Wie gehe ich mit dominantem Kind um?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie gehe ich mit dominantem Kind um?

Hallo Frau Ubbens, meine Tochter ist knapp 4 und war schon immer sehr dickköpfig, stur und herrisch. Sie ist sehr klug, kann sehr gut sprechen und ist äußerst mitfühlend. Außer bei ihrem kleineren Bruder und dem Hund. Sie kommandiert sie die ganze Zeit rum, oder versucht es. Sie sperrt den Hund bei jeder Gelegenheit ein oder bindet ihn an, versucht Rollenspiele mit ihm zu spielen und ärgert sich riesig, wenn er nicht tut was sie will. Genauso beim kleinen Bruder, 1 1/2. Er muss alles so machen, wie sie es sagt. Alles erklären, dass er sie noch nicht verstehen kann, dass er diverse Dinge noch garnicht kann, akzeptiert sie nicht. Sie bellt, er soll nachbellen und weil er es in ihren Augen nicht richtig macht, schreit sie ihn an "NEIN SO NICHT". Wenn wir bei Freunden sind, sie in der Kita ist, wir bei der Spielgruppe sind/waren ist sie so eine liebe Maus gegenüber der Kleinen und Großen. Sie ist höflich und zeigt Verständnis, wenn etwas nicht klappt. Ich bin eigentlich immer sehr konsequent. Sage ich nein, bleibe ich dabei. Ich erklär ihr natürlich mein Verbot um nicht zu autoritär zu wirken, aber ich merke, wenn ich ihr irgendetwas verbiete, dann lässt sie ihren Frust an den beiden schwächeren aus. Ich sage ihr auch immer wieder, dass es nicht ihre Aufgabe ist den Bruder zu erziehen. Ich sage ihr, dass das meine Aufgabe ist, aber sie wäre viel lieber das Familienoberhaupt hier. Ich bin alleinerziehend, aber eigentlich sind wir alle recht harmonisch und glücklich, aber diese heimische Dominanz macht mich fertig und ich mag dieses rumgeschreie auch überhaupt nicht. Wenn sie schreit, sage ich ihr, dass mir das in den Ohren weh tut und sie es sein lassen soll, aber sie hört nicht auf. Wenn dann aber 2 Minuten später der Bruder lauter wird, schreit sie ihn an, dass ihr davon die Ohren weh tun würden. Hm, lange Rede, kurzer Sinn. Wie streng darf ich ihr gegenüber sein? Ich gestehe, dass ich sie in letzter Zeit nun bei ihren "Anfällen" in ihr Zimmer geschickt habe und die Tür zumachte, obwohl ich weiß, dass man das nicht machen soll. Ich rede mit ihr weiterhin durch die Tür und sage ihr, dass sie wieder zu uns kommen darf, wenn sie wieder freundlicher ist. Ich merke, dass sie das wirklich runterbringt, aber ich will auch keine bleibenden Schäden hinterlassen, wenn ich falsche Vorgehensweisen habe. Bin über jeden Tipp dankbar!

von stuffstuff am 18.08.2015, 07:35



Antwort auf: Wie gehe ich mit dominantem Kind um?

Liebe Stuffstuff, Ihre Tochter kann noch nicht verstehen, dass der kleine Bruder und der Hund nicht immer so reagieren, wie sie es sich vorstellt. Dies muss sie immer wieder erfahren. Erklärungen, wie, dass es Ihre Aufgabe ist, den Bruder zu erziehen usw. versteht Ihre Tochter noch nicht. Vielmehr genügt ein klares NEIN, mehr möchte sie in dem Moment auch gar nicht hören und hört es dann auch nicht. Dass sie Sie grundsätzlich versteht, sehen Sie daran, dass Sie sie kopiert: "Das tut mir in den Ohren weh." Ist denn das in den Ohren weh tun der Grund, warum Ihre Tochter nicht schreien soll oder ist es nicht auch grundsätzlich so, dass nicht rumgeschrien werden soll? Dann sollten Sie klar aussprechen, dass Sie es nicht wollen, nicht nur, weil es in den Ohren weh tut. "NEIN, ich möchte nicht, dass du schreist." Gerne können Sie auch mal den Raum verlassen, wenn Ihre Tochter zu laut ist, dann hat sie kein Gegenüber mehr, das sie anschreien kann und muss sich nicht noch darüber aufregen, dass sie ins Zimmer gebracht wurde. Spielt Ihre Tochter mit dem Bruder oder dem Hund, wie sie es eigentlich nicht sollte, dann unterbrechen Sie das Spiel. Gerne können Sie ihr eine Alternative vorschlagen. Wichtig ist, dass sie nicht nur hört, dass sie ... nicht tun soll, sondern erfährt, dass sie in dem Moment auch keine Gelegenheit mehr dazu bekommt. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 18.08.2015