Frage: Schulterdystokie

Hallo, heute habe ich errechneten ET, es tut sich aber nix. Ich unternehme allerdings auch nix in Richtung anstupsen, da ich der Überzeugung bin, dass das nix bringt. Ich trinke nur Himbeerblättertee und lasse mich geburtsvorbereitend akupunktieren, wenns nix hilft, kanns auch nicht schaden. Baby liegt mit dem Kopf fest im Becken. Es ist mein erstes Baby und ich möchte gerne versuchen, spontan zu entbinden. Nun waren wir heute zur Routinekontrolle im KH und unsere Tochter wurde auf knapp über 4kg geschätzt. Daraufhin wurde uns ein Infoblatt über Schulterdystokie mitgegeben und ich bin jetzt etwas verunsichert, da darauf hingewiesen wird, dass etwa 10% der Armschädigungen bleibend sind, wenn eine Schulterdystokie vorliegt. Da steht aber auch, dass bei einem Gewicht von etwa 4kg die Wahrscheinlichkeit einer Dystokie bei etwa 2% liegt. Könnten sie mir Zahlen nennen, mit denen ich konkreter etwas anfangen kann? Also wenn man von 10.000 Babys mit etwa 4kg Geburtsgewicht ausgeht, wie viele davon haben dann einen bleibenden Schaden durch eine Schulterdystokie? Habe ich es richtig verstanden, dass dann bei 10.000 Babys etwa 200 eine Dystokie haben und daher dann statistisch gesehen 20 von 10.000 eine bleibende Schädigung haben? Wenn man feststellt, dass das Baby während der Geburt mit der Schulter nicht durchs Becken kommt und dann einen Kaiserschnitt macht, ist die Gefahr einer bleibenden Schädigung dann bereits gegeben? Oder besteht diese Gefahr erst dann, wenn man versucht, das Baby mit "Gewalt" durchs Becken zu zwängen? Vielen Dank im Vorraus für Ihre Bemühungen.

von Lovie am 28.06.2015, 18:14



Antwort auf: Schulterdystokie

Hallo, Wenn das kindliche Köpfchen gut Bezug zum Becken hat und das geschätzte kindliche Gewicht um 4000g beträgt muss man sich keine unnötigen Sorgen machen. Hier die Zahlen der Leitlinien - wobei man sagen muss,dass Zahlen nichts nützen;wichtig ist,dass das geburtshilfliche Team das Management einer Schulterdystokie beherrscht,was der Fall ist. Die SD tritt ca. bei 0,1-0,6% aller Geburten auf;also ein sehr seltenes Ereignis. Begünstigend dafür sind zB ein Diabetes ,Zustand nach SD,Übertragung,Adipostas der Mutter.... Bei einem kindlich geschätzten Gewicht von 4000g beträgt das Risiko um die 2% ,bei 4500g um die 10%. Mehr als die Hälfte der SD treten bei einem kindlichen Gewicht unter 4000g auf. Sie sehen,bei Ihrer kindlichen Gewichtsschätzung können Sie entspannt sein. Wenn eine Schulterdystokie vorliegt,wird weder ein KS gemacht ,noch wird das Kind "durchs Becken mit Gewalt gezwängt" - macht man das ,treten kindliche Schädigungen auf. Es gibt Manöver, mit denen man die SD behandelt,so dass kein Schaden (zB. Plexusparese) am Kind entsteht. Viele Grüße Silke Westerhausen

von Silke Westerhausen am 28.06.2015



Antwort auf: Schulterdystokie

Vielleicht hilft dir unsere Erfahrung etwas. Aber das wichtigste vorab, denke IMMER ganz fest daran, erstens sind die Daten welche man vor der Geburt bekommt IMMER nur reine Schätzwerte. Und zweitens, wenn bereits die Gefahr erkannt wurde, das es zu Problemen kommen kann, dann hat das komplette Geburts -Team da erst recht beide Augen drauf. So, nun zu unsere Erfahrungen. Bei mir war es eine Schulterdystokie. Und vorab konnte das so keiner erkennen. Es kam jedenfalls nie zu Sprache. Allerdings war es meine erste Geburt, und ich leide aufgrund von M.Scheuermann und anderen Problemen unter massiven Rückenproblemen. Was mit eine Rolle gespielt haben mag. Mit 4000g gehörte mein Sohn auch eher zu den "Leichtgewichten" in unserer Familie. Da muss ich aber fairerweise sagen, entweder sie sind ohne diese Komplikation auf natürlichem wege geboren worden, oder es wurde ein Kaiserschnitt gemacht, Meistens allerdings, weil warum auch immer, die Kinder gar nicht erst ins Becken gerutscht sind, der Kopf also gar nicht erst soweit war. Bei mir war es so, das nachts die Fruchtblase geplatzt ist, dann setzten recht schnell auch Wehen ein, nur öffnete sich der Muttermund nicht weiter. Mittags wurde dann per Zäpfchen und Co versucht die Wehentätigkeit anzuregen, klappte aber nicht. So das ich dann irgendwann doch in den Kreissaal kam, eine PDA gelegt wurde und ich zeitnah dann an den Wehentropf kam. Irgendwann setzten dann die Presswehen ein, nur bleib Sohnemann halt dann stecken. Und trotz Scheidenriss und Dammschnitt ging auch nichts weiter. Durch Positionswechsel, speziellen Griffen der verdammt guten Hebamme gelangte es dann doch den Hänger zu lösen. Unser Sohn hatte spitzen Sauerstoffwerte und lediglich eine minimale Assymetrie der Körperhälften. Keine Minute nach der Geburt war auch bereits schon der Kinderarzt da, und wirklich alles genau abzuchecken, dieser war die letzten zeit davor auch über Telefon schon "dabeigewesen". Hätte es also schwerwiegende Komplikationen gegeben, hätte er sehr schnell eingreifen können. Alle Sauerstoffwerte usw waren aber im absoluten Spitzenbereich. Wir mussten dann 5-6 Wochen nach der Geburt noch in die Kinderklinik zur neurologischen Abklärung und er bekam anschließend Krankengymnastik. Jetzt wird er 3 Jahre alt, ist absolut fit und kein Mensch würde vermuten das er mir bei der Geburt einen solchen Schrecken gemacht hat. All das soll dir sagen, selbst wenn es zu dieser Komplikation kommt, es muss nicht zum allerschlimmste kommen. Gibt dir hoffentlich etwas Mut. Auch wenn sich meine Schilderungen bestimmt schlimm anhören. Für mich ist IMO das wichtigste, vertrau dem Geburtsteam, diese werden sehr genau wissen was zu tun ist und dich dabei unterstützen.

Mitglied inaktiv - 28.06.2015, 19:39



Antwort auf: Schulterdystokie

Also aus Erfahrung kann ich nun sagen: wenn die Manöver nix bringen, der Kopf schon da ist und die Schulter im Becken steckt, dann passt auch noch der arm einer Ärztin rein, damit das baby raus gezogen werden kann!

von Lovie am 02.07.2015, 17:47



Antwort auf: Schulterdystokie

Hallo, Die Finger der Hebamme oder Ärztin passen um die Schulter zu drehen und den Arm zu lösen. Grüße Silke westerhausen

von Silke Westerhausen am 02.07.2015