Frage: Stillmarathon

Hallo Fr. Höfel, mein Sohn ist jetzt 2 Wochen alt. Ich stille ihn voll. Nun ist es so, dass er zwar nachts super schläft (er kommt immer so Mitternacht, 4 Uhr und 8 Uhr, trinkt u. schläft wieder ein). Aber tagsüber ist es ein echter Stillmarathon. Er trinkt recht lang (20 min pro Seite, aber nicht durchgängig sondern er nickt immer mal weg oder nuckelt nur ohne zu trinken, Weckversuche haben wenig Erfolf bzw. saugt er dann zwar, trinkt aber nicht; zwischen beiden Seiten windel ich ihn dann alle 4 Stunden ca.). Wenn ich ihn dann schlafen lasse schläft er entweder nur 30 min (wenn ich ihn ins Bett lege) oder mal 1,5-2 Stunden (das nur, wenn er auf meinem Bauch liegend schläft). Dann wacht er auf und weint sofort, bis er wieder an die Brust darf. So geht das tagein tagaus. Ist das normal so? Oder mache ich etwas falsch? Denn auf die Art schaffe ich eigentlich nichts im Haushalt, weil er entweder trinkt oder auf mir schläft. Vielen Dank! Mika

von Mika14 am 07.04.2015, 21:28



Antwort auf: Stillmarathon

Liebe Mika, Sie beschreiben den perfekten Tagesablauf eines Neugeborenen! Das ist im Moment anstrengend, aber bleibt zum Glück nicht so. Und vor allem - Sie machen nichts falsch! Sie befinden sich noch im Wochenbett und das ist neben Schmusen und Kind anschauen maximal leichte Hausarbeit "zu schaffen"! Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast! Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden. Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müßten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten. Und bitte selber schlafen, wenn das Kind schläft! Oft nutzen junge Mütter diese Zeit für Wäsche, Küche, Badezimmer. Das sollten Sie aber nicht, denn der Schlafmangel kommt! Und in 6 Monaten fragt niemand mehr danach, ob Ihre Fenster im April 2015 geputzt waren! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 08.04.2015



Antwort auf: Stillmarathon

Hallo, oh das ist anstrengend! Aber: lass den Haushalt ruhig Haushalt sein. Klar du musst essen und irgendwann mal waschen, aber es muss mit einem 2 Wochen alten Baby nicht alles tip top sein (das muss man manchmal lernen ;-)). Hast du einen Partner? Kann euer Baby auch mal auf ihm schlafen oder er macht was im Haushalt? Kann vll jemand mal was für dich kochen? Mutter, Schwiegermutter, gute Freundin...? Hast du denn den Eindruck er wird gut satt? Wenn er schon mal so lange schläft würde ich das fast vermuten. Nur nuckeln an der Brust kann dich wund machen. Gibst du ihm einen Schnuller? Vll hilft ihm das? Also mit zwei Wochen muss er noch keinen festen Rhythmus haben. Er sollte trinken dürfen wenn er es braucht. In ein paar Wochen wird deine Milch noch reichhaltiger, dann wird er schneller satt. 20 Minuten finde ich nicht zu viel. Meine Tochter hat sich oft mal 30 Minuten auf einer Seite getrunken. Hast du eine Manduca oder ein Tragetuch? Das fand ich sehr hilfreich! Aus der Brust trinken ist anstrengend für dein Baby. Der Kiefer deines Babys sollte sich beim trinken bewegen (beobachte mal das Ohr, das wackelt leicht wenn er trinkt). Vll stillst du ihn im Beisein deiner Hebamme, sie wird sofort sehen ob alles richtig läuft. Wenn er gut gedeiht ist es momentan wohl nur eine für dich anstrengende Phase. Alles Gute und liebe Grüße

von Pünktchensmama am 07.04.2015, 22:14



Antwort auf: Stillmarathon

Ach ja, und du musst auch gut essen. Keine Diät halten sondern ausgewogen essen, regelmäßig Kohlenhydrate etc.

von Pünktchensmama am 07.04.2015, 22:15