Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...

Sehr geehrte Frau Ubbens, unsere Tochter ist knapp 9 Monate alt und hielt und hält nichts vom Schlafen. Zur Zeit befinde ich mich im sanften Abstillprozess - der uns beiden eher gut tut - Hunger kann ich also endlich ausschließen (sofern man davon ausgeht, dass insgesamt 500ml nächtliche Flaschenmilch plus 2x Stillen bei reduzierter Milchmenge reichen). Wenn mein Mann sich mal mit einschaltet, wenn unsere Tochter nicht weiterschlafen möchte oder kann, sieht das für mich immer sehr hart aus. Er lässt sie, in seinem Arm in ihrem dunklen Zimmer, sich über 20-30min in Rage schreien. Mir tut dieses exzessive Geschrei sehr weh und ich frage mich, ob sie diese Art der Erziehung schon braucht und versteht. Gleichzeitig habe ich Bedenken, dass mein mühsam und liebevoll aufgebautes Urvertrauen damit wieder zerstört bzw. angegriffen werden könnte. Mein Mann weicht von seiner Methode nicht ab - wäre ich nach 8 vorangeganenen schlafminimierten Monaten nicht völlig am Ende meiner Kräfte, würde ich versuchen diese 10% Schlafbetreuung auch noch selbst zu machen. Ich selbst denke auch, dass bereits im Babyalter viel Erziehungsarbeit geleistet werden muss, aber ich spreche mich für eine liebevolle Konsequenz aus. Wie sehen Sie das Vorgehen meines Mannes? Vielen Dank und herzliche Grüße!

von Synonyma am 28.07.2016, 07:25



Antwort auf: Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...

Liebe Synonyma, Sie haben schon drei sehr konstruktive Antworten bekommen. Es gibt in dieser Hinsicht kein wirkliches Richtig und Falsch. Wichtig ist, dass Ihre Tochter jede Nacht die gleiche Form der Beruhigung erfährt. Eine Nacht kümmert sich Mama und es gibt zwei Stillmahlzeiten, in der anderen Nacht kümmert sich Papa und es gibt "nur" den Arm, ist für Ihre Tochter sehr verwirrend. Sie wird es leichter haben, wenn sie sich nur auf eine Vorgehensweise einstellen muss. Die meisten Babys brauchen die Flasche oder die Brust in dem Alter in der Nacht nicht mehr aufgrund von Hunger. Vielmehr ist es ein Nähebedürfnis. Sie einigen sich bestenfalls mit Ihrem Mann, wie Sie zukünftig vorgehen wollen. Es wird nur wenige Tage bzw. Nächte dauern und Ihre Tochter wird sich auf das evtl. neue Vorgehen in der Nacht eingestellt haben. Eine Idee ist noch, Ihrer Tochter ein Stillkissen oder eine aufgerollte Decke unter das Laken zu legen, so dass sie sich zu allen Seiten ankuscheln kann. Oftmals verhilft dies zu einem ruhigeren Schlaf und die nächtlichen Wachzeiten reduzieren sich schon aus dem Grund. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 29.07.2016



Antwort auf: Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...

Ein Baby hat im ersten Lebensjahr ausschließlich Urbedürfnisse, und die müssen befriedigt werden, wenn es sein Weltvertrauen nicht verlieren soll. Man kann einen Säugling in diesem Alter nicht "erziehen", weil er sein Verhalten noch nicht steuern kann. Das gibt seine Hirnreife noch nicht her. Außerdem ist es ein Missverständnis, dass Euer Kind wohl nicht aus Hunger schreit, sondern grundlos. Babys brauchen nachts die Brust oder Flasche ja nicht nur aus Hunger, sondern auch, weil sie Zuwendung wollen, und weil das Saugen sie beruhigt auf ihrer langen Reise durch die Nacht. Ich finde es falsch, dass Dein Mann Euer Kind schreien lässt. Immerhin hält er die kleine auf dem Arm, was die Sache sicher etwas abmildert. Ich verstehe aber nicht ganz, wieso sie bei ihm nichts trinken darf. Bekommt sie noch keine Flasche? Da sie weint, obwohl sie auf seinem Arm ist, braucht sie diese Nahrung ja ganz offensichtlich auch noch. Und ein echtes Bedürfnis kann man einem Baby nicht "aberziehen". Leider kann man sture Väter oft nicht gut belehren oder überzeugen. Ganz ehrlich? Ich würde die nächtliche Betreuung selbst übernehmen. Klar ist das anstrengend, auch meine Kinder kamen bis zu sechs Mal pro Nacht. Aber ich bin bis heute froh und stolz, dass ich sie nie habe schreien lassen. Du kannst einfach tagsüber mitschlafen, wenn Dein Baby schläft, damit Du kräftemäßig nicht so am Stock gehst. Man darf in dieser Zeit keine Erledigungen oder Hausarbeiten machen, sondern sollte sich gnadenlos mit hinlegen, auch wenn einem das sehr komisch oder ungewohnt vorkommt. Mach' das Deinem Baby zuliebe, das ein Recht auf eine einigermaßen ausgeruhte, geduldige Mutter hat. LG

von Astrid am 28.07.2016, 12:20



Antwort auf: Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...

Hallo! ich würde erst mal ergründen, warum sie denn schreit, wenn er sie doch auf dem Arm hat? Vielleicht fühlt sie sich in einem nicht ganz dunklen Zimmer wohler? Oder sollte er ihr vielleicht etwas vorsingen, Schnuller anbieten, falls sie einen nimmt, etwas beruhigende Musik anmachen? Denn grundsätzlich spricht doch nix dagegen, dass auch er sie mal zu Bett bringt und nicht ausschliesslich du. Und dein Bedürfnis, diese Aufgabe auch mal abzugeben, verstehe ich voll und ganz, das tagsüber mitschlafen gestaltet sich nun mal wirklich oft sehr schwierig, das würde bei mir auch nicht funktionieren, allein schon, weil ich noch eine ältere Tochter habe, die mich ebenfalls braucht. Und irgendwann braucht dein Körper ja auch mal eine kleine Ruhepause. Also red doch mal mit ihm darüber, was er vielleicht anders ausprobieren könnte, um sie besser zu beruhigen. Evtl auch vor dem zu Bett legen eine entspannende Massage oder ein Bad?

von amy2107 am 28.07.2016, 19:10



Antwort auf: Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...

Liebe Synonyma, wir hatten bei unserem Sohn (mittlerweile 2) auch arge Probleme mit dem Einschlafen und dem Weiterschlafen in der Nacht. Weil es unser erstes Kind und beide am Ende unserer Kräfte waren haben wir uns an eine Hebamme gewendet, die sich auf Schlaf- und Ernährungsberatung spezialisiert hat. Sie erklärte uns, dass ein Kind in diesem Alter (damals war er 7 Monate alt) bereits gewisse Gewohnheiten hat, die es natürlich nicht gerne aufgeben möchte. Dazu gehören das Essen in der Nacht, die Begleitung in den Schlaf, das Schlafen auf dem Arm, getragen werden usw. Da die wenigsten Kinder sich solches Verhalten wie durch Zauberhand selbst abgewöhnen ist es natürlich an uns Eltern die Gewohnheiten zu verbessern. So zum Beispiel dem Kind beizubringen alleine einzuschlafen. Wir haben damit begonnen unseren Knirps zunächst auf dem Arm zu beruhigen wenn er nachts aufgewacht ist. Nach 3,4 Nächten haben wir ihn im Bett liegen lassen und ihn beruhigt. Die ganze Umgewöhnungsphase hat bei uns 4,5 Wochen gedauert. Er hat in den ersten Nächten lange geschrien und ich bin jedes Mal fast eingeknickt, weil es mir weh getan hat und er mir leid tat. Aber sowohl die Hebamme als auch unser Kinderarzt versicherten mir, dass die Kinder dadurch nicht ihr Urvertrauen verlieren, sondern lernen, dass ihre Eltern ihnen in schweren Zeiten beistehen und nicht alleine lassen. Und so hart sich das alles anhört, bei uns hat es funktioniert. Unser Sohn schlief alleine ein (wir waren aber immer noch ein paar Minuten mit im Zimmer), kein Geschrei, keine Beschwerden. Und auch das Durchschlafen hat nach einigen Wochen funktioniert. Ich weiß, dass man das Gefühl hat seinem Kind damit nichts Gutes zu tun. Es ist schrecklich wenn die Kleinen sich kaum beruhigen lassen und aus vollem Hals schreien. Aber in manchen Situationen muss man konsequent sein. Denn auch wenn sie in dem Alter noch Babys sind - sie verstehen schon mehr als man sich vorstellen kann. Das habe ich jeden Tag aufs Neue wieder feststellen müssen. In diesen Sinne wünsche ich dir viel Kraft für die Nächte und hoffe, dass du dir mit deinem Mann einig wirst. Denn das letzte was man in so einer Situation brauchen kann ist auch noch Streit mit dem Partner ;) Liebe Grüße

von Romy2211 am 29.07.2016, 08:54



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Kleinkind 4 Jahre eskaliert mit Papa

Hilfe, ich bin am Ende. Meine Tochter ist 4 und hat eine extreme Bindung zu mir (Mutter). Es war schon von Anfang an als Baby sehr anstrengend, aber wir haben das gut hinbekommen. Als sie 1 Jahr war hat mein Mann sehr sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Waren spazieren, auf dem Spielplatz, viel gespielt und das täglich. Dennoch hing sie sehr an mi...


Kommt irgendwann die Papa-Phase?

Liebe Frau Ubbens, Sie haben mir schon oft direkt oder indirekt geholfen. Vielen Dank dafür! Unser Sohn (26 Mo.) hat seit mind. einem halben Jahr eine Mamaphase. Mein Mann darf wenig, soll ständig weg und erhält kaum Zärtlichkeiten bzw. wechseln diese schnell in Beißen/Hauen/Kneifen und wenn darauf ein "Nein!" mit Wegsetzen folgt, wird unser Sohn...


Reine Machtkämpfe mit Papa?

Liebe Frau Ubbens, mein Mann und ich leben mit unserer 2,5-Jährigen ein sehr glückliches, durchaus entspanntes und harmonisches Leben und warten aktuell auf die Geburt unserer zweiten Tochter (Stichtag ist in 2,5 Wochen). Mein Mann arbeitet in Vollzeit mit Schichtdienst und ich arbeitete bis zum Beginn des Mutterschutzes in Teilzeit. Unsere klei...


Tochter ruft nach Papa

Hallo Frau Ubbens, ich bin total ratlos und traurig und weiß nicht was ich machen soll. Zuerst muss ich erwähnen, dass ich vom Kindsvater nun über ein Jahr getrennt bin und seit ca. 9 Monaten auch räumlich. Meine Tochter ist 2 Jahre und ist seit April bei der Tagesmutter. Die erste Eingewöhnung lief super. Sie hat sich auf Anhieb bei der Tagesm...


Erziehung

Hallo Fr.Ubbens, es ist bei uns eine Situation gespielt die ich nicht ganz in Ordnung finde. Unsere Tochter (bald 1 Jahr) ist selbständig Gehen angefangen. Sie hat mit ihrem Papa gespielt und er hat ihr augestanden geholfen damit sie zu mir zu Fuß geht. Ich war ein paar Meter entfernt und sie ist zu mir gegangen. Nach ca 2 Meter hat ihr Papa einen ...


Verhalten bei Mama, Papa und Oma unterschiedlich

Liebe Frau Ubbens, es ist mir klar, dass mein Kleinkind (19 Monate) bei jeder Person andere Verhaltensweisen an den Tag legt. Mir ist jedoch aufgefallen, dass sich unser Kleiner, bei Papa anstandslos wickeln lässt, das Morgenfläschchen komplett austrinkt, bei Oma (bei der er öfters die Woche über Nacht schläft), das Fläschchen verweigert, be...


Tochter 3 lehnt Papa ab

Guten Tag,  Ich bin seit 2 Jahren vom Kindsvater getrennt. Meine Tochter wird im März 3 Jahre.  seit ein paar Wochen möchte sie ungern zu Papa. Sie sieht ihn jedes Wochenende und auch regelmässig in der Woche.  seit einiger Zeit habe ich einen neuen Partner bei dem wir auch wohnen. Dieser ist aber nur am Wochenende da, weil er bei der Bundesw...


Kind bei Papa ganz anders

Hallo, meine Tochter ist nun 20 Monate alt. Ich beobachte nun seit längerem ein verändertes Verhalten , wenn der Papa da ist. Sie ist wie ausgewechselt kann man sagen. Die Wochenenden sind teilweise so anstrengend, weil sie quengelig ist und total unausgeglichen. Unter der Woche , wenn wir beide alleine sind, ist es viel harmonischer. Ich verstehe...


Mama wird abgelehnt und Papa genannt

Hallo Frau Ubbens, meine 2jährige Tochter ist ein Papakind und lehnt mich seit ca. 2 Monaten von Tag zu Tag mehr ab. Wenn der Papa da ist, bin ich egal und werde teilweise weggeschickt  Unser Verhältnis war vorher immer sehr liebevoll und innig.Mein Mann arbeitet Vollzeit,ist aber in seiner freien Zeit sehr engagiert und liebevoll, wir tei...


Papa weg!

Unsere Tochter (3) ist in der Papa-weg Phase oder wie man das bezeichnen soll. Er darf nicht mehr mit ihr spielen (nur manchmal oder wenn ich weg bin), wickeln muss jetzt auch fast immer ich (früher hat er das abends übernommen). Sie versucht ihn sogar wegzuschicken, wenn er auf dem Sofa oder am Tisch sitzt. Es ist zwar nicht immer so, es gibt sch...