Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. Abeck,
ich frage hier für meine Tochter bzw. es betrifft mein kleine Enkelin, fast 10 Monate alt. Seit Januar hat sie plötzlich von heute auf morgen Neurodermitis entwickelt und inzwischen leider sehr ausgeprägt. Waren am Anfang nur die Wangen betroffen, so ist nun fast der ganze Körper befallen. Am Rücken sehr wenig und in der Windelpartie gar nichts. Im Gesicht war es zeitweise so schlimm, dass sie vor 2 Monaten Staphylokokken-Infektion bekam, die dann leider bereits bis an den Knochen vorgedrungen ist und dort sogar eine Oesteomyelitis ausgelöst hat.
Aufgrund dessen wurde sie in einer Immunambulanz vorgestellt, doch es konnte mit ziemlicher Sicherheit ein Immundefekt ausgeschlossen werden (da dies aber erst vor 1 Woche war, fehlt der endgültige Bericht noch).
Nun soll bei der Kleinen nochmals eine Cortisonbehandlung durchgeführt werden. Bisher war es leider so, dass nach jedem Mal Absetzen des Cortisons, auch wenn es "ausgeschlichen" wurde, die Neurodermitis um so schlimmer zurück kam. Nun wurde meiner Tochter geraten für 2-3 Tage stationär ins Krankenhaus zu gehen, um sich den richtigen Umgang mit diversen Salben und Verbänden (u.a.Cortison und Elidel) zeigen zu lassen.
Meine Tochter hat aber jetzt gelesen, dass man den Wirkstoff Pimecrolimus NICHT geben darf, wenn das "Immunsystem geschwächt ist (Immunsuppression), unabhängig von der Ursache!!! Bei der Kleinen sind die IgGs erniedrigt, IgG 1 und 3 unterhalb der Norm.
Wie ist ihre Meinung zu Pimecrolimus in diesem Alter und in dieser Situation?
Kann Cortison eigentlich auch im Gesicht verwendet werden? Und hilft das alles überhaupt gegen den schlimmen (vor allem nachts) Juckreiz, der die Eltern und das Kind an den Rand der Verzweiflung bringen?
von
Kleiner_Käfer2015
am 10.05.2016, 09:37
Antwort auf:
langfristige Therapie bei Neurodermitis
sicherlich ist die Gabe von Pimecrolimus möglich (natürlich off-label, da erst
ab dem Alter von 2 Jahren offiziell zugelassen)
Kortison im Gesicht allenfalls nur sehr kurz
2-3 Tage stationär bringt eigentlich nicht viel; es gibt gute Kliniken, in denen
der Umgang und die Tricks bei Neurodermitis erlernt werden können,
der Aufenthalt dauert aber in der Regel 2 Wochen
von
Prof. Dr. med. Dietrich Abeck
am 11.05.2016
Antwort auf:
langfristige Therapie bei Neurodermitis
Danke für die Antwort Herr Prof. Dr. med. Albeck,
ich habe trotzdem noch eine weitere Frage:
Im Moment bekommt die Kleine ins Gesicht Protopic. An den Armen wo es noch ganz besonders schlimm ist (ich denke es war) dermatop. Auch hier soll allerdings auf Protopic umgestiegen werden, wenn das Hautbild besser ist.
Der Wirkstoff Tacrolimus ist ja eigentlich für so kleine Babys noch gar nicht zugelassen. Auch habe ich gelesen (von Ärzten!) dass nicht bekannt ist wie sich die (was angedacht ist) langfristige Behandlung auf das Immunsystem auswirkt. Die Kleine HAT ja schon eine Hypogammaglobulinanämie!! Auch heißt es, dass durch die Gabe von Tacrolimus grippeähnliche Symptome und Atemwegsinfektionen auftreten können!
Zitat einer Ärztin im Internet: "Die Behandlung von Kindern unter zwei Jahren ist kritisch zu sehen. Dafür sind diese Präparate nicht zugelassen! Wegen der erhöhten Rate von Atemwegsinfekten rate ich dringend ab."
Ich bin nun sehr beunruhigt, warum ein doch nicht so harmloses Medikament einem so kleinen Kind mit momentaner Immunschwäche verabreicht wird!? Der Mutter kann ich das gar nicht erzählen, die ist eh schon am Ende der Belastbarkeit.
Warum ist die Schulmedizin mit der Neurodermitis so überfordert?
(Der Krankenhausaufenthalt zieht sich wohl doch länger hin).
von
Kleiner_Käfer2015
am 12.05.2016, 21:46