Frage: Was mach ich nur falsch?

Hallo, ich weiß echt nicht mehr weiter. Meine Zwillingsmädchen sind zwei 1/2 Jahre alt und schreien den ganzen Tag, meist wegen Kleinigkeiten. Sie streiten sich, sind eifersüchtig und wollen alles allein machen, was leider nicht immer klappt. Ich versuche Verständnis zu zeigen, unterstütze sie und zeige ihnen, wie sie es vielleicht besser machen können. Doch zunehmend wollen sie sich von mir nicht helfen lassen. Sie schreien aus vollem Hals, mal mit, mal ohne Tränen. Wenn sie ihren Willen nicht bekommen, hauen sie ihren Kopf irgendwo wegen, manchmal so doll, dass sie blaue Flecken an der Stirn haben. Ich hab so vieles schon ausprobiert. Von "in den Arm nehmen und trösten", bis zu "ignorieren" und "Auszeiten geben". Doch nichts hilft. Sie sind seit etwa 9 Monaten so anstrengend und ich muss dazu erwähnen, dass ich seit Anfang an Alleinerziehend bin. Ich habe das Gefühl, sie wollen die ungeteilte Aufmerksamkeit und am Liebsten 24- Stunden- Bespaßung, Doch das kann ich nun mal nicht, da ich ja auch noch solche Dinge wie Kochen und Haushalt habe. Sicher versuch ich vieles auf Abends zu legen, doch selbst hab ich fast kein Leben mehr. Die Mädels kommen ab November in den Kindergarten, früher haben wir keinen Platz bekommen und meine KiÄìn meint, dass das alles noch normal ist und ich solle den Kindern Zeit geben, bis sie 4 Jahre alt sind, dann würde es leichter werden. Meine Kinder sind richtige Wildfänge, sie bekommen alles kaputt, hören überhaupt nicht, was für mich ein großes Sicherheitsrisiko darstellt. Ich weiß nicht, ob ich den Kindern zuviel abverlange oder was ich sonst falsch gemacht habe, dass sie nun so sind. Kleine Beispiele: Kind 1 möchte sich mit auf´s Sofa setzen und verliert dabei seinen Schuh. Sie brüllt sofort aus vollem Hals. Ich sage ihr, dass es doch kein Problem ist, sie soll ihren Schuh aufheben, anziehen und sich wieder setzen. Sie (versteht mich), bleibt wie erstarrt in der Position und brüllt weiter. Durch das Brüllen verliert sie ihren Schnuller und legt noch eins oben drauf und schreit nun, als würde ihr sonst etwas passieren. Kind 2 fährt Dreirad und fällt um, bleibt so liegen und brüllt wie am Spieß, obwohl sie sich nichts getan hat. Hebt man sie nach einiger Zeit auf, lacht sie gleich wieder, als wär nie was gewesen. Ständig will Kind 1 auf den Arm, nehm ich sie mal auf den Arm, möchte Kind 2 auch sofort. Deshalb nehme ich sie nur noch in besonderen Fällen, wie Trösten, hoch, da ich nicht den ganzen Tag 27 Kilo mit mit rumtragen kann (beide zusammen). Möchte ich mich mit ihnen hinsetzen, ist es den Mädels auch nicht genehm und heulen dann ebenfalls. Steht Kind 1 neben mir, will hoch und ich sage Nein (Erklären bringt auch nichts- selbe Ergebnis), steht sie schreiend neben mir. Da ich nicht möchte, dass sie glauben mit diesem schlechten Verhalten durchkommen zu können, ignoriere ich sie. Dann hat das Kind ein Durchhaltevermögen von 45 Min. und länger. Ablenken bringt nichts. Sie sind jeden Tag draußen, da wir das Glück haben einen großen Garten zu haben. Sie können Rennen und Toben und trotzdem sind sie Abends wie aufgedreht. Im Garten hängen sie an meinem Rockzipfel, hat mal eine Freundin Zeit, mit auf den Spielplatz zu kommen, interessiert es meine Kinder kaum, wo ich bin, sie machen was sie wollen und hören überhaupt nicht. Ich werde morgen bei meinem Hausarzt über eine Mutter-Kind-Kur reden, denn ich habe gelesen, dass es auch Angebote mit Erziehungshilfe gibt. Ansonsten weiß ich mir keinen Rat mehr. Ich bin total fertig mit den Nerven, das Dauergeschrei in Hochfrequenz schafft mich. Alle im Bekanntenkreis sagen, meine Mädels seien so extrem, doch keiner weiß, was ich anders machen kann. Ich bin für Anregungen wirklich dankbar und sorry für den langen Text ;) Steff

von steff317 am 18.05.2016, 12:25



Antwort auf: Was mach ich nur falsch?

Liebe Steff, beide Kinder für sich handeln, wie viele Zweijährige. Sie sind wütend, weil der Hausschuh vom Fuß fällt und anstatt ihn einfach wieder aufzuheben, gibts Protestgeschrei. Das Kind fällt mit dem Dreirad um, aus Erwachsenensicht ist nichts passiert, aus Kindersicht sollte das Umfallen aber nicht sein und ist ein großes Drama. Kommen Sie sich und den Mädchen ein wenig entgegen. Der Schuh fällt runter, dann heben Sie ihn wieder auf. Das Dreirad fällt samt Kind um, dann helfen Sie Ihrer Tochter und dem Dreirad wieder auf. Im Bezug auf diese Beispiele verhalten sich Ihre Töchter wie sehr viel Zweijährige. Auch, dass sie regelmäßig auf den Arm genommen werden wollen, ist ganz normal. Zu dem ganz nomalen alterstypischen Verhalten kommt hinzu, dass Ihre Mädchen sich die Mama ununterbrochen teilen müssen. Selten oder nie gibt es Zeit für eine alleine. Sie sind eifersüchtig aufeinander und wenn die eine auf den Arm darf, möchte die andere auch. Dies ist bei den meisten Geschwistern so, dazu müssen es nicht einmal Zwillinge sein. Vermutlich ist das anstrengenste das viele Schreien. Kommen Sie den Kindern aus dem Grund gerne in den nächsten Wochen entgegen, in dem Sie gleich "zur Hilfe eilen". Dies wird auch für Sie eine Menge Entspannung bringen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 18.05.2016



Antwort auf: Was mach ich nur falsch?

Ich wollte Dich mal etwas entlasten: Ich habe beruflich auch mit Kindern zu tun. Und es ist definitiv so, dass es erziehungsschwierige Kinder gibt. Ob ein Kind es seinen Eltern eher leicht macht oder nicht, ist - nach einer neuen israelischen Studie - sehr stark eine Frage der Veranlagung und keine reine Erziehungsfrage. Will heißen: Manche Kinder sind schon von Natur aus (von dem also, was sie genetisch mitbringen) einfach "anstrengender" als andere, denn sie haben eine schwächere Impulskontrolle. Man nennt sie "unterkontrollierte Kinder". Das ist nichts Unnormales und auch keine Störung oder so - sondern wirklich eine Typfrage. Man kommt langsam davon weg zu glauben, Eltern seien auch noch "Schuld" an solchen Eigenschaften. Du machst nichts falsch, sondern Du versuchst im Gegenteil, alles so gut und so richtig zu machen wie möglich! Gut, dass Du ab November Entlastung hast. Besser wäre es, Du hättest sogar schon früher Hilfe, z. B. durch eine Tagesmutter an einigen Vormittagen die Woche, falls das finanziell möglich ist. Bin aber auch gespannt, was die Fachfrau rät. Ich wünsche Dir viel Kraft, halte durch, gell! Es kommen auch bessere Zeiten! Das Allerwichtigste: Nimm Dir selbst den Druck und die völlig überflüssigen Schuldgefühle. Du machst nichts falsch, und Du musst auch nicht immer perfekt, geduldig und gelassen sein. Mütter dürfen auch Nerven haben! Schuldgefühle sind für Kinder übrigens wesentlich belastender als eine Mutter, die dazu steht, dass sie manchmal einfach im Quadrat springen könnte - oder auch schlicht mal nicht mehr kann. Ich würde allerdings tatsächlich schon vor November eine kostenlose Erziehungsberatung nutzen. Einfach, um auch nochmal selbst und von fachlicher Seite zu hören, dass Du nichts falsch machst - aber vor allem, um Tipps für den Alltag zu bekommen. Es gibt ein paar Dinge, auf die "Wildfänge" wie Deine beiden Mäuse besser ansprechen als auf Ermahnungen oder Auszeiten. Sie brauchen z. B. eine bestimmte, geeignete Art der Berührung oder auch der Ansprache - und man muss solche Dinge einfach wissen. Deshalb ist es immer richtig, sich Hilfe zu suchen, wenn man im Alltag mit den Kids einfach nicht mehr kann. LG

von Bonnie am 18.05.2016, 13:15



Antwort auf: Was mach ich nur falsch?

Hallo Bonnie, vielen Dank für die aufbauenden Worte. Wir waren gestern noch einmal bei unserer Kinderärztin, die mir versicherte, dass meine Mädels nicht verhaltensauffällig sind, sondern, wie Frau Ubbens ebenfalls geschrieben hat, sich alterstypisch verhalten. Dennoch habe ich nun alles für eine Mutter-Kind-Kur in die Wege geleitet. Liebe Frau Ubbens, ja, mein Hauptproblem ist das ständige Schreien, denn ich habe das Gefühl, ich kann meinen Kindern nichts recht machen. Helfe ich ihnen, ist es verkehrt, tu ich es nicht, passt es ihnen auch nicht. Ich dachte mir, es sei besser, ich gebe meinen Töchtern Hilfestellungen, damit sie die Dinge machen können, die sie so unbedingt selber tun wollen. Anstatt alles für sie zu tun. Denn beide wollen am liebsten alles können. Ich versteh, dass sie gerade deshalb so frustriert sind, doch wenn sie weder meine Hilfe wollen, noch es alleine schaffen, dann bleibt das Ende der verschiedenen Situationen immer das selbe - Geschrei... Aber ich werde versuchen Ihren Rat in die Tat umzusetzen und meinen Mädels mehr unter die Arme greifen. Ich hoffe, ich werde in den nächsten Wochen eine Verbesserung merken. Vielen Dank Steff

von steff317 am 20.05.2016, 12:16