Verzweiflung im Kindergarten

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Verzweiflung im Kindergarten

Hallo Frau Ubbens, Ich hoffe Sie können mir helfen: mein Sohn ist 3, geht seit dem er 1 ist in einen Betriebskindergarten, fühlt sich da sehr wohl. Seit einiger Zeit gibt es leider dort Probleme, dass die Erzieherinnen nicht mehr weiter wissen; ganz oft fängt er dort plötzlich an Kinder zu beißen, schlagen und Sachen um sich zu schmeißen, meist aus reinem Übermut oder um (negativ) Aufmerksamkeit zu erlangen. Trotz Konsequenzen, aus dem Spiel holen etc. lässt das Problem nicht nach. Die Erzieherinnen meinen es wäre ein Aufmerksamkeitsproblem. Zuhause (er ist noch Einzelkind), ist er ein braves, hilfsbereites Kind, wo mir nichts auffälliges auffällt, ich beschäftige mich gerne und viel mit ihm. ich kann mir jeden Tag von den Erzieherinnen anhören, wie schlimm mein Sohn wieder war, sodass ich langsam verzweifle, was kann ich machen? Zuhause bekommt er ebenfalls Grenzen gesetzt und wenn wir uns bei Freunden treffen, spielt er mehr nebenher oder für sich, manchmal konnte ich beobachten, dass er das Kind zwickt um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, natürlich schimpfe bzw erkläre ihm, dass er das nicht darf, danach ist es meist auch gut. Vlt haben Sie Tipps für mich? Vielen Dank im Voraus!

von Didi85 am 17.11.2016, 15:15



Antwort auf: Verzweiflung im Kindergarten

Liebe Didi85, Sie haben sich schon gut mit meiner Vorrednerin ausgetauscht. Da meine Vorrednerin schon so gut geantwortet hat, kann ich dem bis auf eine kleine Idee nichts mehr hinzufügen. Merken die Erzieher, dass Ihr Sohn unruhig wird, können sie ihn kurz aus dem Spiel nehmen und eine kleine Runde mit ihm durch den Garten gehen o.ä.. Eine Miniauszeit hilft meist weiter, um wieder mit Ruhe und Geduld zum eigentlichen Spiel zurück zu kehren. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 18.11.2016



Antwort auf: Verzweiflung im Kindergarten

Hallo, viele Kinder (und oft gerade Jungs) können ihre Wünsche noch nicht so gut in Worten ausdrücken, sondern werden sozusagen "handgreiflich" - sie lösten Konflikte also eher motorisch. Das ist eine normale Entwicklung. Trotzdem kann man ein Kind natürlich unterstützen, ein gutes Sozialverhalten zu lernen. Aber die Erzieherinnen erwarten offenbar, dass DU das Problem aus der Ferne und von zu Hause aus löst. Das ist ja leider eine ziemlich häufige Einstellung. Es ist aber gar nicht möglich, sein Kind fernzusteuern. Du kannst zu Hause auf Deinen Sohn einreden und ihm alles erklären, soviel Du willst - im Kiga-Trubel hat er das sofort wieder vergessen. Es ist natürlich gut, wenn Du Deinem Sohn zu Hause oder auch bei Gastgebern Grenzen setzt. Du kannst ihm bessere Alternativen aufzeigen, Vorschläge machen, wie er anders reagieren könnte, wenn er versucht, durch Aggression etwas zu erreichen. Das ist richtig, weil Du ja dann auch anwesend und zuständig bist. Im Kiga aber ist es Aufgabe der Erzieherinnen, solche Situationen zu lösen. SIE sind anwesend, und sie sind dafür ausgebildet. Sage ihnen freundlich, dass Du zu Hause auf Deinen Sohn einwirkst, so gut es geht - dass Du aber im Kiga schlecht den ganzen Vormittag mit dabei sein kannst. Frage dann (freundlich, aber nachdrücklich-interessiert), was die Erzieherin jetzt tun könnte, um das Verhalten Deines Sohnes positiv zu beeinflussen. Spiel den Ball also an sie zurück - sie ist verantwortlich für Deinen Sohn, solange er im Kiga ist. Wenn ihr nichts einfällt, könntest Du ihr erzählen, wie Du das Ganze zu Hause löst. Wenn Ihr dann eine erste Vorgehensweise besprochen habt, kündige auch freundlich an, dass Du in ein paar Tagen noch einmal nachfragen wirst, ob die Maßnahmen schon Erfolg haben. So fühlt die Erzieherin, dass sie das Problem nicht abwälzen kann, sondern dass die Erwartung besteht, dass sie Lösungen findet und ausprobiert. Das erhöht ihre Motivation. Hake dann nach einiger Zeit auch wirklich nach und erkundige Dich, ob sich das Verhalten Deines Sohnes verändert hat. Wenn nicht, besprecht gemeinsam, was die Erzieherin vielleicht noch probieren könnte. Dein Sohn wird mit der Zeit lernen, seine Wünsche nicht mehr körperlich durchsetzen zu wollen, sondern verbal. Das braucht einfach seine Zeit. Zu Hause kannst Du ihm dabei helfen, im Kiga aber müssen die Erzieherinnen ihm dabei helfen! LG

von Astrid am 18.11.2016, 12:11



Antwort auf: Verzweiflung im Kindergarten

Vielen Dank für Deine Antwort, die mich sehr beruhigt hat weil ich nämlich das Gefühl habe, dass die Erzieherinnen denken ich sei an seinem Verhalten schuld (ich würde mich zuhause zu viel mit ihm beschäftigen... ). Ich kann mir leider sehr oft anhören "das sie noch nie so einen schlimmen Fall hatten und alle ratlos wären". Was man als Mutter nicht gerne hört, vor allem wenn zuhause alles in Ordnung ist (er beschäftigt sich zuhause auch mal alleine ohne negative Aufmerksamkeit wenn er mit mir spielen will). Er ist ein fröhliches, munteres Kind mit einer starkem Persönlichkeit, der sich noch nicht so gut sprachlich ausdrücken kann, deswegen glaube ich auch deiner Theorie, dass er eine andere Strategie gefunden hat, um mit Kindern in Kontakt zu treten. Ich werde das Gespräch mit den Erzieherinnen suchen und mehr treffen mit Müttern mit Kindern suchen, um sein sozialverhalten zu trainieren, vllt haben wir das in der Vergangenheit zu wenig gemacht. Danke dir nochmal!

von Didi85 am 18.11.2016, 13:09



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