Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Hallo! Wir bekommen im Sommer unser zweites Kind. Unser Sohn wird dann nicht ganz 21 Monate sein. Hier vor Ort haben wir weder Verwandte noch Bekannte, die dem kleinen tatsächlich vertraut wären. Wir haben zwar Bekannte, aber die sind sehr selten zu Besuch bei uns und so wirklich Kontakt hat unser Sohn mit denen nicht. Jetzt sind wir halt am Überlegen, was wir machen, wenn die Geburt von Kind 2 plötzlich losgeht. Tagsüber ist er in der Kita. Würden die Wehen pünktlich 8:00 Uhr losgehen und Kind wäre vor 15 Uhr da, alles kein Problem. Es ist nur sehr fraglich, dass man soviel Glück haben wird ;) Wahrscheinlicher ist ja doch, dass es in der Nacht oder irgendwann am Nachmittag losgeht... Ich möchte nicht so wirklich allein im Kreißsaal sein, wenn das Kind kommt und natürlich wäre mein Mann auch gern dabei. Unseren Sohn wollen wir aber beide auch nicht "stehenlassen", das ist klar. Deshalb haben wir überlegt, ob wir einen Babysitter bitten, für den Fall der Fälle hier einzuspringen. Also wenn es in der Nacht losgeht, dass sie vorbei kommt und hier bei uns bleibt/schläft und ggf. unseren Sohn für die KiTa fertig macht und hinbringt (sind nur 3 Minuten Fußweg). Sofern Papa es nicht rechtzeitig nach Hause schafft. Und falls es Tagsüber losgeht, dass sie ihn von der KiTa abholt und nach Hause bringt und dort mit ihm noch spielt und ihn beschäftigt. Ich hatte gedacht, in der KiTa nachzufragen, ob eine der Erzieherin (er kennt, da er 8h am Tag dort ist fast alle gut und hat da sehr viel Vertrauen in die) das übernehmen könnte. Mein Mann meint, es reicht, wenn wir einen "normalen" Babysitter suchen und die vier, fünf Mal bei uns auf ihn aufgepasst hat. Ich bin sehr zerrissen, was diese Frage angeht. Auf der einen Seite denke ich, dass er zu den Erziehern in der KiTa schon sehr viel Vertrauen hat und es für ihn dann vielleicht leichter ist, sich von ihnen trösten zu lassen, wenn Mama und Papa nicht da sind - speziell früh wenn er quasi "allein" aufwacht. Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass ich genau damit seine Beziehung zu dieser Erzieherin kaputt mache, weil es ihn irritieren könnte, dass sie dann plötzlich auch noch bei uns Zuhause ist und nicht nur in der Krippe. Können Sie mir einen Rat geben, welche Richtung hier besser ist? Lieber eine ihm jetzt schon vertraute und täglich begegnende Person oder jemand, der erst neu eingeführt wird? Klar, müsste man von den Erziehern auch erst mal jemanden finden, aber bevor ich da ein riesen Fass aufmache und rumfrage, würde ich gern sicher sein, dass das für ihn die bessere Lösung ist. Ihm dann im Juni (20 Monate dann) zu erklären, dass Mama und Papa dann vielleicht mal nicht da sind, wird denke ich mal nicht funktionieren, oder? Er versteht jetzt (16 Monate) ja auch noch so gar nicht, dass er ein Geschwisterchen bekommt. LG und schon einmal vielen Dank Lilly

Mitglied inaktiv - 09.03.2016, 09:01



Antwort auf: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Liebe Lilly, meine Vorrednerin hat detailliert geschrieben, wie so ein "Geburts-Notdienst" aus Sicht einer Babysitterin aussehen kann. Auch ich tendiere zu einer externen Babysitterin. Spätestens drei Monate vor dem errechneten Termin sollte diese regelmäßig erst in Ihrem Beisein, dann auch ohne Mama, auf Ihren Sohn aufpassen. Ihr Sohn wird auch mit 20 Monaten nicht verstehen, wenn Sie ihm erklären, dass irgendwann in den nächsten Tagen Mama und Papa nicht da sein werden. Umso wichtiger, dass er frühzeitig Vertrauen zu einer Babysitterin fasst. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 09.03.2016



Antwort auf: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Ich berichte dir mal aus der Sicht einer Babysitterin. Ich habe schon zweimal über die Geburt Kinder betreut. Im Mai 2011 kam das 3.Kind zur Welt. Die Mutter hat mich mittags bei der Arbeit angerufen und wir haben dann abgesprochen dass ich die Großen (2+3J.) von der Kita abhole. Zum Glück kannte man mich in der Kita. Dort wurde nicht Bescheid gegeben dass ich heute komme aber es war denen bekannt dass ich die Kinder betreue und abholberechtigt bin (dass muss man schriftlich angeben). Ich habe die Situation erklärt und die beiden wurden mir mitgegeben. Tipp: vorher die Babysitterin dort vorstellen und ggf.schriftlich als abholberechtigte Person eintragen lassen und mitteilen dass sie das Kind ggf.auch ohne Vorankündigung abholen darf. Die Kinder kannten mich gut (war seit Dez. 2008 in der Familie tätig). Wir haben einen normalen Nachmittag verbracht (Spielplatz) und abebds zusammen gegessen und dann ging es für die beiden ins Bett. Am späten Nachmittag habe ich den Anruf bekommen dass das Baby da ist. Leider nicht gesund Mutter auch im kritischen Zustand. Der Zustand der Mutter wurde abends stabil beim Baby dauerte es ein paar Tage. Umso besser dass Papa die ganze Zeit mit im Krankenhaus war. Die Großen haben zwar von mir erfahren dass das Baby da ist mehr aber nicht. Zum Glück haben beide überlebt. Die Kinder haben das Ganze gut weg gesteckt. Das zweite Mal war im Mai 2015. Das dritte Kind. Kurz vor Mitternacht rief der Vater mich an dass seine Frau mit Rettungswagen ins Krankenhaus gekommen ist und er gerne nachfahren würde. (Es war eine geplante Hausgeburt die nicht gelang). Schon ein paar Wochen vorher haben die Eltern mich gefragt ob ich während der Geburt die Großen betreuen würde falls die Hausgeburt nicht klappt bzw. Die Kinder das nicht gut mit machen. Die Eltern haben eine Notfalltelefonliste angefertigt die am Kühlschrank hing. So wussten beide wem sie im Notfall anrufen können. Selbst der Große (8J.) Wusste das. Ich bin dann schnell dahin gefahren (habe ein eigenes Auto sonst wäre ich mit Taxi gefahren. Das Geld hätte ich auch wieder bekommen. ) Der Mann ist dann ins Krankenhaus gefahren. Die beiden Kinder (2 und 8J.) Schliefen. Die Kleine ist irgendwann aufgewacht und war irritiert dass ich jetzt da war. Ich habe sie Mithilfe einer Dvd beruhigen können (und ich denke so was darf im Notfall schon mal sein). Nach ca.einer Stunde habe ich mich mit ihr zusammen ins Bett gelegt und sie hat geschlafen. Der Große gat die ganze Zeit geschlafen. Der Vater kam leider ein paar Minuten zu spät. Baby war schon da. Aber er war dann auch da und sie konnten die Zeit gemeinsam genießen. Geplant hatte die Mutter nach vier Stunden das Krankenhaus zu verlassen aber daraus wurde nichts. Denn ihr Kreislauf wurde instabil und am Ende wurde sie beatmet. Nach ein paar Stunden verbesserte sich alles. Der Mann war die Zeit bei ihr was für alle gut war. Großeltern wurden morgens angerufen und sind dann angereist und haben die Großen betreut. Die Kinder betreue ich seit April 2013. Ich denke dass eine Babysitterin diese Aufgabe gut übernehmen kann. Vorher Kennenlernen Kind betreut haben sollte schon statt gefunden haben. Da euer Baby erst im Sommer kommt gabt ihr noch ein paar Monate Zeit. Tipp: in der Kita Bescheid geben, Haustürschlüssel der Babysitterin geben oder irgendwo hinterlegen wo sie auch weiß dass er da ist (nicht dass sie nicht ins Haus kommt). Vertrauen haben ist wohl das Wichtigste. Die Babysitterin wird es schon schaffen. Können denn Großeltern anreisen für die Tage nach der Geburt? Ob die Babysitterin eine Erzieherin eures Kindes ist oder jemand anderes das ist egal. Ich bin selbst Erzieherin und passe nicht auf Kinder auf die in meiner Kita sind wegen Beruf und privat. Oftmals wollen Eltern dann privat noch was aus der Kita wissen und da ist es schwierig im punkto Nähe und Distanz (ich habKe es einmal gemacht und danach nicht wieder). Daher tendiere ich zu privat. Zumal diese langfristig bleiben kann. Sucht ihr denn jemanden die langfristig bleibt? Auch nach der Geburt?

von Ani123 am 09.03.2016, 20:03



Antwort auf: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Danke zunächst mal für die ausführlichen Antwort! Die Großeltern können leider nicht anreisen, da sie beide 400km entfernt wohnen. Die einen sind Rentner und selbst gerade schwer krank (was sich bis Juli nicht geben wird und sie sowieso als Betreuer für den "Großen" ausschließt) und die anderen sind voll berufstätig und können nicht so spontan freimachen. Zumal meine Mutter z.B. aufgrund ihrer Größe und Statur auch körperlich nicht in der Lage ist ihn auf den Wickeltisch zu heben und anzuziehen. Erst recht nicht, wenn er wieder mal trotzig wird und sich nicht wickeln lassen will. Er hatte bisher keine Babysitter, weil sich auch nicht so richtig die Gelegenheit ergeben hat und er halt doch sehr an uns, vor allem mir hängt. In der KiTa funktioniert das zwar alles gut, aber sobald ich Zuhause aus dem Haus gehe und er sieht es, ist die Katastophe los. Da kann ihn auch mein Mann kaum beruhigen und bei dem ist er sonst auch total entspannt. Wir würden schon langfristig immer mal wieder einen Babysitter wollen, aber nicht regelmäßig, vielleicht zwei, drei Mal im Jahr. Wie regelmäßig oder "häufig" müsste denn der Kontakt im Voraus sein, damit man das planen kann? Es gibt nicht gerade viele "Gelegenheiten" wo er fremdbetreut werden könnte. Er ist schon, da wir beide voll arbeiten, 8h in der KiTa und die wenige Zeit, die wir mit ihm haben, wollen wir ihm natürlich auch widmen. Mir ist schon klar, dass die ganze Sache erfordert, ihn auch loszulassen, aber ich hab halt immer die Sorge, dass wir ihm damit erst recht Angst machen, weil er dann noch weniger Zeit mit uns verbringt. Sommerferien sind hier leider erst nach der Geburt, das fällt also auch flach :( LG Lilly

Mitglied inaktiv - 10.03.2016, 07:21



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Hallo, wenn Ihr nur so selten einen Babysitter möchtet, dann würde ich das Babysitter-Konzept für diese Situation in Frage stellen. Euer Sohn ist nicht wirklich mit der Person vertraut. Wenn Ihr jetzt intensiv mit einem Babysitter beginnt und nach der Geburt kommt dieser gar nicht mehr, dann stellt sich für Euren Sohn vielleicht auch die Frage: warum kommt xy nichtmehr? Für ihn ist ja dann der Babysitter schon auch Freundin und Bezugsperson geworden, die ihr ihm wieder "wegnimmt". Vielleicht macht es mehr Sinn, eine andere Mutter aus der KiTa zu fragen? Die Kinder sehen ja die Eltern anderer Kinder täglich. Außerdem wäre es für dein Übergang tagsüber nach der KiTa auch einfach, mit zu einem KiTa-Freund zu gehen. Kontakte könnten sich ja auch die kommenden Monate intensivieren. Z. B. dass nach der KiTa Euer Sohn noch für eine halbe Stunde mit zu einem anderen Kind geht; dann kennt sich Euer Sohn auch dort aus und ist weniger überrascht, wenn er am Geburts-Tag wieder dorthin mitgeht und vielleicht auch zu Abendbrot ißt etc. Liebe Grüße, Pureheart

von Pureheart am 11.03.2016, 00:05



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Nur ein kurzer Kommentar zum Thema "Oma kann Sohn nicht auf Wickeltisch heben". Das ist ja gar nicht nötig. Sie kann ja auch auf dem Boden wickeln, mit einem Handtuch oder der ganz normalen Wickelunterlage drunter. Dann kann er auch nicht runterfallen, wenn er sich sträubt. Wir haben das (mit Zwillingen) nach dem ersten halben Jahr immer so gemacht, fand ich sehr praktisch, weil dann Nr. 2 nicht so weit weg war. Im Übrigen funktionieren viele Sachen mit Großeltern besser als bei den Eltern.

von zweizwerge am 11.03.2016, 10:42



Antwort auf: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Mein Sohn ist 16 Monate, er hat keinen Kontakt zu den Kindern in der Krippe nach den Betreuungszeiten, außer, dass man sich mal auf dem Spielplatz trifft. Die Mütter kennt er schon gar nicht und ich genauso wenig... Wenn er abgeholt wird, sind die anderen Krippenkinder auch schon längst weg. Die meisten Mütter hier arbeiten nicht oder nur halbtags, da gibt es kaum Berührungspunkte. Andere Mütter zu fragen kommt für mich ehrlich gesagt nicht in Frage, da ich niemandem sehen kann, der bereit ist einfach mal so derartig viel Zeit zu investieren ohne Bezahlung. Und mit Bezahlung ist es auch ein Babysitter... Wenn er älter wäre, käme das in Frage, aber er ist in einem Alter, wo die Kinder halt nicht zusammen spielen. LG Lilly

Mitglied inaktiv - 11.03.2016, 18:58



Antwort auf: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Auch wenn das funktionieren würde mit dem Wickeln, wohnt meine Mutter immer noch 400km entfernt mit Vollzeitjob und ohne Urlaubsmöglichkeit im Juli. Auto hat sie auch nicht ;) Die Großeltern sind aus dem Spiel, da meine Schwiegereltern gesundheitlich absolut flach fallen werden. Wäre das nicht jetzt so gekommen, hätten wir sie gefragt, ob sie den Monat bei uns hier verbringen und das hätten sie auch geschafft (mein SV ist fit). Das fällt laber eider aus, deshalb jetzt das Betreuungsproblem :( Ich will halt echt nicht den im Raum stehenden erneuten KS als erste Entbindungsart wählen, nur weil wir unseren Sohn nicht betreut kriegen. LG Lilly

Mitglied inaktiv - 11.03.2016, 19:03



Antwort auf: Wen für den "Geburts-Notdienst"?

Liebe Lilly, bestenfalls fangens Sie drei Monate vor dem "Geburts-Notdienst" mit der Babysittereinführung an. Je nach Kind sind ein oder zwei Treffen die Woche sinnvoll. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 11.03.2016