Wie mit dem frühen "Trotzen" umgehen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie mit dem frühen "Trotzen" umgehen?

Liebe Frau Ubbens, ich habe hier schon viele interessante Beiträge von Ihnen gelesen, so eine richtige Antwort auf meine Fragen finde ich aber nicht. Auch die gängige Literatur bezieht sich immer auf Kinder, mit denen man schon richtig reden kann. Bei unserer Tochter (18 Monate) begann bereits mit 16 Monaten das "Trotzalter". Seitdem ist das Familienleben wieder komplizierter geworden ("wieder", weil sie nach der gängigen Definiton ein "Schreibaby" war). 1.) Ich versuche, derzeit möglichst wenig zu verbieten, also nur Dinge, bei denen sie sich oder andere Menschen ernsthaft verletzen oder Dinge von größerem Wert kaputt machen könnte. Mein Mann sieht das anders und meint, wir müssten bereits jetzt konsequent all das verbieten, was sie auch später als größeres Kind nicht tun soll (z. B. Essen vom Hochstuhl werfen, mit Spielzeug um sich schmeißen, uns hauen usw.). >>> Was ist richtig? 2.) Oft möchte sie etwas, das sie durchaus haben soll, aber sie protestiert praktisch sofort lautstark oder fängt fürchterlich an zu weinen, weil es ihr nicht schnell genug geht (z. B. im Buggy abgeschnallt werden, den Schneeanzug ausziehen oder die kühlschrankkalte Milch in der Mikrowelle kurz anwärmen) . >>> Bedeutet das, dass sie schon gelernt hat, dass sie mit Schreien / Tränen alles erreichen kann? Das meint jedenfalls unsere Verwandtschaft, denen zu Folge wir bereits "verloren" haben. ("Die wird euch die nächsten 20 Jahre auf der Nase rum tanzen!" usw.) 3.) Unter den gegebenen Umständen ist es schwieriger denn je, das nächtliche Stillen einzustellen [und Töchterlein vielleicht sogar aus dem Ehebett auszuquartieren.] Die allerschlimmsten, längsten und dramatischten "Tobsuchtsanfälle" hat sie nachts, wenn ich sie nach dem dritten, vierten oder fünften Stillen sanft von der Brust löse oder nicht noch mal ran lasse. [Auch wenn es mir leid tut, aber ich kann während des Stillens nicht mehr so gut einschlafen wie früher und muss mittlerweile wieder morgens ins Büro. Bis vor sechs, acht Wochen hat sie das auch akzeptiert.] Sie wirkt dann wirklich sehr verzweifelt und kann (wenn Weinen und Toben endlich abgeebbt sind) nur als kleines Päckchen auf meinem Bauch kauernd wieder einschlafen. >>> Macht es Sinn, das Abstillen aufzuschieben, bis das Kind älter und verständiger geworden ist, oder wird es nur noch schwieriger werden? Herzlichen Dank!

von hollerfee am 25.02.2015, 06:23



Antwort auf: Wie mit dem frühen "Trotzen" umgehen?

Liebe Hollerfee, zu 1.: Ihre Tochter darf schon ein klares NEIN zu hören bekommen, wenn sie Sie schlägt oder Dinge durch die Gegend wirft etc. Natürlich soll sie sich ausprobieren dürfen, sprich, z.B. darf das Essen mit den Fingern angefasst und zerdrückt werden usw. In solchen und ähnlichen Situationen sollte es noch kein NEIN geben. zu 2.: Bleiben Sie gelassen. Ihre Tochter wird Ihnen nicht die nächsten 20 Jahre auf der Nase rum tanzen. Ihre Tochter darf protestieren, wenn es ihr nicht schnell genug geht. Was wollen Sie dagegen tun, wenn es ihr zu lange dauert, bis sie im Buggy abgeschnallt ist, sie extra noch länger im Buggy sitzen lassen? Anders, wenn es darum geht, dass Sie ihr einen Apfel anbieten, sie aber Schokolade möchte und schreit, bis sie Schokolade bekommt. zu 3.: Für Ihre Tochter ist es nicht verständlich, warum sie mehrfach in der Nacht gestillt wird und dann auf einmal nicht mehr. Überlegen Sie für sich, wie Sie es sich wünschen: nachts gänzlich mit dem Stillen aufhören oder immer stillen, wenn Ihre Tochter nach dem Beruhigungssaugen verlangt. Hunger hat Ihre Tochter nicht. Sollten Sie sich für ersteres entscheiden, werden Sie gemeinsam ein paar anstrengende Nächte haben. Vermutlich wird sich Ihre Tochter nach drei bis vier Nächten daran gewöhnt haben, dass es die Brust nicht mehr gibt und auch nicht mehr danach verlangen. Möchten Sie weiterhin stillen, dann ist das auch in Ordnung. Freiwilllig wird Ihre Tochter aber in den nächsten Monaten sicherlich nicht aufhören. Den Zeitpunkt legen Sie fest. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 25.02.2015