Unentschlossenheit meiner Tochter (fast 5) macht mich wahnsinnig

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Unentschlossenheit meiner Tochter (fast 5) macht mich wahnsinnig

Liebe Frau Ubbens, ganz aktuell von heute morgen ein Fall, mit dem ich einfach nicht klar komme... (schonmal vorab sorry für den Roman!) Meine Tochter ist fast 5 und hat schon immer alles mit Tränen und Wüten zu lösen versucht (ich hatte schon das ein oder andere Mal dazu geschrieben). Sie trennt sich nach wie vor von mir sehr schlecht. Außer zu Oma und Opa und in den Kindi mag sie nirgends alleine hingehen. Heute morgen hat sich nun folgende Situation abgespielt (die sich auf beliebige andere Situationen in ähnlicher Intensität spiegeln lässt): Meine Tochter, mein Sohn (3) und ich sitzen in der Küche beim Frühstück - und ich richte nebenher das Vesper für den Kindi. Mein Mann ist um die Zeit schon aus dem Haus. So wie jeden Morgen. Es war fast alles für beide gerichtet, es fehlte nur noch die Brotvariante meiner Tochter. Sie darf morgens auswählen, was für ein Brot fürs spätere Vesper sie mitnehmen möchte. Normalerweise entscheidet sie sich entweder für ungetoasteten Toast ohne was drauf oder trockenes Knäckebrot, gelegentlich mit Butter drauf... mit beispielsweise leckerem Kartoffelbrot mit Lyoner drauf kann ich sie überhaupt nicht begeistern, Schokoaufstrich dürfen wir in den Kindi nicht mitgeben, und wenn ich etwas einpacke, was sie nicht ausgesucht hat, wird das halt einfach nicht gegessen und kommt so, wie es eingepackt wurde, am Nachmittag wieder zurück) ... Zusatz: Sie ist ein sehr dünnes Kind und ich bin froh um alles was sie isst. Ich habe sie zweimal gefragt, was sie mitnehmen möchte und zweimal die Antwort: "Ich weiß es noch nicht!" bekommen. Mittlerweile war die Vespertüte meines Sohnes verschlossen und im Rucksack verstaut, wir fertig mit dem Frühstück, mein Sohn zog sich grade Schuhe und Jacke an... und meine Tochter saß immer noch mit unentspanntem Gesichtsausdruck am Tisch und spielte abwesend mit einem Papierchen. Ich habe ihr dann noch einmal gesagt, dass sie sich jetzt bitte etwas aussuchen soll, sonst würde ich entscheiden... als daraufhin wieder nichts kam, habe ich eine Brotvariante genommen und wollte sie einpacken, als plötzlich Leben in sie kam, sie vom Stuhl sprang, mir die Vespertasche aus der Hand riss und schrie: "Das will ich aber nicht mitnehmen. Ich entscheide." Sie ahnen, wo es hinläuft... Ich habe ihr die Vespertasche wieder aus der Hand genommen und ihr in noch halbwegs ruhigem Ton gesagt, dass ich das so nicht akzeptiere und wollte die Tasche also ohne Brot in den Rucksack packen. Woraufhin sie völlig ausgerastet ist, schlagartig die Tränen flossen und sie wütend rumschrie. Sie hat sich ihre Vespertasche geschnappt, ist damit in die Küche gerannt und hat die Brotschublade aufgerissen. Unter Tränen schrie sie mich an, Sie wolle ein trockenes Toastbrot. Aber nur eins! In dem Moment ist mir leider der Kragen geplatzt. Ich habe mich voll mit reinziehen lassen und bin selber sehr laut geworden, weils mir einfach gereicht hat und wir solche Situationen ständig wegen jedem Sch... haben. Irgendwann sind einfach auch meine Nerven mal durch. Ich habe also ein Toast in eine Tüte gestopft, ziemlich wütend die Sachen gepackt, mich angezogen, ihr in sehr kurzen lauten Worten gesagt, sie solle sich jetzt sofort auch anziehen, wir würden jetzt gehen... als sie plötzlich in der Stimmung umstellte, die Tränenart "änderte" und in leidendem Ton sagte, sie wolle jetzt bitte kuscheln! Und ich weiß nicht, ob es verständlich ist, aber ich konnte das in dem Moment einfach nicht... nach Minuten voll Gebrüll, Geheule und Gezeter konnte ich nicht einfach so "Schnipp" auf "Alles wieder gut" umschalten. Ich sagte ihr, dass ich mich erst wieder beruhigen muss und sie sich jetzt bitte anziehen soll, was sie dann auch ohne weitere Umwege gemacht hat. Bis dahin hatte ich mich wieder soweit im Griff, dass wir uns hinsetzen konnten. Sie auf meinem Schoß, an mich gekuschelt. Ich habe ihr dann in normalem Ton versucht, die Situation zu erklären, dass das einfach Zuviel war und dass ich solche Verhaltensweisen nicht mehr akzeptieren werde und wir hier eine Lösung finden müssen. Die Lösung haben wir natürlich in dem Moment nicht gefunden... "Weiß ich auch nicht..." Im Kindi haben wir uns dann positiv voneinander verabschiedet und waren "wieder gut". Aber jetzt nach langer Rede (sorry, das musste jetzt alles mal raus...) Wie können wir solche Situationen besser meistern? Was für eine Lösung können wir finden, um den Tag nicht so unschön zu beginnen?! Oder alternativ zu beenden. Es geht so an meine Substanz! Sie will immer alles bestimmen, ist aber dann wieder total unentschlossen (so wie heute morgen oder ganz oft beim Anziehen oder der Gute-Nacht-Geschichte), heult sofort los, wenns nicht nach ihrem Sinne geht, streitet mit ihrem Bruder wegen jedem Schrott (der da natürlich auch nicht so einfach nachgibt), setzt permanent Tränen ein, was ziemlich an meinen Nerven zehrt... So gehts einfach nicht weiter! Haben sie mir einen umsetzbaren Rat? Soll ich sie in so einem Fall eine Auszeit nehmen lassen, bis sie sich beruhigt hat (das kann dann aber dauern und hat auch schon damit geendet, dass sie auf dem Stuhl vor Erschöpfung eingeschlafen ist). Die Vorgehensweise "Fragen - Fragen und Konsequenz ankündigen - Fragen und Konsequenz durchziehen" funktioniert auch nur, wenn kein Zeitdruck besteht, weil auch hier beweist sie immer wieder starkes Durchhaltevermögen. Oder muss ich generell die Zügel bei ihr "anziehen"? Vielleicht habe ich ihr in der jüngeren Vergangenheit einfach Zuviel Entscheidungsspielraum gelassen... ich weiß es einfach nicht mehr. Ach ja... im Kindi und bei den Großeltern gibt es diese Verhaltensweisen übrigens nicht. Mit würde von beiden Seiten mehrfach bestätigt, was für ein Vorzeigekind ich doch habe und wie vorbildlich sie sich in jeglicher Hinsicht benehmen würde. Tausend Dank für Ihren / Euren Rat, Doppelmami1213 PS: Mein Sohn saß die ganze Zeit auf der Treppe, hat unseren Streit interessiert beobachtet und als wir wieder ruhig waren, meinte er nur trocken: "Ich hab aber nix gemacht, gell, Mami?"

von Doppelmami1213 am 25.01.2017, 09:52



Antwort auf: Unentschlossenheit meiner Tochter (fast 5) macht mich wahnsinnig

Liebe Doppelmami1213, mit ihrer Unentschlossenheit bekommt Ihre Tochter ganz viel Aufmerksamkeit. Nehmen Sie die Spannung aus der Situation, in dem Sie z.B. das Aussuchen der Kleidung schon am Abend vorher erledigen und auch das Brot für die Vesper klären, bevor Ihre Tochter am Küchentisch sitzt und das eigentliche Frühstück beginnt. Kann sie sich nicht entscheiden, darf sie vielleicht gerne noch einmal ins Kinderzimmer gehen und wieder kommen, wenn sie sich entschieden hat. Verändern Sie die Situationen, in denen es regelmäßig zu kleinen Machtspielchen (Unentschlossenheit) kommt und planen meht Zeit ein, wenn Ihnen diese zur Verfügung steht. Die Tränen Ihrer Tocher können Sie versuchen zu ignorieren. Kein "Hör bitte auf" mehr. Vielleicht aber ein "Setz dich bitte auf die Treppe/den Hocker/den Stuhl/auf den Boden ... (gerne dorthin begleiten). Wenn du aufgehört hast mit Weinen, kommst du wieder und kannst ..." Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 26.01.2017



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