Sehr geehrte Frau Ubbens, unser Sohn (mitterweile knapp 14 Monate alt) geht seit etwa sechs Wochen in die Kita. Bedauerlicherweise haben wir diesbezüglich keine andere Wahl, da ich selbst Geld verdienen und meine Frau für ihr Examen lernen muss, welches sie wegen der Schwangerschaft und des ersten Lebensjahres unseres Sohnes abbrechen musste. Unser Sohn war an und für sich sehr offen gegenüber anderen - auch gegenüber Fremden. Er ging - beispielsweise auf Spielplätzen - auf andere Kinder zu und drehte sich kaum nach uns um - jedenfalls bis er in die Kita ging. Die erste Woche der Kita-Eingewöhnung (Anfang Oktober) begann entspannt: Wie erwartet, gab es keine großen Probleme. Wir blieben zunächst längere Zeit gemeinsam mit ihm in der Kita und ließen ihn dann anfangs nur für kurze, sich langsam steigernde Zeit allein dort. Bereits in der zweiten Woche fingen dann die Probleme an: Unser Sohn merkte offensichtlich, dass wir ihn nun regelmäßig in der Kita (allein) lassen würden und begann plötzlich, bei der Verabschiedung zu weinen. Er klammerte sich regelrecht an und uns und wurde urplötzlich auch zu Hause viel anhänglicher. Etwa zwei bis drei Wochen lang rückte er nicht von unserer Seite und begann sehr stark zu fremdeln. Die Erzieherin in der Kita, die für insgesamt etwa fünf Kinder (Gesamtgruppengröße: 16 Kinder) zuständig ist, sich aber derzeit hauptsächlich intensiv um unseren Sohn kümmert, berichtet stets, dass sie sehr zufrieden mit der Eingewöhnung sei. Selbst wenn unser Sohn bei der Verabschiedung weine, höre dies auf, sobald wir den Raum verließen. Danach sei alles super; der Kleine spiele und lasse sich sogar von ihr vormittags ins Bett bringen. Andere Kinder weinten acht Wochen lang durchgängig bis zur Abholung. Dennoch haben wir große Zweifel und eine immense Angst, unseren Sohn durch die Kita zu "traumatisieren". Er ist schließlich erst ein Jahr alt und zeigt uns durch sein Verhalten - seine einzige Ausdrucksmöglichkeit - mehr als deutlich, dass er dort nicht bleiben möchte. Mittlerweile sind schon sechs Wochen vergangen und wir haben das Gefühl, dass es nicht wirklich besser geworden ist. Wenngleich das Weinen und Klammern bei der Verabschiedung tatsächlich aufhört, sobald wir - meine Frau oder ich - den Raum verlassen haben, tritt es dennoch jeden einzelnen Morgen wieder auf. Montags ist es besonders schlimm - insbesondere dann, wenn es ein langes Wochenende gab, was zweimal der Fall war. Wir wissen einfach keinen Rat mehr und haben Angst, etwas Grundlegendes falsch zu machen und unserem Sohn Schaden zuzufügen. Zwar hat das extreme Fremdeln seit einiger Zeit aufgehört und unser Sohn ist nun auch wieder fröhlicher, offener, mutiger, weniger anhänglich und zugewandter, dennoch haben wir das Gefühl, dass das Weinen nicht besser wird und er leidet. Jetzt ist mein Beitrag schon so lang geworden, wofür ich mich entschuldigen möchte. Ich wäre allerdings für eine Beantwortung der Frage, ob das Verhalten unseres Sohnes "normal" ist und die Kita-Eingewöhnung (in dieser Weise) fortgeführt, verändert oder sogar abgebrochen werden sollte, sehr dankbar. Viele Grüße!
von Gwyny am 14.11.2016, 09:50