Frage: Geburtstrauma überwinden

Hallo Frau Höfel, vor 4 1/2 Monaten brachte ich mein erstes Kind zur Welt. Die Geburt verlief eigentlich ohne Probleme doch bis heute komme ich nicht über das Handeln meiner Hebamme hinweg. Schon als ich mit schmerzhaften Wehen im Abstand von 5Minuten im Krankenhaus ankam, wurde ich mit Aussagen wie "jetzt stell dich mal nicht so an" und "Wir sind wohl ein bisschen empfindlich, freu dich drauf das wird noch schlimmer" von meiner Hebamme empfangen. Ich war total entsetzt über dieses verhalten. Dennoch versuchte ich es nicht persönlich zunehmen und dachte dass Sie nach all den Jahren einfach nur abgestumpft sei. Normalerweis nehme ich nie ein Blatt vor den Mund und im nachhinein ärgere ich mich das ich Sie nicht sofort rausgeschmissen habe und nach einer anderen Hebamme verlangt habe.. aber so eine Geburt ist schon eine einschüchterne Angelegenheit. Mein Mann und ich waren froh, dass einer natürlichen Geburt ohne Fremdeinwirkung und Schmerzmitteln nicht's im Weg stand. Das war unser Wunsch! Wir hielten jeden Schritt bereits Monate vorher schriftlich mmit der Hebamme fest. Was diesen wunderbaren und so sorgfältig geplanten Tag dann zu einem meiner schlimmsten machen sollte, passierte ganz unerwartet im Kreißsaal. Die Hebamme setzte mich in die Wanne um die Eröffnungsphase zu erleichtern und zu verkürzen. Nach einer Weile bat Sie mich darum auszusteigen und mich hinzulegen damit Sie den Fortschritt prüfen konnte. Meinen Mann gab Sie den Auftrag frischer,warmes Wasser in die Wanne zu lassen. Als ich in dem Bett lag und Sie ihren Arm gefühlt bis zum Ellbogen in mich einführte waren die Schmerzen nicht zu ertragen. Ich fing an zu weinen und zu schreien Sie soll sofort damit aufhören. Mein Mann stand binnen Sekunden neben mir und war eben so wie ich über das weitere "Untersuchen" der Hebamme entsetzt. Mit Aussagen wie "Ich bin hier gleich fertig" und "Ich schaue nur nach, ich kann doch nicht mittendrin aufhören" ignorierte Sie meine Schreie. Wenige Sekunden später bemerkte ich nur ein ziehen und alles um mich herum wurde schwarz. Sie hatte gegen unsern ausdrücklichen Wunsch einfach die Fruchtblase zerrissen! Dieser kleine Augenblick reichte aus um dieses schöne Erlebnis in eine Katastrophe zu verwandeln. Ich habe mich schrecklich gefühlt und tu es noch heute. Dieses Gefühl der Angst nicht an dem Geburtsvorgang beteiligt zu sein, hilflos auf dieser Pritsche zu liegen und machtlos zu sein. Kein Mitspracherecht zu haben und in meinem intimsten "rumwühlen" zu lassen. Es war einfach nur erniedrigend! Nur wenn ich daran denke, schießen mir wieder sofort Tränen in die Augen und die Angstgefühle steigen in mir hoch. Als ich den ersten Schock verdaut hatte und wieder zu mir kam, hörte ich meinen Mann wie er die Hebamme anfuhr "Was fällt ihnen ein! Ohne unsere Zustimmung und ohne vorher bescheid zu sagen.. es in einer Untersuchung zu tarnen.." und so weiter. Ihre Antwort fiel sehr simpel aus : "Ich wollte das hier mal in Gang bringen. Ich habe nachher noch einen Kaiserschnitt und keine Zeit, nun geht's schneller." Völlig verstört blieb anschließend nicht mehr viel Zeit zum diskutieren, da begannen schon die Presswehen und mein Kind war kam. Nur wenige Stunden später haben wir das Krankenhaus verlassen. Ich konnte dort einfach nicht bleiben. Genauso haben wir auf die Nachsorge einer Hebamme verzichtet da das Vertrauen zerstört war. Um diesen Moment irgendwann mal zu verarbeiten, haben mein Mann (für den war die Situation genauso schlimm.. er konnte mir nicht helfen) und ich uns nun ein Protokoll ausstellen lassen und zu unserer Überraschung wird der Eingriff der Hebamme in keinsterweise erwähnt. Wir, aber vor allem Ich, wissen bis heute nicht mit dieser Situation umzugehen und fertig zu werden. Mein Mann wünscht sich weitere Kinder, aber nach diesem traumatischen Erlebnis habe ich furchtbare Angst. Ich liebe mein Kind und hoffe irgendwann damit abzuschließen, doch ich weiss nicht wie. Ich überlege eine Beschwerde über die Hebamme einzureichen oder sogar eine Anzeige zu stellen. Ist das jetzt noch möglich? Ich denke es würde mir bei der Verarbeitung helfen und meine Hebamme vielleicht sogar wachrütteln. Ausserdem möchte ich nicht das Sie anderen Frauen das gleiche antut. Was kann ich tun?

von PopcornMais am 24.02.2015, 09:36



Antwort auf: Geburtstrauma überwinden

Liebe PopcornMais, in solch einem Fall würde ich immer erst das Gespräch mit der Hebamme suchen, denn nicht die Geburt, sondern der Umgang der Hebamme mit Ihnen ist ja das eigentliche Problem. Bitte wenden Sie sich an die Schwangerschaftskonfliktberatung (ja, auch nach der Entbindung!) der Diakonie, Pro Familia, Donum vitae oder dem Sozialdienst der Kath. Frauen. Dort steht geschultes Personal zur Verfügung, welches sich Zeit für Ihr Anliegen nimmt, Raum für Ihre Fragen und Ihre Gedanken schafft! Und das eröffnet manchmal völlig neue Blickwinkel. Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 24.02.2015



Antwort auf: Geburtstrauma überwinden

Das tut mir sehr leid, was dir widerfahren ist. Diese Aussagen dieser Hebammen sind absolut erniedrigend und es geht überhaupt nicht, dass sie eine Maßnahme setzt, ohne dich zu informieren!! Ich würde auf alle Fälle einen Brief an die Hebamme und die Klinikleitung schreiben, in dem du deine Sicht der Betreuung schilderst. Vielleicht kann in einem Gespräch, in einem Briefwechsel eine Aussöhnung, eine Entschuldigung erfolgen. Zumindest aber hast du deine große Enttäuschung mitgeteilt, das allein ist wichtig! Ich denke, das wird dir helfen! Ich hoffe, dass du eine kooperierende Antwort der Klinik bekommst und auf diesem Weg eine Aufarbeitung stattfinden kann. Alles Gute Edith (18. ssw)

von edina am 24.02.2015, 18:49