8 Monate alte Tochter wacht jede Nacht weinend auf ohne Grund

M. Sc. Martina Höfel Frage an M. Sc. Martina Höfel Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

Frage: 8 Monate alte Tochter wacht jede Nacht weinend auf ohne Grund

Unsere Tochter ist bzw. war bisher ein pflegeleichtes Baby. Selten geweint, direkt einen Rhythmus was schlafen, essen, wach sein angeht und den hat sie auch heute noch. Eigentlich ist sie auch immer noch pflegeleicht, fremdelt (noch) nicht, lacht und freut sich viel, robbt, zieht sich hoch und steht, zähnchen haben wir auch schon - eine richtige fitte Strahlemaus. Jedoch wird sie seit Mitte ihres 6. Lebensmonat jede Nacht zwischen 1 und 3 wach und schreit bzw weint obwohl sie eigentlich gefühlt noch schläft. Anfangs dachten wir an Bauchschmerzen, weil sie ein Seitenschläfer bzw Bauchschläferkind ist, dann evtl. Extremitäten eingeschlafen, zahnen,... Wir haben sie getröstet, dann ist sie auf der Schulter eingeschlafen aber so wie man sie wieder in ihr Bett legt (schläft seit dem 5. Monat im eigenen Bett und Zimmer, vorher Beistellbett) (ab ca. 5. Monat hat sie durchgeschlafen von 21 - 06 Uhr) dauert es keine Minute und sie weint wieder so. Also durfte sie mit ins große Bett und schläft dann auch meist bis 7 Uhr. Wir haben festgestellt, nehmen wir sie direkt mit, schläft sie bis auf Ausnahmen durch oder wird kurz wach, weint, nucki rein, schläft weiter. Jetzt kommt hinzu, dass sie sich zu 90% nur noch von mir stressfrei zu Bett bringen lässt bzw trösten, wenn sie nachts "wach" wird. Stellenweise haben wir dieses weinende wach werden auch am tag nach den schläfchen, obwohl sie mich dann sieht und ich direkt Aufmerksamkeit schenke und ihr zeige, dass sie nicht alleine ist. Ist das normal? Wie kann ich ihr helfen? Fremdelt sie zwischen uns?

Mitglied inaktiv - 09.10.2016, 22:14



Antwort auf: 8 Monate alte Tochter wacht jede Nacht weinend auf ohne Grund

Liebe sahnewaffel, Schlaf ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen. Dieses Schlafverhalten ändert sich häufig! In diesem Alter muss ein Kind noch nicht durchschlafen. Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann- DA hat Ihr Kinderarzt Recht!) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama – oder Papa (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt. Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen! "Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Bleiben Sie gelassen und sorgen Sie zügig für Beruhigung/Nahrung - umso schneller schlafen alle wieder! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 10.10.2016