Hallo Frau Höfel
Mein Sohn war Anfang August 1 Jahr alt, seit seiner Geburt habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen.Ich muß mindestens 2x in der Nacht auf, meist noch öfters. Vor nem halben Jahr sagte mir die Hebamme, das wäre halt der Rhythmus meines Sohnes, aber der ständig fehlende Schlaf und diese ständigen Unterbrechungen gehen mir mittlerweile wirklich sehr an die Substanz.Ständig müde und gereizt macht mich sehr unglücklich. Nun hat man mir gesagt, ich hätte mein Kind verzogen, solle es nachts schreien lassen, er würde schon irgendwann wieder aufhören, aber ich kann mein Kind nicht ewig schreien lassen, er brüllt dann wirklich wie am Spieß. Bekommt er seine Milchflasche ist auch wieder Ruhe. Aber auch so trinkt er in der Nacht wirklich sehr viel. Damit ich es nachts ein bißchen leichter habe, stelle ich ihm immer ein Fläschchen ungesüßten Tee ins Bett, würde er dies nachts nicht bekommen schreit er ebenfalls. Ich weiß nich,t was ich alles falsch mache, aber abgewöhnen durch stundenlanges schreien lassen??? Es nützt da auch keine Zuwendung, herumtragen, mit ins elterliche Bett nehmen und dergl. Tagsüber trinkt er mittlerweile ganz gut, hat Früh, Mittag und Abendessen. Ich hab keine Ahnung, was ich anders machen könnte. Wenn er sein Abendessen gegen 18.00-18.30 Uhr hat, sollte ich ihm vor dem ins Bett bringen noch einen Grießbrei geben? Oder besser eine Milch zum Einschlafen? Wie lange gibt man denn eigentlich das Hipp Combiotik Pre HA Milchpulver? Kann ich anstelle auch normale Bio Vollmilch geben? Oder Milch lieber zum Frühstück? Wie Sie sehen, ich weiß nicht mehr was richtig und falsch ist. Entschuldigen Sie die vielen Fragen und vielen Dank für Ihre Mühe.
Liebe Grüße
von
davimi2013
am 13.09.2014, 15:24
Antwort auf:
Warum hat mein 13 Monate alter Sohn mitten in der Nacht Hunger?
Liebe davimi,
lassen Sie sich nicht verrückt machen. Sie haben nichts falsch gemacht und Ihr Kind ist auch okay!
Schlafen Sie nachts neben Ihrem Mann? Vielleicht sogar in seinem Arm? Was würden Sie sagen, wenn er auf einmal sagen würde, dass Sie verzogen sind? Dass Sie das bitte ab jetzt unterlassen sollen! Ich befürchte, dass Sie ziemlich perplex wären - zu Recht! Dann würden Sie vielleicht mit Ihrem Mann das Für und wieder abwägen, diskutieren, streiten und wahrscheinlich ziemlich betreten von dannen schleichen.
Ihr Sohn hat nachts Hunger - und will essen. Je schneller er ohne großes Brimborium seine Flasche bekommt, umso schneller schläft er wieder!
Wenn er jetzt nichts mehr bekommt, dann wird er die Welt nicht mehr verstehen. Ja, natürlich wird er nach ein paar durchgebrüllten Nächten resignieren! Und etwas Vertrauen in diese Welt verloren haben. Weil mit ihm können Sie nicht diskutieren oder es erklären - er versteht es noch nicht!
Und wenn ungesüßter Tee in der Nacht hilft - wunderbar. Die meisten von uns haben eine Wasserflasche am Bett!
Schlaf kann ein Kind nicht lernen. Schlaf ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen.
Ihr Kind macht einen ganz normalen Entwicklungsschritt durch.
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen (Sie erleben es ja gerade!)!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Bleiben Sie gelassen und sorgen Sie zügig für Beruhigung/Nahrung - umso schneller schlafen alle wieder! Und: legen Sie sich hin, wenn Ihr KInd Mittagsschlaf macht!
Lesen Sie bitte dazu das "Emotionale Bewusstsein" bei Dr. Posth hier bei RuB.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 14.09.2014