Liebe Frau Höfel,
Ich bin durch einen ihrer Beiträge auf die Bindungstheorie von Brigitte Hannig gestoßen und habe mich quer durch ihre Homepage gelesen. Ich finde den Ansatz, dass unruhigen Babys der Halt und eine sichere Bindung fehlen, interessant.
Mein Sohn ist 6,5 Monate alt und alleine mit mir zuhause oft quengelig. Dabei spiele ich viel mit ihm bzw widme ihm viel Aufmerksamkeit. Wenn ich nicht auf sein quengeln reagiere und ihn mal alleine in meiner Nähe spielen lasse, steigert er sich schnell in richtiges Gebrüll hinein. Einschlafen geht besonders abends nicht ohne schreien und dann ist er bis zu 6x nachts wach, weint auch dann bis zu einer Stunde.
Nachdem ich nun so viel von Frau hannig gelesen habe, frage ich mich ob sein Verhalten an einer gestörten Bindung zu mir liegt und wie ich daran konkret arbeiten kann.
Ich bin langsam wirklich am Ende mit Geduld und Nerven und kann das Geschrei nur noch schwer ertragen. Bei einer Schreiambulanz waren wir schon, aber dort wurde nichts körperliches festgestellt und geholfen wurde mir da nicht...
Nadja8709
von
Nadja8709
am 07.02.2016, 12:38
Antwort auf:
wie kann ich die Bindung zu meinem Baby stärken?
Liebe Nadja,
nein, es liegt sicher nicht an der Bindung.
Was Frau Hannig für die Neugeborenen sagt, ist ja, dass die Bindung noch fehlt. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass es keine gibt! Sondern es sagt nur, dass sie erst aufgebaut werden muss.
Bei Kindern im Alter von 6 Monaten ist eher ein anderes Phänomen die Ursache des Weinens.
Ihr Kind ist "unglücklich", aber nicht im Sinne von traurig (also Leid geprägt), sondern "unglücklich", weil es nicht so kann wie es will! Meine Oma würde sagen: das Kind is nich Fisch und nich Fleisch!
Tun Sie sich einen Gefallen: legen Sie sich einmal zwanzig Minuten auf den Boden (am besten wenn Ihr Mann da ist und am besten mit Sonnenbrille). Sie bleiben bitte auf dem Rücken liegen, lassen die Brille auf und drehen den Kopf nur nach rechts oder links (nicht den Kopf hochheben) - egal was in Ihrer Wohnung sonst noch passiert (auch wenn das Kind bei Ihrem Mann weint, in der Küche etwas runterfällt, es an der Tür klingelt oder Ihre Mutter die frisch gebügelte Wäsche neu zusammenlegt). Sie können mir glauben, danach verstehen Sie Ihr KInd!
Es will hoch - geht nicht; es will rum - geht vielleicht nur in eine Richtung; es will weiter- geht nicht; das Kind will Ihr Gesicht sehen- geht nicht, weil Sie nach einem Meter unscharf werden usw. Da würde ich auch Alarm machen.
Das wird besser, wenn Ihr Kind zu rollen oder krabbeln beginnt! Ja, das haben Sie schon oft gehört, aber das ist so.
Sie können Ihrem Sohn nicht nicht helfen "zufriedener" zu werden, da Sie seine Entwicklung nicht künstlich beschleunigen können. Er ist im Moment so wie er ist! Das einzige was hilft: die Situation akzeptieren und das KInd huckepack ins Tragetuch binden. Ja, mag sein, dass er dann auch motzt, aber er ist bei Ihnen und Sie haben die Hände frei! Also besser, als wenn er irgendwo liegt und Sie nicht sehen kann!
Nehmen Sie das Kind abends mit auf die Couch (ohne Bespaßungsprogramm). Vielleicht benötigt er einfach Ihre Nähe (=Sicherheit).
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 07.02.2016
Antwort auf:
wie kann ich die Bindung zu meinem Baby stärken?
So schön und treffend formuliert! :-)
von
schegge
am 08.02.2016, 09:06