Was bedeutet nicht ausreichend geimpft?

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Frage an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch Kinderarzt und Neonatologe

Frage: Was bedeutet nicht ausreichend geimpft?

Sehr geehrter Prof Dr. Jorch, ich versuche mir gerade eine Meinung zum Thema impfen zu bilden und stosse im Internet immer wieder auf Extremmeinungen. Besonders das Thema plötzlicher Kindstod in Verbindung mit Impfungen wird sehr kontrovers diskutiert, so dass ich mich nun mit drei Fragen an sie wenden möchte: 1. Ich lese immer wieder, dass es Studien gibt, die besagen, dass "nicht ausreichend" oder "zu spät" geimpfte Kinder eher der Gefahr des SIDS "ausgeliefert" sind. Leider sind bei diesen Artikeln keine Quellenangaben dabei. Können sie mir die Studien nennen? Oder erklären, welchen Zusammenhang es zwischen "nicht ausreichend geimpft" und SIDS gibt (sterben die Kinder dann z.B. an Keuchhusten oder Pneumokkenn und es fällt unter das grosse Thema SIDS?) 2. Was bedeutet" nicht ausreichend geimpft"? Welche Impfungen müssen sein, damit ein Kind "ausreichend geimpft ist"? Gilt als "ausreichend geimpft" auch weniger als 6-fach Impfung + Pneumokokken? Welche Impfungen sind unerlässlich, damit ein Kind ausreichend geimpft ist, um das SIDS Risiko zu senken? 3. Was bedeutet "zu spät" geimpft? Wenn ein Kind mit ein oder zwei Jahren noch nicht geipmft ist? Oder wenn es bis zum dritten Monat noch nicht geimpft ist? Entschuldigen sie die vielen Fragen, aber ich bin durch die vielen (Extrem)Meinungen und Informationen doch ziemlich verwirrt :-) Vielen herzlichen Dank für ihre Bemühungen

von nussbaum am 13.11.2013, 10:41



Antwort auf: Was bedeutet nicht ausreichend geimpft?

Man muß in der Tat alle verfügbaren Informationen sehr genau lesen, um zu erkennen, was wirklich bewiesen wurde und was nur Meinung ist. Selbst einem wie mir, der sich seit langem damit befasst, fällt das nicht immer ganz leicht. Ich versuche dennoch, Ihre sehr präzisen Fragen zusammenfassend zu beantworten. 1. Ergebnisse guter kontrollierter Studien sagen ganz überwiegend, dass die SIDS-Sterblichkeit in der Gruppe der Geimpften niedriger ist. 2. Differenzierte Ausagen dazu, welche Einzelkomponenten von Mehrfachimpfstoffen nun besonders hilfreich sind, gibt es aus methodischen Gründen kaum. 3. Man muß auch berücksichtigen, dass zu dem Vorteil der Geimpften der Effekt beiträgt, dass Säuglinge, die etwas krank erscheinen und somit stärker SIDS gefährdet sind, vermutlich schon deshalb weniger geimpft werden, so dass die Relation zwischen Impfung und SIDS-Prävention vermutlich nicht nur kausal ist. 4. Für den frühen Impfbeginn mit 8 Wochen spricht insbesondere die gerade derzeit hohe Gefährdung durch Pertussis (hustende Großväter!).

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 15.11.2013



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