gegen 18:00 Uhr) - allgemein: je nachdem ob Mittag die "warme" Speise war, ist Abends dann eher Brotzeit. Andersherum aber auch möglich, so dass abends dann eines der obigen Gerichte versucht wird. Hier die Brotzeit Varianten: - Hartgekochtes Ei (ging mal sehr gut, aktuell gar nicht) - Brot mit Butter - ab und zu mal eine Scheibe Käse (aktuell wieder nicht) - Paprika (wenn der Mond im Aszendent Pinguin steht) - Wiener (nicht ganz so selten wie Paprika aber aktuell auch eher schwierig. Ging schon mal richtig gut) Sonstige Feststellungen: - Süßes (etwas vom Bäcker oder Kekse o.ä.), das sie noch nie zuvor gesehen hat, probiert sie meist sofort aufs erste mal!!! - Wenn sie hungrig ist, hat sie irre schlechte Laune. Merkt aber nicht, dass sie eigentlich Hunger hat. Also sie fragt nicht, nach etwas zu essen. Wenn man sie aber dazu bringt, etwas zu essen, ist ihre Laune wie ausgetauscht

von senfgurke am 20.02.2017, 21:58



Antwort auf: 2-jährige (aus-)hungern lassen?

Lieber „senfgurke“, vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung, so kann ich mir ein genaues Bild machen und die Essenssituation Ihrer Kleinen besser einschätzen. Ich spüre genau, dass Sie sich wirklich Gedanken machen und versuchen das „Problem“ zu lösen. Darf ich gleich ganz ehrlich sein? Soooo schlimm liest sich das alles nicht. Ihre Kleine hat einige Gerichte und Lebensmittel, die sie gerne isst. Das lässt sich aber sicher weiter ausbauen. Ihre Tochter ist nun eben ein Kleinkind, das seinen ganz eigenen Kopf hat und eben diesen auch durchsetzen möchte. Womit kann man Mama und Papa am besten „treffen“? Mit dem Essen! Das ist wirklich nicht ungewöhnlich und ganz typisch für dieses Alter. Als Eltern ist man schnell besorgt, dass die Kleinen hungrig ins Bett gehen könnten und man nachts Brote schmieren muss oder die Laune plötzlich umschlägt und man sich nur noch die Ohren zuhalten mag. Schrecken Sie nicht vor dem Protest Ihres temperamentvollen Kindes zurück. Ja, das ist leicht gesagt und schwer umzusetzen! Im Prinzip geht es aber genau darum, wenn ob Sie etwas ändern möchten. Von nichts kommt nichts, es funktioniert nur mit Konsequenz. Und es wird Protest geben. Ein „Aushungern“ soll es sicher nicht geben, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Das wird es aber auch nicht, denn Sie und Ihre Frau bieten der Kleinen ja eine Auswahl an Speisen an aus denen sie wählen kann. Das Angebot bestimmen aber die Großen. Gefällt es Ihrer Tochter nicht, gibt es eben keine beliebten Cornflakes etc. Denken Sie immer dran, der Hunger ist der beste Koch und an einem vollen Tisch ist noch kein gesundes Kind „verhungert“. Zudem ist der Abstand bis zur nächsten Mahlzeit nicht lange. Wie können Sie neue Speisen einführen? Mit viel Geduld und mehrmaligem Anbieten ohne Aufdrängen. Ihre Kleine scheint ein willensstarkes, aufgewecktes und wortgewandtes Persönchen zu sein. Fördern Sie das und beziehen Sie sie nach Möglichkeit ins Einkaufen, Zubereiten, Tisch decken…mit ein. Die Kleinen sind enorm stolz, wenn Sie selbst etwas „gekocht“ haben und das schmeckt gleich viel besser. Ich bin mir sicher, Sie und Ihre Frau werden die Herausforderung dieses Alters meistern und bald wieder entspannte Familienessen mit Ihrer Kleinen verbringen. Herzliche Grüße und alles Gute für Sie und Ihre Familie! Anke Claus

von Anke Claus am 22.02.2017



Antwort auf: 2-jährige (aus-)hungern lassen?

Hallo Senfgurke, Ich habe ihren Beitrag(Frage)gelesen und muss jetzt fest stellen das wir mit unserer Tochter das identische Problem haben. Wir sollten die beiden mal am Tisch setzen! Hihi Unsere wird jetzt 3 und es ist noch bis heute für mich ein Problem mit dem Essen! Für meine Tochter nicht! Sie würde nur Käse ,Käse ,Milch ,Joghurt,Saure Gürkchen und Himbeeren, Avocado, Müsli ach und Käse essen. Fisch ohne Panade und Kartoffelbrei, Kartoffelbrei und 1-2 mal Nudeln aber nur mit Butter und Käse.Gemüse in Stücken wird abgelehnt und Fleisch naja nur Wild oder Geflügel und auch da nur wenig! Obst nur püriert außer Himbeeren Erdbeeren und mega weiche Birnen. Unser Problem liegt darin das sie zu viel Milchprodukte will und das sie mit Lust an den Tisch zum Essen geht und nach 2 -3 Happen der Kommentar kommt ich will das nicht!.... aber hungern lassen haben wir sie noch nie ne Alternative gab es dann spätesten bei der 2. Mahlzeit weil mein Gewissen das nicht übers Herz gebracht hat. Falls Sie und Ihre Frau ne gute Lösung gefunden haben die töchterchen akzeptiert,würde ich mich über Tips freuen.

von irmschen am 27.02.2017, 13:53