Hallo Frau Höfel,
meine Tochter ist 10 Monate alt und schläft bei uns im Elternschlafzimmer in ihrem eigenen Bett. Ich lege sie nach vorausgehendem Abendritual gegen 20 Uhr ins Bett und sie schläft meistens ohne Probleme direkt ein. Dennoch wacht sie häufig im Laufe des abends bzw. der Nacht noch mehrfach auf und weint. D.h. wenn es gut läuft nur 2 Mal, wenn es schlecht läuft (und das ist häufiger der Fall) ca. 5 Mal. Oft beruhigt sie sich nicht von alleine, obwohl ich kurz abwarte. Ich mache die Taschenlampe an, streichel ihr kurz übers Köpfchen, gebe ihr ihren Kuschelhasen oder den Schnuller in die Hand (den steckt sie sich dann selbst in den Mund) und dann schläft sie weiter. Klappt dies alles nicht, nehme ich sie zu uns ins Bett und sie schläft gut weiter.
Dennoch frage ich mich, warum sie weiterhin meine Hilfe braucht. Ich habe sie auch schon mal weinen lassen, die Erfahrung zeigt aber, dass sie sich dann steigert und in Rage schreit und dann nur noch schwer zum Weiterschlafen zu bewegen ist. Ihre Flasche bekommt sie zwischen 5 und 6, anschließend bleibt sie auch bei uns im Bett und schläft oft weiter bis 8 Uhr, mal mehr, mal weniger unruhig.
Mich würde sehr interessieren, ob es in ihrem Alter durchaus noch sein darf, dass sie so häufig aufwacht oder mache ich ggf. etwas falsch und unterstütze dieses Verhalten?
Viele Mütter raten mir unsere Tochter doch allmählich ins eigene Zimmer auszuquartieren, sie würde sich sicherlich daran gewöhnen und die nächtlichen Unterbrechungen würden weniger. Kann das tatsächlich sein?
Vor wenigen Wochen haben wir auch versucht, sie in ihr eigenes Zimmer zu legen, wobei sie sich dann abends alle 30-45 min gemeldet hat. Wir haben dann sehr schnell nach 2 h aufgegeben, da mir nach all den Monaten die Energie fehlt, um ständig zwischen Schlafzimmer und Kinderzimmer hin und her zu laufen. Ich liege dann auch in einer sehr großen Anspannung in meinem eigenen Bett und warte darauf, dass wieder ein Aufschrei kommt. Dieser kommt meistens, wenn ich selbst gerade eingeschlafen bin. Das macht mich einfach nur fertig, da ich sowieso selbst sehr große Schlafprobleme entwickelt habe (kann nur sehr schlecht einschlafen und wache nachts häufiger auf, komme schwer wieder in den Schlaf). Haben Sie dafür evtl. auch eine Rat?
Tagsüber ist es übrigens so, dass sich meine Tochter für den Vormittagsschlaf gut ablegen lässt, sie wacht allerdings nach ca. 30-45 min wieder auf und macht nicht immer einen ausgeschlafenen Eindruck. Nachmittags gehe ich immer zur selben Uhrzeit 1 ½ bis 2h spazieren und sie schläft. Lege ich sie in Ausnahmefällen nachmittags in ihr eigenes Bett zum Schlafen, so wacht sie auch wieder nach kurzer Zeit auf. Im Elternbett sieht das ganz anders aus und die Schlafenszeit dehnt sich auf ca. 1,5 oder 2h aus. Man kann sagen, dass sie ein typischer Kinderwagenschläfer ist, denn im Kinderwagen ist ihr Schlafen garantiert.
Über Ihre Einschätzung wäre ich sehr dankbar.
von
Maggielein3
am 15.01.2015, 12:26
Antwort auf:
Wie häufig dürfen die Schlafunterbrechungen bei einem 10 Monate altem Baby sein?
Liebe Maggie,
Ihr Kind zeigt ein völlig normales Verhalten.
Schlafen kann ein Kind nicht lernen. Schlaf ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen.
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Lassen Sie das Kind im Schlafzimmer. Sorgen Sie weiterhin zügig für Beruhigung - umso schneller schlafen alle wieder!
Lesen Sie bitte dazu das "Emotionale Bewusstsein" bei Dr. Posth hier bei RuB.
Schreienlassen ist keine Lösung, denn dabei verliert das Kind nur das Vertrauen in seine Bezugsperson. Und ja, es ist alles völlig normal, dass sie noch so oft wach wird.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 15.01.2015
Antwort auf:
Wie häufig dürfen die Schlafunterbrechungen bei einem 10 Monate altem Baby sein?
Liebe Frau Höfel,
vielen lieben Dank für Ihre Antwort.
Dennoch habe ich eine weitere Frage. Die Situation hat sich nun so entwickelt, dass sich unsere Tochter mehrfach nachts auf den Bauch dreht. Sie fängt dann an zu weinen und wartet meiner Meinung nach darauf, dass ich sie wieder auf den Rücken drehe oder überhaupt reagiere. Nach kurzem Abwarten, ob sie nicht auf dem Bauch liegen bleibt und so weiter schläft, drehe ich sie wieder auf den Rücken.
Wenn ich sie umgedreht habe, dreht sie sich meistens direkt wieder auf den Bauch zurück. Dies geht einige Male so bis ich aufgebe und sie ins Elternbett nehme, wo sie, wenn sie durch diese Aktion nicht zu wach geworden ist, meistens wieder einschläft.
Die letzte Nacht habe ich sie ein wenig jammern lassen, nachdem sie sich auf den Bauch gedreht hat. Nach einigen Minuten ist sie dann quer liegend auf der Seite für wenige Minuten wieder eingeschlafen. Dann war sie wieder wach und es ging von vorne los. Handelt es sich auch hier wieder um eine spezielle Phase? Warum tut sie das? Ich frage mich, ob es richtig ist, dass ich immer wieder reagiere und sie auf den Rücken lege. Wartet sie nicht darauf? Auf der anderen Seite scheint sie sich ja alleine nicht mehr zu beruhigen und in den Schlaf zu finden oder muss ich mehr Ausdauer haben und abwarten?
Bei einem Vormittagsschlaf vergangene Woche habe ich sie allerdings dabei ertappt, dass sie auf dem Bauch geschlafen hat und das Köpfchen zur Seite gedreht hatte. Es geht also, wenn sie will!!
von
Maggielein3
am 19.01.2015, 10:44