Wie sollte ich bei einem Trotzanfall reagieren?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie sollte ich bei einem Trotzanfall reagieren?

Ich fühle mich mit den Trotzanfällen meiner 3-jährigen Tochter überfordert. Gut wäre sicher, ich könnte ruhiger bleiben. Beispiel heute: Der Morgen verläuft zunächst ruhig. Sie hat ausgeschlafen, im Bad mitgemacht, sich allein angezogen, gemeinsames Frühstück. Dann ein kleiner Auslöser: Sie wollte die Stiefel allein anziehen, was nicht so geklappt hat. Dann habe ich nach ca. 10 Minuten die Stiefel zugemacht, was ja aber gegen ihren Willen war. Dann folgte eine halbe Stunde Gekreische. Meine Worte wie "Du lernst noch die Stiefel anzuziehen, aber heute musst Du Dir helfen lassen" schien sie nicht zu hören. Da waren wir schon spät für den Kindergarten dran und der 8 Monate alte Bruder war auch quengelig. Ich habe sie dann mit etwas Mühe gegen ihren Willen angezogen und die Treppe runtergetragen und auf das Buggyboard gestellt. Da saß sie dann noch eine Weile draußen auf der nassen Strasse und hat sich geweigert aufzustehen. Gekreische ging unvermindert weiter. Nachbarn haben auch schon rausgeschaut. Irgendwann hatte ich dann auch gar keine Geduld mir und habe auch geschrien und habe sie grob hinter mir hergezogen. Eine weitere halbe Stunde später waren wir dann im Kindergarten - schweißgebadet. Ich finde es ganz schlimm, dass ich dann nach einiger Zeit selbst nicht mehr ruhig bleibe. Zunächst versuche ich immer mit ihr zu reden und/oder das Ende des Trotzanfalls einfach abzuwarten Manchmal geht das aber nicht. Ich fühle mich der Situation dann machtlos ausgeliefert und meine Tochter vermutlich auch. Wie sollte ich reagieren? Woran liegen die vielen schlimmen Trotzanfälle? Ist der Tag zu stressig? Außer Kindergarten sind wir oft auf dem Spielplatz, manchmal einkaufen, manchmal besuchen wir gleichaltrige Freunde in der Nähe. Am Wochenende gibt es oft ein Treffen mit den Großeltern, manchmal schauen wir auf einem Bauernhof Tiere an. Aus meiner Sicht alles kleine Unternehmungen. Oder braucht sie mehr Aufmerksamkeit? Seit ihr Bruder da ist, steht sie nicht mehr im Mittelpunkt. Wenn er schläft, spiele ich bewusst auch mal allein mit ihr. Das beschränkt sich aber auf höchstens eine halbe Stunde am Tag. Abends hat sie auch eine kurze Zeit, in der sich Papa um sie allein kümmert. Haben sie Tipps für mich?

von Halluzinelle von Tichy am 26.03.2015, 12:52



Antwort auf: Wie sollte ich bei einem Trotzanfall reagieren?

Liebe Halluzinelle von Tichy, viele Kinder haben eine Zeit lang Trotzanfälle. Dies hat i.d.R. nichts mit den Aktivitäten des Tages zu tun, vielmehr damit, dass nicht alles so gelingt, wie es sich die Kinder vorstellen. Versuchen Sie, statt eines NEINs, eine Alternative vorzuschlagen. Ihre Tochter bekommt die Stiefel nicht alleine angezogen. Dann fragen Sie nach, ob Sie ihr helfen sollen oder sie lieber mit den Halbschuhen in den Kindergarten möchte. Ihre Tochter möchte Kekse, soll aber lieber einen Apfel essen, dann antworten Sie nicht mit NEIN, sondern sagen ihr, dass sie keine Kekse bekommen kann, Sie ihr aber gerne einen Apfel klein schneiden. Ihre Tochter sollte eine Alternative bekommen, um sich selbst entscheiden zu können. Diese sollte bestenfalls schon ausgesprochen werden, bevor sie sich in ihre Wut reingesteigert hat. Und wie Sie reagieren sollen, beim nächsten Stiefel-nicht-angezogen-bekommen-Anfall? Ruhe bewahren und notfalls erst später im Kindergarten sein. Nicht am Morgenkreis teilnehmen können ist manchmal "heilsamer" als alle gut gemeinten Worte. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 27.03.2015



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