Frage:
Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...
Sehr geehrte Frau Ubbens, unsere Tochter ist knapp 9 Monate alt und hielt und hält nichts vom Schlafen. Zur Zeit befinde ich mich im sanften Abstillprozess - der uns beiden eher gut tut - Hunger kann ich also endlich ausschließen (sofern man davon ausgeht, dass insgesamt 500ml nächtliche Flaschenmilch plus 2x Stillen bei reduzierter Milchmenge reichen). Wenn mein Mann sich mal mit einschaltet, wenn unsere Tochter nicht weiterschlafen möchte oder kann, sieht das für mich immer sehr hart aus. Er lässt sie, in seinem Arm in ihrem dunklen Zimmer, sich über 20-30min in Rage schreien. Mir tut dieses exzessive Geschrei sehr weh und ich frage mich, ob sie diese Art der Erziehung schon braucht und versteht. Gleichzeitig habe ich Bedenken, dass mein mühsam und liebevoll aufgebautes Urvertrauen damit wieder zerstört bzw. angegriffen werden könnte. Mein Mann weicht von seiner Methode nicht ab - wäre ich nach 8 vorangeganenen schlafminimierten Monaten nicht völlig am Ende meiner Kräfte, würde ich versuchen diese 10% Schlafbetreuung auch noch selbst zu machen. Ich selbst denke auch, dass bereits im Babyalter viel Erziehungsarbeit geleistet werden muss, aber ich spreche mich für eine liebevolle Konsequenz aus. Wie sehen Sie das Vorgehen meines Mannes? Vielen Dank und herzliche Grüße!
von
Synonyma
am 28.07.2016, 07:25
Antwort auf:
Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...
Liebe Synonyma,
Sie haben schon drei sehr konstruktive Antworten bekommen. Es gibt in dieser Hinsicht kein wirkliches Richtig und Falsch. Wichtig ist, dass Ihre Tochter jede Nacht die gleiche Form der Beruhigung erfährt. Eine Nacht kümmert sich Mama und es gibt zwei Stillmahlzeiten, in der anderen Nacht kümmert sich Papa und es gibt "nur" den Arm, ist für Ihre Tochter sehr verwirrend. Sie wird es leichter haben, wenn sie sich nur auf eine Vorgehensweise einstellen muss.
Die meisten Babys brauchen die Flasche oder die Brust in dem Alter in der Nacht nicht mehr aufgrund von Hunger. Vielmehr ist es ein Nähebedürfnis.
Sie einigen sich bestenfalls mit Ihrem Mann, wie Sie zukünftig vorgehen wollen. Es wird nur wenige Tage bzw. Nächte dauern und Ihre Tochter wird sich auf das evtl. neue Vorgehen in der Nacht eingestellt haben. Eine Idee ist noch, Ihrer Tochter ein Stillkissen oder eine aufgerollte Decke unter das Laken zu legen, so dass sie sich zu allen Seiten ankuscheln kann. Oftmals verhilft dies zu einem ruhigeren Schlaf und die nächtlichen Wachzeiten reduzieren sich schon aus dem Grund.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 29.07.2016
Antwort auf:
Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...
Ein Baby hat im ersten Lebensjahr ausschließlich Urbedürfnisse, und die müssen befriedigt werden, wenn es sein Weltvertrauen nicht verlieren soll. Man kann einen Säugling in diesem Alter nicht "erziehen", weil er sein Verhalten noch nicht steuern kann. Das gibt seine Hirnreife noch nicht her.
Außerdem ist es ein Missverständnis, dass Euer Kind wohl nicht aus Hunger schreit, sondern grundlos. Babys brauchen nachts die Brust oder Flasche ja nicht nur aus Hunger, sondern auch, weil sie Zuwendung wollen, und weil das Saugen sie beruhigt auf ihrer langen Reise durch die Nacht.
Ich finde es falsch, dass Dein Mann Euer Kind schreien lässt. Immerhin hält er die kleine auf dem Arm, was die Sache sicher etwas abmildert. Ich verstehe aber nicht ganz, wieso sie bei ihm nichts trinken darf. Bekommt sie noch keine Flasche? Da sie weint, obwohl sie auf seinem Arm ist, braucht sie diese Nahrung ja ganz offensichtlich auch noch. Und ein echtes Bedürfnis kann man einem Baby nicht "aberziehen".
Leider kann man sture Väter oft nicht gut belehren oder überzeugen. Ganz ehrlich? Ich würde die nächtliche Betreuung selbst übernehmen. Klar ist das anstrengend, auch meine Kinder kamen bis zu sechs Mal pro Nacht. Aber ich bin bis heute froh und stolz, dass ich sie nie habe schreien lassen.
Du kannst einfach tagsüber mitschlafen, wenn Dein Baby schläft, damit Du kräftemäßig nicht so am Stock gehst. Man darf in dieser Zeit keine Erledigungen oder Hausarbeiten machen, sondern sollte sich gnadenlos mit hinlegen, auch wenn einem das sehr komisch oder ungewohnt vorkommt. Mach' das Deinem Baby zuliebe, das ein Recht auf eine einigermaßen ausgeruhte, geduldige Mutter hat.
LG
von
Astrid
am 28.07.2016, 12:20
Antwort auf:
Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...
Hallo! ich würde erst mal ergründen, warum sie denn schreit, wenn er sie doch auf dem Arm hat? Vielleicht fühlt sie sich in einem nicht ganz dunklen Zimmer wohler? Oder sollte er ihr vielleicht etwas vorsingen, Schnuller anbieten, falls sie einen nimmt, etwas beruhigende Musik anmachen? Denn grundsätzlich spricht doch nix dagegen, dass auch er sie mal zu Bett bringt und nicht ausschliesslich du. Und dein Bedürfnis, diese Aufgabe auch mal abzugeben, verstehe ich voll und ganz, das tagsüber mitschlafen gestaltet sich nun mal wirklich oft sehr schwierig, das würde bei mir auch nicht funktionieren, allein schon, weil ich noch eine ältere Tochter habe, die mich ebenfalls braucht. Und irgendwann braucht dein Körper ja auch mal eine kleine Ruhepause. Also red doch mal mit ihm darüber, was er vielleicht anders ausprobieren könnte, um sie besser zu beruhigen. Evtl auch vor dem zu Bett legen eine entspannende Massage oder ein Bad?
von
amy2107
am 28.07.2016, 19:10
Antwort auf:
Wie viel Erziehung ist angemessen? Papa gegen Mama...
Liebe Synonyma,
wir hatten bei unserem Sohn (mittlerweile 2) auch arge Probleme mit dem Einschlafen und dem Weiterschlafen in der Nacht. Weil es unser erstes Kind und beide am Ende unserer Kräfte waren haben wir uns an eine Hebamme gewendet, die sich auf Schlaf- und Ernährungsberatung spezialisiert hat.
Sie erklärte uns, dass ein Kind in diesem Alter (damals war er 7 Monate alt) bereits gewisse Gewohnheiten hat, die es natürlich nicht gerne aufgeben möchte. Dazu gehören das Essen in der Nacht, die Begleitung in den Schlaf, das Schlafen auf dem Arm, getragen werden usw. Da die wenigsten Kinder sich solches Verhalten wie durch Zauberhand selbst abgewöhnen ist es natürlich an uns Eltern die Gewohnheiten zu verbessern. So zum Beispiel dem Kind beizubringen alleine einzuschlafen. Wir haben damit begonnen unseren Knirps zunächst auf dem Arm zu beruhigen wenn er nachts aufgewacht ist. Nach 3,4 Nächten haben wir ihn im Bett liegen lassen und ihn beruhigt.
Die ganze Umgewöhnungsphase hat bei uns 4,5 Wochen gedauert. Er hat in den ersten Nächten lange geschrien und ich bin jedes Mal fast eingeknickt, weil es mir weh getan hat und er mir leid tat. Aber sowohl die Hebamme als auch unser Kinderarzt versicherten mir, dass die Kinder dadurch nicht ihr Urvertrauen verlieren, sondern lernen, dass ihre Eltern ihnen in schweren Zeiten beistehen und nicht alleine lassen.
Und so hart sich das alles anhört, bei uns hat es funktioniert. Unser Sohn schlief alleine ein (wir waren aber immer noch ein paar Minuten mit im Zimmer), kein Geschrei, keine Beschwerden. Und auch das Durchschlafen hat nach einigen Wochen funktioniert.
Ich weiß, dass man das Gefühl hat seinem Kind damit nichts Gutes zu tun. Es ist schrecklich wenn die Kleinen sich kaum beruhigen lassen und aus vollem Hals schreien. Aber in manchen Situationen muss man konsequent sein. Denn auch wenn sie in dem Alter noch Babys sind - sie verstehen schon mehr als man sich vorstellen kann. Das habe ich jeden Tag aufs Neue wieder feststellen müssen.
In diesen Sinne wünsche ich dir viel Kraft für die Nächte und hoffe, dass du dir mit deinem Mann einig wirst. Denn das letzte was man in so einer Situation brauchen kann ist auch noch Streit mit dem Partner ;)
Liebe Grüße
von
Romy2211
am 29.07.2016, 08:54